Dienstag, 24. November 2009

Der Strom der Zeit ...

Ost-Ennerich (VSE)
23. 11. 09 Mo

Der November macht bekanntlich leicht trübsinnig wie auch nachdenklich - so schnell ist nun wieder ein Jahr dahin gezogen, und wir aufs neue in der Dunkelzone des Novembers angelangt. Aber so ist das eben, die Zeit schreitet unerbittlich voran; was ist schon ein Tag oder auch ein ganzer Monat ? So schnell, wie er gekommen und vorbeigezogen ist, ist er wieder Geschichte.
Eins, zwei, drei - im Sauseschritt / läuft die Zeit, wir laufen mit*. In dieser Art empfand es Wilhelm Busch und hat es in dem ihm eigenen Stil mit treffenden Worten plastisch beschrieben. Das kann man auch etwas anders sehen, wie es etwa Schiller getan hat. Dreifach ist der Schritt der Zeit: Zögernd kommt die Zukunft hergezogen, pfeilschnell ist das Jetzt entflogen, ewig still steht die Vergangenheit*.
Während der geniale Zeichner mit dem schnellen Strich sich ganz am Tempo berauscht und Schritt zu halten versucht, setzt der sprachmächtige Dichter auf einen philosophisch-analytischen Blick, um dem Phänomen Zeit beizukommen. Natürlich, das Jetzt ist eigentlich immer, also jederzeit, wenn man sich dessen gerade bewußt wird; und damit auch immer gleich schon wieder vorbei und passé. Klar, morgen ist heute gestern*. Und die Speise von heute ist die … Aber lassen wir das. Der eigentliche Charakter der Zeit ist sogesehen das Fließende, also das ständig im Fluß sein. Und die Fluß-Metapher hat zudem den Vorteil, das sie die unterschiedlichen Qualitäten von Zeit in sich spiegelt, denn ein Fluß fließt keinesfalls immer mit der gleichen Geschwindigkeit dahin; mal wälzt er sich träge durch eine flache, monotone Ebene, dann wieder wird er schnell und tosend, wenn sich das Tal verengt und Stromschnellen für zusätzliche Turbulenzen sorgen… Soweit nun die Reflexionen zu November, Vergänglichkeit und Zeit. Eine kleine Fortsetzung gibt‘s noch weiter unten in Gestalt des Novemberspruchs aus den Kalender-Sprüchen 09. (Kalender-Sprüche 2010 demnächst erhältlich).

Alle diese Sprüche gibt es originell und schön gestaltet als Karten
- zu bestellen zB. im Zehnerpack für 5 Euro. + 1 Euro Versandkosten
oder direkt im Laden. Eine kleine Auswahl der Karten und Schilder hier.

Nun aber zur nächsten Lesung im LI-LA Literatur-Laden. Ein spannendes Thema erwartet Sie, nämlich ein anthropologischer Essay eines großen Reisenden dieses Jahrhunderts der auch ein begnadeter Stilist war - ungemein aufschlußreich und anschaulich geschildert - der es vermag in Bann zu ziehen sowie einige massive Probleme der Gegenwart vom grundsätzlichen her zu beleuchten.
Am Fr., den 27. 11. um 20.15 Uhr

Bruce Chatwin – 'Nomadensturm'

Eine brillante ethnologische Studie
in eindringlichen Bildern eines rastlosen Geistes
über den elementaren, Jahrtausende alten Gegensatz
zwischen seßhaften Kulturen und Nomadenvölkern.
Eo Scheinder liest einen Essay aus
'Was mache ich hier'
von Bruce Chatwin.

--------------ж--------------

□ 32. ■
Der Strom der Zeit
ergießt sich
in das Meer der Ewigkeit


(Kalenderblatt demnächst.
Die verdammte Technik eben !)

Aber nun hier das Kalenderblatt an anderm Ort
Viel schöner anzusehen.

...Musikspur: Maria - Debbie Harry / Parallel Lines...


Freitag, 20. November 2009

Der Wahnsinn kursiert grenzenlos


Ost-Ennerich (VSE)
19. November 09 Do

Je älter ich werde, umso nüchterner und unaufgeregter werd ich auch. Nicht daß ich mich nicht über gar manches, ja vieles und vor allem über eines ärgere (und immer wieder stets aufs neue ärgern muß). Das läßt sich angesichts der verqueren Lage, der Trends und der trüben Aussichten nicht vermeiden. Aber wirklich schocken kann mich, zumindest als Meldung oder Filmbericht aus der Gegenwart, so leicht nichts mehr. Ja, wie auch bei den wild ins Kraut geschossenen Lügen, der allwaltenden Heuchelei und dieser widerlichen Verkleisterung aus Neusprech und Umerziehung, die einen alsbald umwehen, wenn man mal einen Sender einschaltet oder eine Zeitung aufschlägt. Der ganz normale Wahnsinn eben, der die Zeit erfaßt hat und von dem der Zeitgeist viel mehr als nur ein Liedchen singen kann. (Zu diesem hochergiebigen Thema wird demnächst auch ein Büchlein erscheinen mit Texten und Sprüchen, sowie Collagen und flotten Zeichnungen des Autors. Dies ‘Wahnsinns’-Buch wird den Wahnsinn im Titel führen; bei Gelegenheit mehr). Daß Politik kein sauberes und moralisch einwandfreies Geschäft ist, bekannte schon Bismarck, als er sich einmal dazu freimütig äußerte, etwa derart - die Menschen schliefen einfach besser, wenn sie nicht wüßten, wie Politik und Würste gemacht werden. Dabei ginge es nun einmal nicht immer so sauber und gerade zu; die krummen Wege werden eindeutig bevorzugt, denn ein Politiker muß immer auf der Hut sein und mit den Finten und Winkelzügen seiner Gegenspieler rechnen. Sehr wohl gibt es Unterschiede; auf der Skala von Verläßlichkeit und in Grundfragen ehrlich über Opportunismus bis hin zu abgefeimtester Perfidie hat es viele Zwischenstufen, auf denen man sich positionieren kann. Nur leider sind die altehrwürdigen Werte wie Verläßlichkeit und Charakter heute nicht mehr so sehr gefragt und vor allem dem Fortkommen und sozialen Aufstieg nicht sonderlich dienlich, während die geschmeidigen, aber nicht so haltbaren Verhaltensweisen vom anderen Ende der Skala leichten und schnellen Erfolg versprechen und für die Gesellschaft der Spätzeit stilbildend geworden sind. Das zynische, verantwortungslose, beziehungslose und perfide Verhalten hat sich immer mehr durchgesetzt; das sagen mir meine Augen und teilt mir ebenso die Witterung, das instinktive Gespür, mit. Aber bei diesen Vorbildern auch nicht weiter verwunderlich. Um auf die Sonnenseite zu kommen, arbeiten die meisten mit Tricks - und um so weit wie möglich nach oben zu gelangen, möglicherweise bis auf die Spitze der Pyramide, ist dann gewissermaßen jedes Mittel recht.



--------------ж--------------

Bei folgendem Spruch bin ich leider gezwungen, eine Warnung bzw. Verständnishilfe voranzustellen, die da lautet: VORSICHT SATIRE ! Nicht daß da irgend ein humorloser Frustkopp rührig wird und mir hernach noch die Ärzte- oder Apothekerkammer aufs Dach steigt … Aber wenn man diesen staatlicherseits aus sogenannten Verbraucherschutzgründen zwingend vorgeschriebenen Satz zu oft zu hören kriegt, entwickelt man mit der Zeit starke Aversionen gegen Sprüche dieser Art und deren Verursacher. Die spinnen, die Römer; und Römer sind alle, die sich groß was anmaßen und die Menschen mit ihrem Dummfug belästigen. Oder wie mein Freund Schorsche derlei Gedanken- und Sprachmüll knapp und trocken zu kommentieren pflegte - Der Wahnsinn kursiert grenzenlos.


♂ 31. ζ

Sollten Risiken oder Nebenwirkungen auftreten,
zerreißen Sie die Packungsbeilage
und schlagen Sie bitte ihren Arzt oder ihren Apotheker.

Wer noch ein wenig weiter klicken mag, hier noch etwas aus der Kategorie Angewandter Wahnsinn mit dem Titel: ‘Ein echter Schildbürgerstreich’

…Musikspur: Lionard Cohen - Let’s sing another song, boys, this one has grown old and bitter / Livesongs…

Donnerstag, 12. November 2009

Alte Müllerweisheit

Ost-Ennerich (VSE)
11. 11.09, Miretwoch

Die Zeiten ändern sich … - tempora mutantur nos et mutamur in illis. In diesen Zeiten zB. daran zu erkennen, daß nicht mehr nur die Rechten rechte Sprüche machen. Warum ? Darauf gibt es eine ebenso einfache wie zutreffende Antwort. Weil das (falsche) Denken (= all die falschen Prämissen und Dogmen und Denkvorgaben), das dies Land und halb Europa in dieses konfliktreiche Szenario geführt hat, niemals der Lösungsansatz sein kann, dieser kapitalen Misere auch endlich abzuhelfen. Denn alle offiziellen Lösungskonzepte haben bislang stets eine Vergrößerung der Probleme zur Folge gehabt. (So schießen mittlerweile allerorts die Moschen wie Pilze aus dem Stadtboden.) Als könnten bei eim solch großen kulturellen Abstand derart laue Therapien wie Sprachkurse, forcierte Einbürgerung und spezielle Förderprogramme am Grundproblem etwas ändern ! Aber unsere tollen Picker, äh Politiker ficht das, bis auf wenige Ausnahmen, noch immer nicht an. Im Gegenteil, sie verstärken nunmehr ihre Dummpropaganda, die den Leuten schon längst aus den Ohren herauskommt. Mit aufgeblasenen Begriffen wie Integrationsziele, Integrationsgipfel und Islamkonferenzen wird versucht, politische Entschlossenheit zu demonstrieren und so etwas wie ein Zukunftskonzept anzubieten. Was nur leider keines ist, wie der bisherige Verlauf all dieser Maßnahmen und Bemühungen in den letzten Jahren nur zugenüge gezeigt hat ... Viel eher droht, wie im letzten Beitrag schon angedeutet, allmählich eine Kritische Masse erreicht zu werden, die, wie die Physik lehrt, zu einer Kettenreaktion führen dürfte, welche aller Wahrscheinlichkeit nach unkontrolliert ablaufen wird. Und warum ? Weil die bisherige Entwicklung wenig Anlaß gibt zu glauben, bei dem, was geschieht, handele es sich um einen steuerbaren, kontrollierten Prozeß, den unsere glorreichen Staatslenker zu jedem Zeitpunkt im Griff wie auch unter Kontrolle hätten. Einen solch naiven Glauben verbreiten heute nur die Propaganda-Blättchen der Regierung sowie die unter fortschreitendem Leserschwund leidenden Verkleisterungsmedien. Aber deren Wirklichkeitsbild ist immer fein ausgesiebt, gewichtet und auf die zu verkündende Botschaft hin ausgerichtet. Damit niemand irgendwelche ‘falschen’, nein unerwünschten Schlüsse zieht und womöglich daran Geschmack finde fürderhin gefährlich zu denken. Wer allerdings mit offenen Augen durch die Straßen läuft, in etwas belebteren Vierteln, und das gilt für die allermeisten Städte, sieht ein anderes Bild, insbesondere wenn sein Weg an Schulen vorbeiführt und er sich angesichts der herausströmenden Schülermassen ein paar Gedanken über die künftige Zusammensetzung der Gesellschaft macht und über die daraus resultierenden künftigen Kräfteverhältnisse nachdenkt. Kann mir nicht helfen, krieg dann irgendwie so ein komisches Gefühl, das von elementaren Tiefen her aufsteigt. Und plötzlich sehe ich (zukünftigen) Realitäten ins Auge, von deren Dynamik mir die Medien so gar nichts vermitteln; im Gegenteil, die sie nach Möglichkeit verschleiern oder frech leugnen und einfach nicht wahrhaben wollen. Oder gar als eine tolle Bereicherung und unser großes Zukunftsheil abfeiern. (Habe seit gestern ein Propagandabüchlein auf dem Tisch, aus dem dann gelegentlich einige Kost- oder besser Kotzproben serviert werden). Jedenfalls stellt sich bei näherem Hinsehen mit eigenen Augen und kritischem Blick so manches ganz anders dar; und wenn sich zu solchem Gewahrwerden auch noch die ein und andere heikle Erfahrung gesellt, beginnt man an der medialen Darstellung der gesellschaftlichen Realität(en) und wie diese zu bewerten sei, nachhaltig zu zweifeln. Angesichts der Prozesse, die nicht mehr nur unterschwellig sich anbahnen, sondern schon offen Fahrt aufgenommen haben, müßte viel mehr die Zukunft thematisiert werden … Aber das kann man den Leuten doch nicht zumuten, das wäre zu starker Tobak, sich mit der Denkfigur zu beschäftigen, es könnte da einen Schwellenwert geben mit der Bezeichnung Kritische Masse, der früher oder später dann erreicht und überschritten wird. Oder daß es nicht nur im wirtschaftlichen Kontext feindliche Übernahmen gibt und auch daß derzeit auf unterschiedlichen Bereichen ein beinharter, zuweilen messerscharfer Verdrängungswettbewerb im Gange ist.
Allesamt Metaphern, die in ihrem Geltungsbereich hochwirksame Phänomene beschreiben. Aber nein, Physik hat doch nichts mit hochkomplexen gesellschaftlichen Prozessen zu tun und der Mensch auch so gar nichts mit Biologie …


--------------ж--------------


Als Spruch heute mal einen guten von meim Großvater, der damit schon etwas älter ist, dabei aber zeitlos gültig und somit gerade heute hochaktuell. Ist eine alte Müller-Weisheit und die lautet:

~ 30. ~

Allzu viel zerreißt den Sack.
Hier noch der letzte Beitrag auf eos-o-ton über ein


…Musikspur: J. S. Bach - Toccata und Fuge für Orgel…..