Samstag, 8. Mai 2010

mutatis mutandis

Ost-Ennerich (VSE)
8. 5. 2010 Sa
Tempora mutantur, was salopp übersetzt heißt in diesen Zeiten ist ganz schön was los oder vielleicht auch bald sind wir alle Mutanten. (Oder etwas anderes was mit M anfängt). Geschieht erst schleichend und dann abrupt, sozusagen mutatis mutandis. Was soll denn das nun wieder heißen, etwa Mutti hat viele Mutanten ? Nein, glaub ich nicht, eine Mutti kannten die alten Latriner noch nicht, denn die hielten es mehr mit der Mamma. Die rufen sie, also deren Nachfahren, doch bei jeder Gelegenheit an, besonders wenn es um ein Haar ins Auge gegangen wäre. Mamma mia, war das knapp ! Aber die Zeiten sind halt so, die ändern sich nicht bloß selbst, sondern schaffen auch viele Veränderte - nos et mutamur in illis. Und mit den Zeiten schwinden parallel die Illusionen, die man sich von seiner Zeit gemacht hat, nein, sie gehen ihnen immer ein wenig voraus, die schwindenden Illusionen, weshalb dann die Zeiten irgendwann zu Ende gehen und dann wieder eine neue Zeit beginnt, weil niemand mehr den dummen Langweilerparolen und den dreisten Propagandalügen Glauben schenken will, die vielen falschen und gefährlichen idiologischen Verblasenheiten nicht mehr hören kann und sich nach klaren, drastischen und ungeschönten Beschreibungen der Lage sehnt. So jedenfalls ging es vor jetzt bald 21 Jahren, also praktisch vor einer Generation in der DDR, als das über Jahrzehnte eingeschüchterte Volk nach zögerlichem Beginn feststellte, daß es durchaus eine Macht sein konnte. Und diese Erkenntnis dann als das Mantra der Revolution unüberhörbar artikulierte: WIR SIND DAS VOLK ! Da haben die alten Bonzen aber geschluckt, als ihnen so der Boden unter den Füßen weckgezogen wurde und ihr Anspruch eben das Volk selbst zu sein und es an der höchsten Spitze zu repräsentieren, als pure Anmaßung durchschaut und als schändlicher Betrug diesen vor die Füße geknallt wurde. Damals gewann die Tempomutante rasch an Fahrt und Honecker als der oberste Gefängnisaufseher und der oberste Jäger in Personalunion wurde in kurzer Zeit dann selbst ein Gejagter … Ja, so kann’s gehen - sic transit gloria mundi. Aber er kam doch eigentlich noch recht glimpflich davon; er verduftete nach zweidrei Zwischenstationen wie manch anderer in diesem Jahrhundert eben nach Südamerika. Jaja, so in dieser Art läuft es eigentlich immer - wenn die Zeiten sich ändern, tun sie das damit, daß eine bestimmte Zeit endet, also zum Abschluß kommt und eine neue, eine ganz andere beginnt. Geschieht gerne dann, wenn die Lüge zu groß, die Manipulation zu offensichtlich und die Indoktrination zu unerträglich werden. Steigt dazu noch der Unmut durch gewisse Ereignisse ins unermeßliche, braucht es nur noch eine Parole, die die Leute erreicht und verbindet. Und die sich wie ein Technostaccato dröhnend anstimmen läßt. Am besten so griffig und deutlich in der Aussage (an den Adressaten gerichtet) wie WIR SIND DAS VOLK. Das müßte doch zu machen sein, eben eine einfache Botschaft, die den Zeitgeist auf dem falschen Fuß erwischt, vielleicht in vier knappen Worten: WIR SIND NICHT DOOF. So als Grundtenor und dazwischen geschoben ein paar klare Ansagen zB. KEINE LÜGEN MEHR, und WIR HABEN’S SATT mit gerade mal vier Silben. Wo die uns sonst doch immer gerne mit veritablen Achtsilblern traktieren Marke Vergangenheitsbew….

Als ein renommierter Autor damals den richtigen Riecher hatte, was wurde er vor versammelter Runde gescholten und im nachhinein als ein Schwadroneur verhöhnt.




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~ 53. ~

Wer das Denken nicht angreifen kann,
attackiert den Denkenden.
André Heller

...Musikspur: Komm, Heller komm, du mußt dich arrangieren ... / Neue Lieder (glaub ich)...


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