Dienstag, 15. Dezember 2009

Schwarz-rot-blond


Ost-Ennerich (VSE)
14. 12. 09 - Mo

Ach, wie gern ich andres schriebe,
Rom ist tot, St. Peter schweigt,
was ist Tizian, wenn nicht Liebe
mit dem Finger auf ihn zeigt.

Ein wunderschönes Gedicht mit dem Titel ‘Cicerone’ von Meister Peter. (Ich mein natürlich Peter Rühmkorf) Weiter geht’s dann hier.
Es geht mir ja öfter so in der Art, wie es in der Schlußstrophe heißt:

Suche hinterm Horizont,
Deutschland, Deutschland nicht zu deuten,
Unbegreif-, Gewöhnlichkeiten -
schwarz, rot, blond.

Doch bleiben wir bei der ersten Zeile. Da kann man gleich sehen und erspüren, was es mit der Freiheit denn so auf sich hat. Von Zeit zu Zeit geht mir die Zeile durch den Kopf; und ich muß denken, ja, genauso ist es. Würde so gern anderes schreiben, aber dann schreibe ich wieder und weiter über diese Dinge nur. Themen und Probleme, die sich aufdrängen, die sich vom Alltag geführt und arrangiert ganz uncharmant stets aufs neue ins Bewußtsein schieben, über Augen und Ohren Eingang finden und die unbeschwerten Gedanken in Sekundenschnelle wie häßlicher Baulärm übertönen. Dann ist es vorbei mit der Freiheit des Denkens, denn die eigentlichen Themen und Probleme schieben sich in den Vordergrund, in die Aufmerksamkeitszone und fordern nach Darstellung und Behandlung; verlangen nach Äußerung und schreiben sich, sobald man sich darauf einläßt und einen Stift in der Hand hält, quasi wie von selbst. So als wäre im Handstreich eine Redaktion besetzt worden, und die Besetzer diktieren den Redakteuren, was am folgenden Tag auf der Titelseite zu stehen habe. Und Schwung und Leidenschaft, ja Verve haben diese Sätze gewiß, die so hervorquellen und lossprudeln, aber sie sind oft sehr ungehalten und mitunter drastisch und allzu direkt und wenig zimperlich in den Benennungen, also ziemlich starker Tobak, daß ich für gewöhnlich davon absehen muß, sie in dieser eruptiven Gestalt nach außen zu geben. Müssen natürlich geglättet und leider auch entschärft werden, bevor sie rausgehen. Aber daran, daß ich so heftig und allergisch reagiere, erkenne ich, daß die Zeiten jetzt, also heute, in dieser historischen Konstellation, alles andere als normal sind und ich mich weigere, sie als normal anzusehen oder gar noch als ‘gesellschaftlichen’ Fortschritt oder als ‘kulturelle Bereicherung’ zu betrachten; und ebenso daß ich mich nicht damit abfinden werde. Ein Erbteil meiner Großmutter übrigens, wie ich heute ganz sicher weiß. Versprochen, Oma.

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Δ 35.▼

Für wichtige Dinge im Leben
muß man bereit sein zu kämpfen -
selbst wenn man selber
nichts mehr davon hat
bzw. haben sollte.

…Musikspur: ELO - The Diary of Horace Wimp / Discovery…

Mittwoch, 9. Dezember 2009

ein Täschchen in Tschechien


Ost-Ennerich (VSE),
den 8. 12. 09 Di
Wer schreibt, der bleibt - hieß es einmal. Doch die Zeiten sind lange schon vorbei, zu sehr ist man von Gedrucktem und Geschriebenem umgeben und wird damit überhäuft, als daß man diesem Umstand noch eine besondere Relevanz beimessen könnte. Auch Sprüche veralten; und irgendwann kommt immer der Punkt, daß sie keiner mehr hören mag, wenn und weil sie zu oft eingespielt und heruntergeleiert wurden. Gilt im besonderen Maße für die blöden, äh hohlen Sprüche in Politik und Medien, wenn zB. von Hausaufgaben die Rede ist, die nicht oder noch gemacht werden müssen, von den Menschen im Land oder in Form dieser unsäglichen, aufgeblähten, der Intention nach vorurteilsmindernden Ausdrucksweise, nein Formel wie ‘mit Migrationshintergrund’ und ‘ohne Migrationshintergrund’, dann wenn man die Deutschen von den Ausländern unterscheiden, die Alteingesessenen gegenüber den Neuankömmlingen statistisch abgrenzen will. In meinen Ohren ein ziemlich albernes und zudem schlechtgemachtes Wortgeklingel, das an skurile DDR-Wortschöpfungen wie geflügelte Jahresendfigur oder Winkelemente erinnert. Aber trotzdem seinen Sinn hat - nämlich, um bestimmte Denk- und Ausdrucksweisen zu installieren und damit die Böcke von den Schafen zu scheiden; keine Frage, das sind die modernen Mini-Geßlerhüte des Alltags. Und wehe, es sagt einer Tschechei ! Denn das klingt verdächtig nach Autobahn. Immer wieder schön unterwegs im spontan sich ergebenden Gespräch zu erleben. Die Leute achten in der Regel doch sehr auf die Worte, die sie wählen - gerade bei brisanten Themen und schwierigem Terrain. Gut, dann sagt man eben Tschechien, die Medien machen’s ja durchgängig vor - und hat gleich einen lustigen Reim. Das mit dem Koffer in Berlin ist längst sprichwörtlich, aber Prag mit seinen vielen alten, zauberhaften Türmen ist gewiß auch nicht schlecht. Soviel kann ich sagen. Und dort etwas haben bzw. deponieren, das einen immer wieder hinzieht, warum eigentlich nicht ? So ließe sich sagen, ich hab noch ein Täschchen in Tschechien. Im Zweifelfalle hilft immer Humor; selbst wenn es nur zu Galgenhumor reichen sollte. Und wenn man die Dinge, ich meine den Irrsinn der Zeit, nicht ändern kann, so kann man sich doch darüber hinwecksetzen und ihn ganz gezielt und gepflegt auf die lustige Art nehmen. Ungefähr so, jedenfalls mit aus diesem Beweggrund heraus entstand vor ein paar Jahren das Kürzel Mihigru. (Ist von Eo.) Hat sich erfreulicherweise längst rumgesprochen. Demnächst auch ein spezieller Beitrag dazu mit Chronologie, erste Nachweise usw. auf eos-o-ton. Die Sprache ist der Schlüssel - aber da haben zum Glück auch noch die Dichter ein Wörtchen mitzureden. Die anderen sind, wie man immer wieder feststellen muß, im besten Falle doch nur Kunsthandwerker.


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√ 34.


Die Lage ist hoffnungslos,
aber (noch) nicht ernst !
... Musikspur: Astor Piazolla - Libertango ...

Dienstag, 1. Dezember 2009

Am Scheideweg ...



Ost-Ennerich (VSE)
1. 12. 09, Di

Man muß nicht alles so pessimistisch und defätistisch sehen. Wer sich schon im Vorfeld aufgibt, weil er nur Ohnmacht und Schwäche sieht und sich selbst auch nicht viel anders erlebt, ist nach meiner Auffassung keinesfalls realistisch sondern bloß jämmerlich. Um zu verstehen und über den Tag hinauszusehen, sollte man viel eher dialektisch oder auch esoterisch an das Kernproblem, das K-Problem, herangehen. Denn vielleicht ist diese verschärfte (Konkurrenz)Situation, die sich einstellt dh. mit der wir es zu tun kriegen, die lange unbeachtet blieb wenn nicht von Staats wegen gefördert und gutgeheißen wurde und sich so ungebremst entfalten konnte (die dem Volk jetzt - ganz aktuell zu vermelden - nach langem Bauchgrimmen nun übel aufstößt, wie gerade geschehen in der Schweiz (58 % gegen Minarette und solche Herrschaftssymbole und bei spontanen Internetumfragen für Dland bei Spiegel-Online und BILD mit 78 bzw. 82 % sogar noch darüber !) ja genau diese besondere Herausforderung, die alle Kreativität und Kraft verlangt, um sie zu bestehen und damit als eine Art existenzielles Trainings- (nein heute sagt man) Fitneßprogramm zu begreifen, welches uns die Evolution verordnet, der Weltgeist zugedacht hat oder der Waldgeist uns aus Unbotmäßigkeit schickt, oder wer sonst noch in den höheren Sphären für die historischen Prozesse zuständig sein mag, und jetzt diese Prüfung uns als Schicksal zukommen läßt. Wie es scheint, dürften in nicht allzu ferner Zukunft die Sporthelden wieder echten Helden gewichen sein; die fingierten Helden von heute treten dann wieder ins zweite oder dritte Glied zurück, um jenen Platz zu machen in Anerkennung und Wertschätzung, die sich in existenziellen Kämpfen hervortun und bewähren und an historischen Entscheidungen beteiligt sind, die darüber entscheiden, in welcher Zusammensetzung und Gesellschaftsform (dh. mit welcher Leitkultur und welchem Einfluß einer Religion auf das Gemeinwesen) die Deutschen in Zukunft leben können oder leben müssen. Soviel scheint derzeit gewiß, wir sind an eim Scheideweg angelangt, eine Entscheidung wird verlangt, bei der man sich entscheiden und damit von manchen scheiden muß. Und das betrifft jeden für sich wie auch das Land im Ganzen. Das alte Paradigma beginnt obsolet zu werden und die Lügen treten langsam offen zu Tage.

Die Schweizer haben ihre Chance genutzt und den Volksverächtern und ihren willigen Helfern einen Schlag ins Kontor versetzt; tun wir es ihnen nach !
Denn: WIR SIND NICHT DOOF ! Und wie der Berliner sagt - verarschen kann ick mir selber.

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Als Spruch passend zum Text ein Spruchplakat

33.

¿ Feigheit oder Freiheit ?
So und nicht anders wird die Zukunftsfrage lauten.
Oder wer wird wem den Stempel aufdrücken ?





Zum Schluß hier noch ein Verweis auf den Apho-Blogg, der letztens reanimiert wurde und einen interessanten Textauszug mit dem Titel ‘Gab es einst Riesen ?’ enthält.

…Musikspur: Bob Marley - Sun is shining / Kaya….






Z

Dienstag, 24. November 2009

Der Strom der Zeit ...

Ost-Ennerich (VSE)
23. 11. 09 Mo

Der November macht bekanntlich leicht trübsinnig wie auch nachdenklich - so schnell ist nun wieder ein Jahr dahin gezogen, und wir aufs neue in der Dunkelzone des Novembers angelangt. Aber so ist das eben, die Zeit schreitet unerbittlich voran; was ist schon ein Tag oder auch ein ganzer Monat ? So schnell, wie er gekommen und vorbeigezogen ist, ist er wieder Geschichte.
Eins, zwei, drei - im Sauseschritt / läuft die Zeit, wir laufen mit*. In dieser Art empfand es Wilhelm Busch und hat es in dem ihm eigenen Stil mit treffenden Worten plastisch beschrieben. Das kann man auch etwas anders sehen, wie es etwa Schiller getan hat. Dreifach ist der Schritt der Zeit: Zögernd kommt die Zukunft hergezogen, pfeilschnell ist das Jetzt entflogen, ewig still steht die Vergangenheit*.
Während der geniale Zeichner mit dem schnellen Strich sich ganz am Tempo berauscht und Schritt zu halten versucht, setzt der sprachmächtige Dichter auf einen philosophisch-analytischen Blick, um dem Phänomen Zeit beizukommen. Natürlich, das Jetzt ist eigentlich immer, also jederzeit, wenn man sich dessen gerade bewußt wird; und damit auch immer gleich schon wieder vorbei und passé. Klar, morgen ist heute gestern*. Und die Speise von heute ist die … Aber lassen wir das. Der eigentliche Charakter der Zeit ist sogesehen das Fließende, also das ständig im Fluß sein. Und die Fluß-Metapher hat zudem den Vorteil, das sie die unterschiedlichen Qualitäten von Zeit in sich spiegelt, denn ein Fluß fließt keinesfalls immer mit der gleichen Geschwindigkeit dahin; mal wälzt er sich träge durch eine flache, monotone Ebene, dann wieder wird er schnell und tosend, wenn sich das Tal verengt und Stromschnellen für zusätzliche Turbulenzen sorgen… Soweit nun die Reflexionen zu November, Vergänglichkeit und Zeit. Eine kleine Fortsetzung gibt‘s noch weiter unten in Gestalt des Novemberspruchs aus den Kalender-Sprüchen 09. (Kalender-Sprüche 2010 demnächst erhältlich).

Alle diese Sprüche gibt es originell und schön gestaltet als Karten
- zu bestellen zB. im Zehnerpack für 5 Euro. + 1 Euro Versandkosten
oder direkt im Laden. Eine kleine Auswahl der Karten und Schilder hier.

Nun aber zur nächsten Lesung im LI-LA Literatur-Laden. Ein spannendes Thema erwartet Sie, nämlich ein anthropologischer Essay eines großen Reisenden dieses Jahrhunderts der auch ein begnadeter Stilist war - ungemein aufschlußreich und anschaulich geschildert - der es vermag in Bann zu ziehen sowie einige massive Probleme der Gegenwart vom grundsätzlichen her zu beleuchten.
Am Fr., den 27. 11. um 20.15 Uhr

Bruce Chatwin – 'Nomadensturm'

Eine brillante ethnologische Studie
in eindringlichen Bildern eines rastlosen Geistes
über den elementaren, Jahrtausende alten Gegensatz
zwischen seßhaften Kulturen und Nomadenvölkern.
Eo Scheinder liest einen Essay aus
'Was mache ich hier'
von Bruce Chatwin.

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□ 32. ■
Der Strom der Zeit
ergießt sich
in das Meer der Ewigkeit


(Kalenderblatt demnächst.
Die verdammte Technik eben !)

Aber nun hier das Kalenderblatt an anderm Ort
Viel schöner anzusehen.

...Musikspur: Maria - Debbie Harry / Parallel Lines...


Freitag, 20. November 2009

Der Wahnsinn kursiert grenzenlos


Ost-Ennerich (VSE)
19. November 09 Do

Je älter ich werde, umso nüchterner und unaufgeregter werd ich auch. Nicht daß ich mich nicht über gar manches, ja vieles und vor allem über eines ärgere (und immer wieder stets aufs neue ärgern muß). Das läßt sich angesichts der verqueren Lage, der Trends und der trüben Aussichten nicht vermeiden. Aber wirklich schocken kann mich, zumindest als Meldung oder Filmbericht aus der Gegenwart, so leicht nichts mehr. Ja, wie auch bei den wild ins Kraut geschossenen Lügen, der allwaltenden Heuchelei und dieser widerlichen Verkleisterung aus Neusprech und Umerziehung, die einen alsbald umwehen, wenn man mal einen Sender einschaltet oder eine Zeitung aufschlägt. Der ganz normale Wahnsinn eben, der die Zeit erfaßt hat und von dem der Zeitgeist viel mehr als nur ein Liedchen singen kann. (Zu diesem hochergiebigen Thema wird demnächst auch ein Büchlein erscheinen mit Texten und Sprüchen, sowie Collagen und flotten Zeichnungen des Autors. Dies ‘Wahnsinns’-Buch wird den Wahnsinn im Titel führen; bei Gelegenheit mehr). Daß Politik kein sauberes und moralisch einwandfreies Geschäft ist, bekannte schon Bismarck, als er sich einmal dazu freimütig äußerte, etwa derart - die Menschen schliefen einfach besser, wenn sie nicht wüßten, wie Politik und Würste gemacht werden. Dabei ginge es nun einmal nicht immer so sauber und gerade zu; die krummen Wege werden eindeutig bevorzugt, denn ein Politiker muß immer auf der Hut sein und mit den Finten und Winkelzügen seiner Gegenspieler rechnen. Sehr wohl gibt es Unterschiede; auf der Skala von Verläßlichkeit und in Grundfragen ehrlich über Opportunismus bis hin zu abgefeimtester Perfidie hat es viele Zwischenstufen, auf denen man sich positionieren kann. Nur leider sind die altehrwürdigen Werte wie Verläßlichkeit und Charakter heute nicht mehr so sehr gefragt und vor allem dem Fortkommen und sozialen Aufstieg nicht sonderlich dienlich, während die geschmeidigen, aber nicht so haltbaren Verhaltensweisen vom anderen Ende der Skala leichten und schnellen Erfolg versprechen und für die Gesellschaft der Spätzeit stilbildend geworden sind. Das zynische, verantwortungslose, beziehungslose und perfide Verhalten hat sich immer mehr durchgesetzt; das sagen mir meine Augen und teilt mir ebenso die Witterung, das instinktive Gespür, mit. Aber bei diesen Vorbildern auch nicht weiter verwunderlich. Um auf die Sonnenseite zu kommen, arbeiten die meisten mit Tricks - und um so weit wie möglich nach oben zu gelangen, möglicherweise bis auf die Spitze der Pyramide, ist dann gewissermaßen jedes Mittel recht.



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Bei folgendem Spruch bin ich leider gezwungen, eine Warnung bzw. Verständnishilfe voranzustellen, die da lautet: VORSICHT SATIRE ! Nicht daß da irgend ein humorloser Frustkopp rührig wird und mir hernach noch die Ärzte- oder Apothekerkammer aufs Dach steigt … Aber wenn man diesen staatlicherseits aus sogenannten Verbraucherschutzgründen zwingend vorgeschriebenen Satz zu oft zu hören kriegt, entwickelt man mit der Zeit starke Aversionen gegen Sprüche dieser Art und deren Verursacher. Die spinnen, die Römer; und Römer sind alle, die sich groß was anmaßen und die Menschen mit ihrem Dummfug belästigen. Oder wie mein Freund Schorsche derlei Gedanken- und Sprachmüll knapp und trocken zu kommentieren pflegte - Der Wahnsinn kursiert grenzenlos.


♂ 31. ζ

Sollten Risiken oder Nebenwirkungen auftreten,
zerreißen Sie die Packungsbeilage
und schlagen Sie bitte ihren Arzt oder ihren Apotheker.

Wer noch ein wenig weiter klicken mag, hier noch etwas aus der Kategorie Angewandter Wahnsinn mit dem Titel: ‘Ein echter Schildbürgerstreich’

…Musikspur: Lionard Cohen - Let’s sing another song, boys, this one has grown old and bitter / Livesongs…

Donnerstag, 12. November 2009

Alte Müllerweisheit

Ost-Ennerich (VSE)
11. 11.09, Miretwoch

Die Zeiten ändern sich … - tempora mutantur nos et mutamur in illis. In diesen Zeiten zB. daran zu erkennen, daß nicht mehr nur die Rechten rechte Sprüche machen. Warum ? Darauf gibt es eine ebenso einfache wie zutreffende Antwort. Weil das (falsche) Denken (= all die falschen Prämissen und Dogmen und Denkvorgaben), das dies Land und halb Europa in dieses konfliktreiche Szenario geführt hat, niemals der Lösungsansatz sein kann, dieser kapitalen Misere auch endlich abzuhelfen. Denn alle offiziellen Lösungskonzepte haben bislang stets eine Vergrößerung der Probleme zur Folge gehabt. (So schießen mittlerweile allerorts die Moschen wie Pilze aus dem Stadtboden.) Als könnten bei eim solch großen kulturellen Abstand derart laue Therapien wie Sprachkurse, forcierte Einbürgerung und spezielle Förderprogramme am Grundproblem etwas ändern ! Aber unsere tollen Picker, äh Politiker ficht das, bis auf wenige Ausnahmen, noch immer nicht an. Im Gegenteil, sie verstärken nunmehr ihre Dummpropaganda, die den Leuten schon längst aus den Ohren herauskommt. Mit aufgeblasenen Begriffen wie Integrationsziele, Integrationsgipfel und Islamkonferenzen wird versucht, politische Entschlossenheit zu demonstrieren und so etwas wie ein Zukunftskonzept anzubieten. Was nur leider keines ist, wie der bisherige Verlauf all dieser Maßnahmen und Bemühungen in den letzten Jahren nur zugenüge gezeigt hat ... Viel eher droht, wie im letzten Beitrag schon angedeutet, allmählich eine Kritische Masse erreicht zu werden, die, wie die Physik lehrt, zu einer Kettenreaktion führen dürfte, welche aller Wahrscheinlichkeit nach unkontrolliert ablaufen wird. Und warum ? Weil die bisherige Entwicklung wenig Anlaß gibt zu glauben, bei dem, was geschieht, handele es sich um einen steuerbaren, kontrollierten Prozeß, den unsere glorreichen Staatslenker zu jedem Zeitpunkt im Griff wie auch unter Kontrolle hätten. Einen solch naiven Glauben verbreiten heute nur die Propaganda-Blättchen der Regierung sowie die unter fortschreitendem Leserschwund leidenden Verkleisterungsmedien. Aber deren Wirklichkeitsbild ist immer fein ausgesiebt, gewichtet und auf die zu verkündende Botschaft hin ausgerichtet. Damit niemand irgendwelche ‘falschen’, nein unerwünschten Schlüsse zieht und womöglich daran Geschmack finde fürderhin gefährlich zu denken. Wer allerdings mit offenen Augen durch die Straßen läuft, in etwas belebteren Vierteln, und das gilt für die allermeisten Städte, sieht ein anderes Bild, insbesondere wenn sein Weg an Schulen vorbeiführt und er sich angesichts der herausströmenden Schülermassen ein paar Gedanken über die künftige Zusammensetzung der Gesellschaft macht und über die daraus resultierenden künftigen Kräfteverhältnisse nachdenkt. Kann mir nicht helfen, krieg dann irgendwie so ein komisches Gefühl, das von elementaren Tiefen her aufsteigt. Und plötzlich sehe ich (zukünftigen) Realitäten ins Auge, von deren Dynamik mir die Medien so gar nichts vermitteln; im Gegenteil, die sie nach Möglichkeit verschleiern oder frech leugnen und einfach nicht wahrhaben wollen. Oder gar als eine tolle Bereicherung und unser großes Zukunftsheil abfeiern. (Habe seit gestern ein Propagandabüchlein auf dem Tisch, aus dem dann gelegentlich einige Kost- oder besser Kotzproben serviert werden). Jedenfalls stellt sich bei näherem Hinsehen mit eigenen Augen und kritischem Blick so manches ganz anders dar; und wenn sich zu solchem Gewahrwerden auch noch die ein und andere heikle Erfahrung gesellt, beginnt man an der medialen Darstellung der gesellschaftlichen Realität(en) und wie diese zu bewerten sei, nachhaltig zu zweifeln. Angesichts der Prozesse, die nicht mehr nur unterschwellig sich anbahnen, sondern schon offen Fahrt aufgenommen haben, müßte viel mehr die Zukunft thematisiert werden … Aber das kann man den Leuten doch nicht zumuten, das wäre zu starker Tobak, sich mit der Denkfigur zu beschäftigen, es könnte da einen Schwellenwert geben mit der Bezeichnung Kritische Masse, der früher oder später dann erreicht und überschritten wird. Oder daß es nicht nur im wirtschaftlichen Kontext feindliche Übernahmen gibt und auch daß derzeit auf unterschiedlichen Bereichen ein beinharter, zuweilen messerscharfer Verdrängungswettbewerb im Gange ist.
Allesamt Metaphern, die in ihrem Geltungsbereich hochwirksame Phänomene beschreiben. Aber nein, Physik hat doch nichts mit hochkomplexen gesellschaftlichen Prozessen zu tun und der Mensch auch so gar nichts mit Biologie …


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Als Spruch heute mal einen guten von meim Großvater, der damit schon etwas älter ist, dabei aber zeitlos gültig und somit gerade heute hochaktuell. Ist eine alte Müller-Weisheit und die lautet:

~ 30. ~

Allzu viel zerreißt den Sack.
Hier noch der letzte Beitrag auf eos-o-ton über ein


…Musikspur: J. S. Bach - Toccata und Fuge für Orgel…..

Dienstag, 27. Oktober 2009

Kritische Masse

Ost-Ennerich (VSE)
26. 10. 09 - Mo



Sarrazin und kein Ende. Gut möglich, daß bald die ersten T-Shirts mit der lakonischen und trotzdem aussagekräftigen Aufschrift:
SARRAZIN ?! Find ich gut !!!
auftauchen. Wer so beschriftet sich durch belebte Straßen bewegt, dürfte wohl, wie die Umfragen und explosiven Leserreaktionen an die Zeitungsredaktionen zeigen, auf breite Zustimmung stoßen. Wenn auch bestimmt nicht bei allen. Nur leider ist die Zeit für T-Shirts und luftige Kleidung erst mal auf etliche Monate vorbei. Schade eigentlich.
Überhaupt hat es den Anschein, daß nun der Punkt erreicht sein könnte, wo die Leute nicht mehr bei sich halten wollen und können, wenn sie von Medien und Politik mit blöden Sprüchen und offenkundigen Lügen beballert und abgespeist werden. Und wenn dann endlich doch einer mal wirklich Klartext, Tacheles und also ohne Schnörkel zur Sache redet und damit DEUTSCH zu den Leuten spricht, aus Sorge um die Zukunft - des eigenen Landes wie auch seiner Kinder und Enkel usw., dann buht man ihn sogleich kräftig aus, weil er ja damit den heiligen Prozeß der Integration stören wenn nicht mit seinen 'menschverachtenden Äußerungen' zunichte machen würde, wie manche Knallköppe sich erdreisten zu äußern.
Integration ? Wenn so etwas tatsächlich stattfinden würde, gäbe es die vielen diesbezüglichen Probleme ja nicht. Daß die Integration gescheitert ist, geistert immer wieder aufs neue durch die Debatte, ohne daß dieser Befund weiter bei den Verantwortlichen verfangen würde und sie nüchtern nach den Gründen und effektiven Gegenmaßnahmen fragen ließe.
Die Zustände sind eben, wie sie sind, das ist klar. Davon müssen wir ausgehen; so und nicht anders ist leider die Geschäftsgrundlage. Aber müssen wir sie, die Zust ände, deswegen für gut befinden und die gesamte Entwicklung damit auch gutheißen ? Nein, so wie es läuft kann es nicht weitergehen. denn bei eim solchen Zustrom von außen und ebenso durch einen dermaßen starken Zuwachs von innen (durch die wesentlich höhere Fertilität), kann es allein - faktisch gesehen - keine Integration mehr geben, stattdessen nur Desintegration. Denn Integration hat zum einen immer etwas mit Integrationsfähigkeit und -bereitschaft derjenigen, die von außen dazustoßen, zu tun und zum anderen vor allem sehr wohl auch mit der Zahl der zu integrierenden im Verhältnis zur Aufnahmegesellschaft. (Wieder so ein doofer Terminus, den diese bescheuerte Zeit und die grottenschlechte Politik uns aufdrücken wollen, wie all die anderen sperrigen und häßlichen künstlichen Plastikworte und -wendungen).
Die Schulmisere gibt beredt davon Zeugnis; in nicht wenigen Großstadtbezirken nähern sich die Migranten-Zahlen, also die Anzahl der Schüler mit Mihigru langsam aber sicher der 100 Prozent-Marke. Über 90 % sind in Kreuzberg oder Neukölln (und in Altköln wohl auch) schließlich keine Seltenheit. Mit etwas Galgenhumor ließe sich sagen, dann ist ja bald der Boden erreicht, denn mehr als 100 % können es nach den Gesetzen der Mathematik nicht mehr werden.
Daß dies keine gute Entwicklung sein kann, schwant den Leuten nun mit Wucht und sie beginnen sich endlich und ernstlich Sorgen um die Zukunft zu machen, wenn dieser Irrsinn weiterhin ungebremst so weiterlaufen sollte. Allmählich kommt außer dem Frust auch die Angst ins Spiel. Manch kritische Zeitgenossen fragen sich, ob da nicht schon bald eine kritische Masse erreicht ist, die die Lage über Nacht explosiv machen könnte. Der Frust sitzt mittlerweile tief und er verlangt nach Äußerung. Nicht nur bei Thilo Sarrazin.

PS. Eine kleine Abschweifung.
Hoffentlich kommt niemand von den Multikultis und Integrationsgewinnlern auf die blöde ID den Namen Sarrazin rückwärts zu lesen ! Das wäre Wasser auf die Mühlen derer, die ständig auf der Suche nach verdächtigem Gedankengut sind … Wenn sie dann noch zwei Vokale schütteln, haben sie ihr perfektes Feindbild in nuce, denn deutlicher geht es fast nicht mehr.
-- Folgsetzung fort--

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Der Spruch zum Merken und Weitersagen ist den letztgenannten Träumern und Idiologen gewidmet, denen wir diese Malaisse mitsamt der trüben Zukunftsaussichten letzthinnig zu ’verdanken’ haben, und stammt vom großen Spötter Mark Twain.

?? 29. ??
Nachdem wir das Ziel
endgültig
aus den Augen verloren hatten,
verdoppelten wir
unsere Anstrengungen.


Wer neugierig ist (und auch nicht gerade ängstlich im Denken) sei auf einen älteren Beitrag in eos-o-ton verwiesen. Titel: Wer nicht hören will ...

...Musikspur: Rilke-Projekt - Herbsttag / Gottfried John....

Donnerstag, 22. Oktober 2009

... ziemlich viel Deutschland

Ost-Ennerich (VSE)
21. 10. 09 Mi

Vor 20 Jahren war ziemlich viel Deutschland, und dazu atemberaubend viele schwarzrotgoldene Fahnen in den Medien zu sehen, nicht nur hier sondern auf der ganzen Welt; mit dem Honecker-Rücktritt spätestens, der grad vor drei Tagen war (damals), wenn nicht mit der großen Protestkundgebung auf dem Alexanderplatz am 9. Oktober, war der Protest in seine heiße Phase übergegangen und dominierte die Schlagzeilen europaweit und darüber hinaus. Von dieser Spannung und Euphorie und dem Geschlossenheit und Aufbruch symbolisierenden Fahnenmeer ist nicht viel geblieben. Wie es den Anschein hat, wird die 20. Wiederkehr des Mauerfalls nur sehr bedächtig gefeiert (werden), einige regelmäßige Erinnerungsartikel zur Wendezeit in den Tageszeitungen und im Rundfunk, die ein und andere Diskussion und Ausstellung und dann noch einen Gedenkakt mit einer Ansprache am Brandenburger Tor am 9. November mit den ‘Vätern der Einheit’ von damals und deren politischen Nachfahren von heute. Mit eim schwarzrotgoldenen Fahnenmeer und einer fröhlichen Party ob der wiedererlangten Einheit wird es wohl nichts werden. Dabei bedeutet dieses Datum einen so großen Wendepunkt, daß man es auch groß feiern müßte. Schon allein deswegen, um sich dieser rauschhaften Tage vor und nach dem Mauerfall wieder einmal eingedenk zu werden. Den kollektiven Taumel vom Herbst 89 hätte man beschwören und kultivieren müssen; und in eim Ritual jedes Jahr um diese Zeit als glückliches Geschenk und wundersame Fügung in fröhlicher Verbundenheit aufs neue begehen sollen. Aber da die Einheit bei den meisten Deutschen nicht den Stellenwert genießt, den sie verdient, und das Gedächtnis für historische Entscheidungen bei den großen Mehrheit nicht sehr ausgeprägt ist und auch nicht so lange vorhält, und unsere Medien mit (positiver) nationaler Symbolik salopp gesagt wenig am Hut haben und stattdessen lieber ein Zerrbild zeichnen (Als ein Volk die Welt überfiel - Schlagzeile im SPIEGEL), so dümpelt das Projekt Einheit und Wiedervereinigung, nachdem die erste Euphorie sich gelegt hatte und die ökonomischen Schwierigkeiten und die alltäglichen Anpassungsprobleme sich umso stärker ins Bewußtsein drängten, (vor allem ins öffentliche) seitdem eher lust- und konturenlos vor sich hin, als eine Veranstaltung unter anderen, unter ferner liefen eben. Und warum ? Weil weder die Politik und erst recht nicht die Medien es versucht (nein nicht gewollt, wenn nicht bewußt hintertrieben) haben, den Patriotismus im eigenen Land (wieder) heimisch werden zu lassen und die Deutschen zu einer stärkeren emotionalen Bindung zum Eigenen zu ermuntern, die am Tag des Mauerfalls auf fröhliche und festliche Art nicht allein in Berlin am Brandenburger Tor nach Kräften gefeiert wird. Auch wieder so eine vertane Chance. Hätte man sie mutig ergriffen, wären gewisse Probleme im Lande mit Sicherheit nicht so groß geworden bzw. allzu sehr ins Kraut geschossen … Aber man hat sich, wie’s uneinigen Leuten des öfteren geschieht, zum eigenen Nachteil ohne große Mühe oder Widerstand auseinanderdividieren lassen., wie - historisch gesehen - naive Kinder. (Napolchen hat das mal absolut treffend auf den Punkt gebracht; Zitat demnächst hier). Es ist ja kein Geheimnis, daß die 68er (diese falschen 50er der deutschen Geschichte) auch heute noch leicht Komplexe kriegen, wenn sie mit deutschen Fahnen konfrontiert werden; bei schwarzrotgold sehen sie alsbald nur noch rot (!) und fangen an zu geifern, so als würde damit der böse Wolf Einzug halten. Welch ein dummer und unhistorischer Vorwurf, sintemal in jenen Jahren schwarzrotgold als Fahne der Republik suspendiert war. Und wenn es das nicht ist, dann heißt es, man finde die deutsche Trikolore irgendwie langweilig, spannungslos oder nicht heiter genug und zu düster. Sicher, der schwarze Streifen haut ziemlich rein und ist auf Flaggen eher selten anzutreffen; zweifelsohne eine eigenwillige Farbenkombination, aber alles andere als reizlos. Und ungemein dynamisch, ja voller Symbolik. Voller eruptiver Symbolik. Um das zu erkennen, muß man vielleicht etwas länger hinschauen; und irgendwann macht es dann klick. Mehr will ich im Moment dazu an Worten nicht verlieren bzw. verraten, dafür jedoch ein Bild sprechen lassen, das die symbolische Essenz dieser Farbkombination einsichtig macht.




Hat doch was, oder ?
Könnte man vielleicht zu einer erneuerten, dynamischen Deutschlandfahne weiterentwickeln; wenn ich das mal sagen darf. Wie die Farben schwarzrotgold zustande gekommen sind, weiß kaum jemand, am wenigsten die Schüler und Studentierenden. Diese neuen Nationalfarben, die für das ganze Deutschland stehen sollten, kamen nämlich vor etwa 200 Jahren auf, als in deutschen Landen Napoleon und die Franzosen das Sagen hatten und die Deutschen der Fremdherrschaft allmählich überdrüssig wurden und in den Freiheitskriegen dann erste Mutige für die Freiheit zu streiten begannen. Diesen Freischärlern fehlte es außer Entschlossenheit an vielem, vor allem an Material und Ausstattung. Und da sie natürlich auch keine Uniformen für ihre Kämpfer hatten, mußten sie improvisieren. Kurzum, sie färbten alles schwarz und setzten rote Schulterklappen auf die Jacken, die sie zudem mit goldenen Knöpfen versahen. Fertig war schwarzrotgold. Übrigens, über das ‘gold’ (und nicht gelb) hatte ich mir schon als Kind das ein oder ander Mal den Kopf zerbrochen.
Bin heute zu faul, nach eim neuen Spruch Ausschau zu halten und nehme daher einen bewährten alten Kalenderspruch, der sich leider noch längst nicht erledigt hat.



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光 28. 光

Das fundamentale Problem dieser Zeit aber
ist im wesentlichen
ein mentales


Zu den Ereignissen, die vor 20 Jahren Weltgeschichte schrieben, noch eine Ergänzung, ein Stimmungsbericht, der das überaus hohle Meinungsbild der ‘Eliten’ just neun Monate vor dem Exitus der DDR in seiner Selbstgefälligkeit und Naivität entlarvt. Es ist fast wie in diesen Tagen; wer damals unangenehme Wahrheiten aussprach oder still gehegte Sehnsüchte zum Ausdruck brachte, wurde als komische Figur hingestellt oder als menschenverachtender Widerling fertiggemacht. Wahrlich, wer die Wahrheit sagt, muß ein schnelles Pferd haben. Denn die Meute ist schnell hinter ihm her.


Musikspur - Chrissie Hince / Pretenders: Back on the Train

Samstag, 10. Oktober 2009

Klartext

Ost-Ennerich (VSE)
Sa. 10. 10. 09
Klartext scheint nun langsam angesagt. Na hoffentlich, möchte man ausrufen, es ist längst höchste Eisenbahn. Die Verkleisterung, die fast an allen offiziellen und breitenwirksamen Stellen Einzug gehalten hat, ist nicht länger mehr zu ertragen. Das ist nur eine zeittypische, kollektive Form, sich in die eigene Tasche zu lügen. Im Namen der Polkor versteht sich, jener ominösen Maßgabe also, die festlegen will, in welchen Worten und Begriffen politisch korrekt über die tatsächlichen Probleme hier und heute gesprochen werden darf; und ob beunruhigende Tendenzen und besorgniserregende Perspektiven überhaupt zum Gegenstand einer kontroversen öffentlichen Debatte gemacht werden dürfen, weil solcherart Reden das Volk zu sehr aufheizen könnte und damit den sozialen Frieden gefährden würde. Was für eine Rabulistik. Was hier den sozialen Frieden gefährdet, hat so gar nichts mit dem Volk zu tun; die ständigen Provokationen gehen von anderer Seite aus, aber diese darf eben nicht frank und frei kritisiert werden, zumindest nicht öffentlich, denn sie gilt als sakrosankt und auch als leicht reizbar, also Vorsicht. Dabei sind die drastischen Worte, die den Menschen im privaten Kreis spontan schon mal aus dem Munde quellen, eine durchaus nachvollziehbare Reaktion auf die Zustände im Land, die sie längst nicht mehr lustig finden, auf die Unfähigkeit der Politiker, die die Probleme haben wuchern lassen und zudem übermäßig gedüngt haben, und auf die systematische Verschleierung dieser eminenten Fehlentwicklungen, wie sie von den Medien im Namen von Multikulti, Integration und Globalisierung so bereitwillig und infam aus sogenannter staatspolitischer Verantwortung betrieben wird. Physikalisch gesehen also ziemlich viel Druck im Kessel; so stellt sich die Situation dem nüchternen gleichwohl besorgten Betrachter dar. Wenn nicht bald ein Hauptventil geöffnet und tüchtig Dampf abgelassen wird, könnte die ganze Maschine in absehbarer Zeit mit eim unüberhörbaren Knall in die Luft fliegen. Dann aber Prost Mahlzeit, dann wird’s tribal und es dürfte richtig zur Sache gehen. Und es wird für einige mehr zu Bruch gehen, als nur ihre Brille und ihr linksalternatives Weltbild. Ähnliche Gedanken müssen vor gut einer Woche eim der ehemals leitenden Ingenieure auf diesem Staatsschiff durch den Kopf gegangen sein, als dieser sich entschloß, mit seiner fundierten, hart hingehauenen Meinung, die auf belegbaren Zahlen, beängstigenden Fakten und besonderem Einblick in die prekären Verhältnisse beruht, nicht länger hinter dem Berg zu halten. Da kann einer es nicht mehr mit seim Gewissen vereinbaren, daß die Leute über den Ernst der Lage in Unwissenheit belassen oder besser belogen werden, und sieht sich in der Pflicht, seinen Teil dagegen zu tun und in herben Worten der ungeschminkten Wahrheit ein Gesicht zu geben, ohne auf die Folgen für Karriere und Privatleben zu achten; die kläffende Meute auf den Fersen inkauf nehmend. Wenn es ernst wird, werden zum Glück doch einige besonnene und gradlinige Offiziere aus Verantwortung und Liebe zu ihrem Schiff wach. Bravo, Herr Sarrazin ! Ihre Haltung und Ihre unmißverständliche Art, die Probleme klipp und klar beim Namen zu nennen, anstatt sie wie fast alle anderen weiter trotzig zu beschweigen und zu verleugnen, imponieren mir. Sie sind einer der letzten Preußen. Und auf diesen Geist sollten sich alle besinnen, die lauteren Sinnes sind. Dann könnte das Unheil noch in letzter Minute abgewendet werden.

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با .27 اب


KLARTEXT
Nichts ist heute wichtiger als
KLARTEXT
Nichts ist heute wichtiger als
KLARTEXT

(gibt es als Schild bei mir im Laden.
Man kann es aber auch bestellen)


Wer noch nicht genug hat…
hier noch ein Verweis: Wie die Probe aufs Exempel


…Musikspur: Patti Smith - Elegie / Horses…


Donnerstag, 1. Oktober 2009

absunderlich -II-

Ost-Ennerich (VSE)
Mirretwoch, 30. 9. 09

Ach ja, die Bloggs ! Überhaupt, dies merkwürdige Internet, das ich der Kürze wegen gern Inet nenne, ja, ich gebe es auch zu, es ist schon irgendwie eine enorme Erweiterung, eine schier grenzenlose Verfügbarkeit von Information, von Bildern, Texten, Filmen, Lebensäußerungen aller Art, ein Angebot die Welt als virtuellen Schatten zu erfahren und dafür alles bequem und ungefährdet vom Sessel aus zu erjagen. Und dadurch auch wieder absunderlich - eine Schlacht im Sitzen gewinnen, fragte schon Gottfried Benn und faßte sich an den Kopf. Während die einen sich in eine freiwillige Klausur begeben (mit dem Compu als Kontakt- und Verbindungsperson), zeigen die anderen auf der Straße Präsenz und glucken zusammen, wie es ihre Art ist. Gewiß, dieses Verhalten vermag nicht gar so weit ausstrahlen, ist aber dennoch Botschaft, die sich unmittelbar der Umgebung mitteilt. Wir sind da und zeigen Präsenz.

Soviel zum Unterschied von Wirklichkeit und Virtualität. Was übrigens ein ganz spannendes Thema ist; wie spannend wird die Zukunft zeigen. Wir stehen eben auf brüchigen und schwankenden Fundamenten. Dazu ein Spruch, der Slo zugeschrieben wird; ein Spruch, der in sich absolut schlüssig ist und jederzeit in der Wirklichkeit und vor allem in den Medien überprüft werden kann. Oder warum herrscht sonst in diesem Lande hier soviel (Zukunfts)Blindheit ? Ach ja, wegen des konsequent rückwärts gewandten Blicks. So sollte man aber keinesfalls Auto fahren und auch im Rückwärtsgang ist solche Fahrweise über längere Strecken eine ziemliche Tortur, denn man kriecht nur langsam dahin und kriegt leicht einen steifen Hals dabei. Zudem dürfte die Polizei an solcherart Fortbewegung wenig Gefallen finden und alsbald einschreiten. (So eine Geschichte ist sogar schon einmal vorgekommen - in echt - daß einer, weil die anderen Gänge nicht mehr ‘gingen’, seine Karre - engl. car - im Rückwärtsgang kilometerweit über die Landstraße bewegte, bevor er gestoppt wurde. Stand mal unter kleinen Meldungen in der Zeitung.)

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ع .26. و

“Die verwirrte 68er Generation konnte und kann
nur Verwirrung weitergeben.
Das tut sie erfolgreich.”
(Peter Sloterdijk)

...Musikspur: Air - Johann Sebastian Bach (BWV 1068)...
Neuer Beitrag im Raucherclub

Donnerstag, 17. September 2009

absunderlich



Ost-Ennerich (VSE)
16. 9. 09 - Mirettwoch

Im Leben ist es immer gut, wenn man nicht zuviel erwartet, denn nur so lassen sich schlechte Gefühle, wie sie von Enttäuschungen herrühren, niedrig halten und auch leichter die kleinen Freuden genießen, die sich immer einstellen, wenn man nicht allzu fixiert ist. Das Nämliche gilt für das Inet Das verspricht in der ersten Euphorie soviel mehr als es zu halten vermag. Globales Dorf und ähnliches Blabla. Die ganze Welt ein Dorf ! Daß ich nicht lache. Oder statt Sarkasmus mit Spott in der Stimme - Da lachen ja die Hühner. Ein Dorf sieht anders aus und funktioniert auch anders; kann in diesem Punkte wohl mitreden, komme schließlich vom Dorf. Und wenn etwas das Dorf auszeichnet, dann ist es das Prinzip der Überschaubarkeit. Deswegen geht es in eim Dorf auch zumeist beschaulich und gemütlich zu. Aber das Inet ist das schiere Gegenteil. Von wegen Globales Dorf ! Wie soll das funktionieren bei diesen unermeßlichen Dimensionen, bei dieser Überfülle, diesem Overkill an Botschaften ? Nein, hier waltet das Prinzip der Unübersichtlichkeit und das ist ja wohl auch der Leisten, über den das zerfasernde, auseinanderdriftende Leben der Spätmoderne geschlagen werden muß. Du kannst im Prinzip alles sein, aber immer nur als Simulation. Doch dafür hat’s heute inzwischen ein reichliches Arsenal an Stimulation.

Nun, was ich von der Metapher halte, steht oben. Man könnte sie allerdings für die Dauer einer Überlegung mal eben für bare Münze nehmen. Dann ergäbe sich zum Beispiel folgende Frage: Wenn die ganze Welt ein Dorf ist bzw. sich anschickt durch das Inet ein soliches zu werden, was sind dann oder welche Rolle spielen die Deutschen in diesem ? Etwa die des Dorfde…. ? Bald werden wir es erfahren, es dauert ja nicht mehr so lange. Und auf diesen Termin zielt auch der Spruch, der einmal wieder aus den Kalender-Sprüchen 2009 stammt. Ziert zufällig den September.

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25.


Stell Dir vor, es ist Wahl …
Und keiner geht hin !




...Musikspur: East of Eden - Ramadan / Jig-a-jag…

Dienstag, 1. September 2009

Spiegelblick


Ost-Ennerich (VSE)
1. 9. 09 Di
Letztens bemerkte ich einen Fremdkörper - mitten in meim Gesicht; als ich ein wenig länger in den Spiegel sah. Ein weißer Punkt am linken Nasenrand fast in Augenhöhe. Eine Art Grieskorn oder so ähnlich; unschön, und wachsend, ja überaus hart und hartnäckig, also unerwünscht. Und so war der zweite Gedanke ganz eindeutig, ohne bedächtig und unschlüssig hin- und herzuwackeln - das kann nicht bleiben ! Da muß ich ran, der Fremdkörper muß raus, muß wieder verschwinden, auch wenn ich dafür die besagte Stelle mit einer spitzen Nadel erst mal blutig stechen muß. Es geht eben nicht anders; und solche Eingriffe erledige ich selbst, der partielle Schmerz soll mich nicht schrecken und auch die Spuren nicht, die davon künden und mich für einige Tage unter den Augen ein wenig entstellt aussehen lassen. Bei solchen Fällen habe ich es bisher immer so gehalten, denn irgendwann muß man, wenn es nicht so bleiben soll, einfach handeln und dem Fremdkörper im eigenen Fleische an exponierter Stelle zuleibe rücken, auch wenn es erst mal wehtut. Lieber eine kurzfristige Entstellung als eine chronische also eine dauerhafte und bleibende. Und wer will schon von Pickeln und Mitessern übersät sein, zeugt dies doch von erheblichem Streß des ganzen Organismus und überdies, daß die Abwehrfähigkeit der Haut gegenüber dem Eindringen von Reizpartikeln doch sehr eingeschränkt oder gehemmt ist. Hab ich so für mich denken müssen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und so weiter sind rein zufällig.
Am Ende wie gewohnt wieder ein Spruch, ebenso zeitbezogen wie zeitlos. Vielleicht zum Behalten, oder zum darüber Nachdenken und Weitererzählen. Wie immer, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus Eos Wort- und Sprücheschmiede.


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店 24. 伊



Wenn das Leben zu etwas nütze ist,
dann um zu lernen;
etwa um sich zu behaupten
und das meint vor allem,
auch in schwierigen Situationen
zurechtzukommen.

… Musikspur: Don’t get me wrong - Chrissie Hince / Pretenders ….
NEU im Raucherclub:

Montag, 17. August 2009

Wehret den Anfängern

Ost-Ennerich (VSE)
17. 8. 09 - Mondtag

Der Kampf gegen Rechts sollte durch den Kampf gegen Oben sowie den Kampf gegen Hinten verstärkt bzw. ergänzt werden, um wie es so schön heißt den Anfängen zu wehren. … Aber was ist denn das für ein Deutsch ? Seit wann gibt es denn Anfang im Plural ? Anfang und Ende gibt es ja immer nur einmal; obwohl ein Fluß nährt sich aus vielen Quellen und Quellgründen und hat damit auch viele Anfänge (die aber keinesfalls so genannt werden). Aber vielleicht hat man im Eifer des Geschäfts, äh natürlich des Gefechts nur ein klitzekleines ‚r‘ vergessen ? Dann würde es sogar Sinn machen - Wehret den Anfängern ! Richtig, das könnte ich unterschreiben. Den Anfängern wehren, jenen Leuten also, die von nüscht ne Ahnung haben und noch, wie man sagt, grün sind, vor allem hinter den Ohren, konkret gesprochen den Anfängern in der Politik. Dort und auch sonst an entscheidenden Stellen haben Anfänger rein gar nichts zu suchen. Warum brauch ich wohl nicht zu erklären. Nur so viel vielleicht, es ist bekannt und der Ausdruck weist darauf hin, daß Anfänger fürs erste noch viel lernen müssen. Da sie ihr ‚Geschäft‘ noch nicht können und ebenfalls nicht über Überblick und Erfahrung verfügen, machen sie leicht Fehler, die unversehens andere in Mitleidenschaft ziehen können; auch wenn sie das in ihrer Euphorie nicht wahrhaben wollen. Die sollten lieber zuhören und sich anlernen lassen, als schon vor der Zeit zu laut zu krähen und sich dicke tun und mit lauter, schon etwas nervtötender Stimme sich Gehör verschaffen.
Wehret daher den Anfängern in der Politik, denn dort sind wirklich Meister gefragt; und an solchem Platz haben Lehrlinge und Amateure nichts zu suchen, sintemal sie (noch) im gleichen Maße idiologiegetränkt sind wie lebensunerfahren.

Der August-Spruch aus den KALENDER-SPRÜCHEN 2009 von Eo kommt ziemlich herbe daher und ist einer der beliebtesten Zeitgeistvokabeln dieser Zeit gewidmet, mit der viel Schindluder getrieben wird und die immer mehr Leute sichtlich, sobald sie in Reden auf diese niederprasselt, zu nerven beginnt. Dies tolle Wort mit Namen Toleranz, (von mir seit einiger Zeit immer öfter mit Doppel-L geschrieben) sollte kurz nach der Wende in Berlin sogar einen Straßennamen zieren und war als Toleranzstraße statt der (wiederzurückbenannten) Danziger Straße im Gespräch, wenn ich mich nicht irre. Als dann einige sprachkundige Leute die Berliner darüber aufklärten, wie dieser Straßenname zB. bei den Franzosen ankäme, die ja unter einer 'rue de la tolerance' etwas ganz anderes, weil rotlichtiges verstehen, mußten doch viele lachen und der alberne Vorschlag war vom Tisch.


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≠ 23. ‡
Zu oft und allzu heftig eingeforderte Toleranz
wird schnell tolleranzig






…Musikspur: Ich han nach lieben vrüenden … (Estampie / Crusaders)…

Mittwoch, 12. August 2009

. . .Geisterstunde. . . .

Ost-Ennerich (VSE)
12. 8. 09 - Miretwoch

Der Tag ist so lang , wie er kurz ist. Denk ich manchmal, wenn die letzte Stunde angebrochen ist und es stramm auf Mitternacht zugeht. Also wieder eine Erdumdrehung weiter und eine Aufphase beendet, die schon längst in die Abphase eingemündet ist. Der kosmische Rhythmus eben, der uns immerzu wiegt und der von Anfang an das Leben getaktet hat. Wie auch in Gang hält. Aber noch bin ich nicht müde, die Nacht mit ihrer abgeschiedenen Schwärze ringsum ist ein ungeheurer Kontinent, so unüberschaubar grenzenlos wie die Fantasie, die Schummerlicht, Versenkung und magische Räume liebt, wenn nicht braucht, um sich entfalten zu können und der Erdenschwere des Alltags mit ihren bedrohlichen Verwerfungen für eine Weile zu entfliehen. Jaja, ich weiß, die Fantasie ist immer der Ort, der vor allem dann aufgesucht wird, wenn die reale Wirklichkeit einfach soviel zu wünschen übrig läßt Aber nicht nur, denn Fantasie heißt immer auch nach Alternativen Ausschau halten, sich von Ideen kitzeln lassen und neuen, womöglich unerhörten, ja gefährlichen Gedanken sein Ohr leihen. Denn nicht bloß der kosmische Rhythmus, die tagtägliche Abfolge von Hell und Dunkel, bestimmt und strukturiert unser Leben, ebenso tun es die Ideen und Lichtblicke, die plötzlich zufließen oder unversehens aufflammen.
---Folgsetzung fort---

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↓ 22. ↓

Es ist zuweilen so,
als ob ganze Generationen
mit Blindheit geschlagen wären;
indem sie miteinander streiten, bahnen sie
dem gemeinschaftlichen Feinde den Weg.
Leopold von Ranke, Französische Geschichte

….Musikspur: Rammstein - Engellied…..

Dienstag, 4. August 2009

montaigne-mäßig

Ost-Ennerich (VSE)
3. 8. 09 Mo

Ein Turm wie Montaigne, das wäre schön; das hat mir den französischen Selberdenker aus dem 16. Jahrhundert, zur Zeit der ersten ‘Globalisierung’ und um sich greifenden Medienrevolution gleich sympathisch gemacht. Und dann natürlich was er schrieb und vor allem wie er schrieb, wie er die Gedanken aneinanderfügte, mit alten lateinischen Zitaten würzte und dabei immer einen interessanten Bogen spannte. Eine Annäherung an ein Thema, eingestandenermaßen subjektiv und damit spontan und originell, aber keinesfalls systematisch und erst nicht umfassend, halt mehr ein Versuch aus der Stimmung heraus, wie es sich in besonderen, dicht gepackten Momenten gelegentlich ergibt. Der Ansatz imponierte mir gleich - mit der eigenen Sicht der Dinge herausrücken auf eine unterhaltsame und dabei lehrreiche Art (da könnte man montaigne-mäßig Horaz zitieren - delectare et prodesse) und gleich hinterherschicken, daß die Erkenntnis nicht unbedingt für alle und zudem nicht für alle Zeit gelten müsse. Eine gesunde Haltung wie auch ein geschickter Schachzug, denn wie kann man anders den Dogmatikern Paroli bieten ? Nur indem man sie herausfordert und klar zu verstehen gibt, daß man ihren Anspruch auf Wahrheit und Geltungshoheit für die eigenen Gedanken und Schriften erst gar nicht anstrebt und sie deshalb in provokativer Bescheidenheit schlicht Essais, also auf deutsch Versuche nennt. Aber lassen wir den Meister aus dem 16. Jahrhundert doch selbst zu Wort kommen.

AN DEN LESER

Dies hier ist ein aufrichtiges Buch, Leser. Es warnt dich schon beim Eintritt, daß ich mir darin kein anderes Ende vorgesetzt habe als ein häusliches und privates. Ich habe darin gar keine Achtung auf deinen Nutzen noch auf meinen Ruhm genommen. Meine Kräfte sind eines solchen Vorsatzes nicht fähig. Ich habe es dem persönlichen Gebrauch meiner Angehörigen und Freunde gewidmet, auf daß sie, wenn sie mich verloren haben (was ihnen recht bald widerfahren wird), darin einige Züge meiner Lebensart und meiner Gemütsstimmungen wiederfinden und durch dieses Mittel die Kenntnis, die sie von mir hatten, völliger und lebendiger erhalten können. Hätte es mir gegolten, die Gunst der Welt zu suchen, so hätte ich mich besser herausgeputzt und würde mich in zurechtgelegter Haltung vorstellen. Ich will, daß man mich darin in meiner schlichten, natürlichen und gewöhnlichen Art sehe, ohne Gesuchtheit und Geziertheit: denn ich bin es, den ich darstelle. Meine Fehler wird man hier finden, so wie sie sind, und mein unbefangenes Wesen, soweit es nur die öffentliche Schicklichkeit erlaubt hat. Und hätte ich mich unter jenen Völkern befunden, von denen man sagt, daß sie noch unter der sanften Freiheit der ersten Naturgesetze leben, so versichere ich dir, daß ich mich darin sehr gern ganz und gar abgebildet hätte, und splitternackt. So bin ich selber, Leser, der einzige Inhalt meines Buches; es ist nicht billig, daß du deine Muße auf einen so eitlen und geringfügigen Gegenstand verwendest.
Mit Gott denn, zu Montaigne, am ersten März 1580.

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∞ 21. ∞

Dumm aber nenn ich das Land,
das sich von anderen vorschreiben läßt,
wie es zu sein habe.
Und wer noch etwas anderes
lesen möchte,
hier der letzte Beitrag
aus: eos-o-ton

Musikspur: J. S. Bach - Air

Donnerstag, 23. Juli 2009

alleinsam


Ost-Ennerich (VSE)
22. 7. 09 Mi


Ein Autor lebt (im Idealfall) vom und fürs Schreiben. Auch wenn es ihn immer mal nervt, weil es nicht läuft und in Gang kommt, ist er doch sehr gern mit Gedankenstricken beschäftigt oder besser zugange. (Wenn er denn erst mal auf den Geschmack gekommen ist.) Warum ? Weil es wie ein gutes, interessantes, spannendes Gespräch sein kann und eben weil es auch ein formidabler Ersatz von ganz eigener Qualität sein kann, wenn man der entsprechenden Gesprächspartner ermangelt und statt albernem Geschwätzes sich lieber ersterem zuwendet. Die (befristete) Einsamkeit schreckt ihn nicht, denn für sein Tun und Treiben muß er ungestört und daher allein sein. Aber er fühlt sich dann nicht einsam, eher in eim anderen Aggregatzustand - eben alleinsam. All-ein-sam-keit. So ungefähr ist zB. vor mehr als 400 Jahren Michel de Montaigne auf den glorreichen Gedanken gekommen, eben diese auf eine höchst subjektive, spontane vom Einfall diktierte Art zu eim zutiefst menschlichen Problem oder einer Frage, dem geduldigen Papier mitzuteilen und in einer besonderen literarischen Form, dem Essay bzw. Essai, gleich eindrucksvoll in Szene zu setzen. Und dies vor allem weil ihm sein bester Freund und intensiver Gesprächspartner durch frühen Tod abhanden gekommen war. Daher sparte sein philosophisches Denken den Tod nicht aus, sondern wies dem Denken über die Endlichkeit des Lebens einen besonderen Stellenwert zu. Schön nachzulesen in: Philosophieren heißt sterben lernen.


Natürlich nicht ohne Spruch. Der Dezember-Spruch aus den KALENDER-SPRÜCHEN 08. Im Raucherclub hat's übrigens einen neuen Beitrag mit dem spannenden Titel ...Strategische Reserve...



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√ 20. Ъ


Wenn die Welt zu sehr
aus den Fugen gerät,
braucht es wieder
die Dichter.



...Musikspur: Paco de Lucia - Almonte / Zyryab....


Dienstag, 14. Juli 2009

-- Geht's noch ?!






Ost-Ennerich (VSE)
13. 7. 09 Mo

Heute am Morgen (nein, schon gestern war's) in einer pseudo-ernsten Radio-Sendung (im DLF) einen richtigen Knaller oder besser noch: Klopper gehört und zwar fiel völlig ernst gemeint der Ausdruck Studenten-und-Studentinnen-Bewegung. Aha, damit war wohl die 68er Revolte gemeint. Politisch-korrekter geht’s wohl nicht mehr ?! Da möchte man nur zu gerne jene süffisante, schon ein wenig sprichwörtlich gewordene Frage stellen: Geht’s noch ?! Wie sie doch alle so bereitwillig und beflissen Wegegeld geben, um ja nicht anzuecken und es mit irgendeiner kratzbürstigen Lobby zu tun zu bekommen. Dafür nimmt man die langweiligen Wiederholungen und auch manch andere sprachliche Fettnäpfchen in Kauf wie Hans-Jochen Vogel in eim Interview (DLF) zur miserablen Lage seiner Partei, der darin allen Mitgliedern und Mitgliederinnen (Wortlaut) Mut zusprechen wollte. Die Mitgliederinnen wollte er sicherheitshalber nicht vergessen. Aber wenn man schon die Mitglieder gschlechtergrecht, äh geschlechtergerecht ansprechen will, sollte man besser an dem Mit ansetzen und es der sprachlichen Logik gemäß durch eine Ohne ersetzen. Es lebe die sprachliche Verrenkung. So weiß der aufgeweckte Zeitgenosse immer gleich, mit wem er es gerade zu tun hat. Die Verhunzung der Sprache ist natürlich ärgerlich und nicht bloß in Interviews anzutreffen, vielmehr auf Schritt und Tritt wird man davon traktiert, ob nun als albernes Werbedenglisch, in Gestalt der Schlechtschreibreform oder eben als fortschreitende Verrohung im Wort- und Sprachgebrauch, die von den diversen Subkulturen ausgeht. Eine unschöne wie auch ungute Entwicklung, keine Frage, aber in der Sprache geschieht nur entsprechendes wie überall sonst, zum einen mit einer gewissen Verzögerung, zum anderen aber als Takt- und Stichwortgeber. Das dürfte der Grund sein, warum zu allen Zeiten um Sprache so sehr gerungen wurde. Denn wie man die Dinge (Sachverhalte, Menschen, Empfindungen usw.) benennt und benamt, sagt über kurz oder lang viel über das (gängige und akzeptierte) Denken und den Denkenden aus. Und gibt zudem die Richtung vor, in die sich das Denken bewegen soll. Am wenigsten bange ist mir aber wegen der oben ins Gespräch gebrachten Verunzierung durch ätzende Verdopplung, wie vor ein paar Wochen der Wehrbeauftragte Reinhold Robbe, der übrigens früher mal Zivi, also ein Wehrdienstverweigerer war, es schaffte innerhalb von zwei Minuten in eim Interview (Anlaß Afghanistan im DLF) sechsmal (mindestens !) die Neusprech-Bezeichnung Soldatinnen und Soldaten unterzubringen. Solche Rattenschwänze liebt die Sprache nicht; und erst recht nicht lieben sie die Sprecher, die lieber schnell auf den Punkt kommen wollen und daher Unsinniges und Unnötiges nach Möglichkeit wecklassen oder abschleifen. Die Emanzenformeln und -floskeln werden, das kann als sicher betrachtet werden, keine Zukunft haben, sintemal diese Lebensform selbst nicht sonderlich zukunftstauglich scheint. Über solcherart sprachliche Entstellungen, wie sie heute von Regierungsstellen verordnet werden, wird man sich, wie manche es heute schon tun, dereinst auf eine ähnliche Art lustig machen, wie jetzt die Leute über den umständlichen barocken Kanzleistil.

In diesem Zusammenhang noch eine schöne Provothese, die ich schon längst mal als Wort zum Mondtag hier reinsetzen wollte. Sie stammt übrigens von Ernst Nicht und ist leider über weite Strecken zutreffend, was das westliche Abendland betrifft. Im Sommer wie jetzt an heißen Tagen glücklicherweise etwas weniger.


# 19. #

Das ganze Elend begann damit,
als die Frauen anfingen,
fast immer und überall
Hosen zu tragen
.







...Musikspur: Vivaldi - 4 Jahreszeiten / Presto aus: Sommer (V. Mullova)...





Mittwoch, 8. Juli 2009

Die Geduld einer Katze


Ost-Ennerich (VSE)
7. 7. 09 Di

Quædam Eonis opera non extant.
Etliche bücher von Eo sind nit vorhande
/ sind zugrund gangen

Das Warten gehört von Natur aus dazu,
gleichviel ob bei Menschen oder Tieren.
Ist sozusagen eine Grundkonstante des Lebens.
So bedarf es schon öfter mal der Geduld einer Katze,
um ein Ziel wirklich zu erreichen,
bzw. den richtigen Moment abzupassen,
der dafür besonders günstig ist.
Dem 'Warten' kann man also nicht entgehen,
es hilft nichts, das muß angenommen werden.
Aber wie einer die 'Wartezeit' erlebt
und wie er sie jeweils gestaltet und
für Geist und Sinne nutzbar macht ...
das bleibt jedem eben selbst überlassen.
Mit anderen Worten - dies Feld
kann beackert werden.


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18. 6

Die Dinge müssen langsam reifen,
sonst wächst nichts Gutes daraus.

…Musikspur: Albinoni - Adagio…

Montag, 6. Juli 2009

Vom Reinlegen

Ost-Ennerich (VSE)
5. 7. 09 So
Habe mich schon einige Male gefragt, ob ich mir nicht noch ein weiteres Pseudonym zulegen soll namens Sandra Kas, denn das klingt hübsch und mehrdeutig und riecht darüber hinaus ganz schön nach Mythos. Wo wir es heute doch wieder ganz frisch mit allerlei Trojanern und sonstigen Trojanischen Pferden zu tun haben, die schon längst unter klingendem Spiel und anderem Tamtam in die Städte gezogen wurden - auf Geheiß der Hohen Priester und der anderen Würdenträger. Am Ende ist dann den Trojanern doch noch aufgegangen, spätestens dann als Troia brannte, was sie für eine Riesen-Dummheit begangen hatten, als sie zuvor das Pferd voller Begeisterung durch die Tore geschleift hatten. Aber da war es bekanntlich zu spät. Nur Aeneas entkam mit eim Häuflein Getreuer dem Untergang seiner mächtigen Vaterstadt und machte sich notgedrungen auf, anderswo in eim fernen Land eine neue Heimat zu suchen und dort das Fortleben zu sichern. Sic transit gloria mundi. So vergeht der Ruhm bzw. Glanz der Welt. Und das eigentlich nur weil bestimmte Leute nicht aufgepaßt haben, die hätten aufpassen müssen, weil dies ja genau ihr Job war. Aber genau die ließen sich täuschen, wenn nicht schlimmeres zu vermuten ist, und setzten wegen falscher Schlüsse und Entscheidungen die Existenz dessen aufs Spiel, das ihnen anvertraut war, sintemal sie darauf hoch und heilig einen Eid geschworen hatten. Was lernen wir daraus. Das mit dem Reinlegen ist längst nicht auf den zwischenmenschlichen Bereich beschränkt, sondern geschieht auf allen Ebenen. Und Städten ja ganzen Staaten kann es so ergehen, wie eim einzelnen Menschen, der leichthin großen Versprechungen glaubt, sich aber am Ende von den vollmundigen Sprüchen großspurig auftretender Betrüger hereingelegt sieht. Solch dubiose Pferde mit Hang zur Monstrosität sollte man erst auf Herz und Nieren prüfen und nach verborgenen Kämpfern durchleuchten, bevor man sie einläßt. Ein Fehler zweifelsohne, der schon des öfteren gemacht wurde und noch immer gerne wiederholt wird, nämlich denen Glauben schenken, die es nicht verdienen.
Heute dann noch ein Spruch vom Schlage - je reifer die Zeit, um so herber und herbstlicher die Sprüche. Jedenfalls stellen sich solche Anwandlungen schon mal ein wie folgt.


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Θ 17. Θ

Wir halten auch weiter die Stellung auf verlorenem Posten.


…Musikspur: Gustav Mahler - 5. Symph. Adagietto / L. Bernstein + New York Phil.…

Dienstag, 23. Juni 2009

... zuviel Autobahn

Ost-Ennerich (VSE)
22. 6. 09 Mo

Der Sommer kommt dieses Jahr nur sehr schleppend in Gang; und so braucht es am Abend dann doch immer noch Socken an den Füßen. Denn die, ich meine die Füße, spüren noch weiter nichts von der drohenden Klima-Erwärmung, nein -Katastrophe, welche gerade vor wenigen Tagen erst eindringlich und einhellig in der Presse mit neuem Zahlenmaterial serviert wurde. Uns dräut eher was ganz anderes, aber die spürbare Klimaänderung (nicht am Himmel sondern auf Erden) sowie das aufziehende Unwetter, das damit einhergeht, werden mit einer Hartnäckigkeit ignoriert oder freudianisch gesprochen verdrängt, daß ich zB. den klimabewegten Grünen und Grünlingen gar nicht mehr folgen kann und mag, sintemal sie die viel unmittelbarere Dynamik, die die gesellschaftliche Temperatur immer mehr ansteigen läßt, so gar nicht auf der Rechnung haben und wenn doch, dann aberwitzige Folgerungen daraus ziehen, die für die einen, um nur von denen zu reden, mit ständigen Zumutungen verbunden sind und die überdies auf längerer Sicht dazu führen, ihnen ihre alte, angestammte Heimat immer weiter zu entfremden, (lange ja ein absoluter Modebegriff - doch ich meine hier mehr fremd machen, bzw. fremd werden lassen). Aber das hat selbstverständlich auch mit Temperatur zu tun, die inzwischen so sehr angestiegen ist, daß schon von Fieber gesprochen werden kann. Das ganze Land also krank ?! Dem gesellschaftlichen Klima nach zu urteilen wohl schon; und wenn man sich die ständig steigenden Ausgaben in dreistelliger Milliardenhöhe im Gesundheitssektor anschaut, die immerfort steigende Beitragssätze notwendig machen, sich dazu die stets vollen Wartezimmer in den Arztpraxen vor Augen führt und mal beim Spazierengehen in der Stadt unterwegs die Apotheken mitzählt, an denen man so vorbeikommt, und darauf achtet wieviel Menschen, Alte wie Junge, da ständig ein- und ausgehen, könnte man schon zu dem Schluß kommen, daß das Land, bzw. die Bewohner desselben, sich nicht sonderlich wohlfühlen und gar sehr therapiebedürftig sind. Würden sie sonst in diesem exorbitanten Umfang ärztlichen Beistand, Untersuchungen, Medikamente, Therapien nachfragen und suchen, was der Wunderkoffer der Hippokrates-Jünger darüber hinaus noch für Wohltaten bereithält ? Aber Fieber trifft es schon irgendwie, wenn auch längst nicht alle davon erfaßt sind, nämlich diejenigen, die schlecht drauf sind, weil einfach, nein vielfach enttäuscht und in Lethargie ihre Zeit, ihren Tag und schließlich ihr Leben verbringen. Bei Fieber wird gemeinhin Bettruhe verordnet, wenig Bewegung und Aktivität also, um den Körper selbst mit den Krankheitserregern ringen zu lassen, unbeeinflußt von inkompetentem Geschwätz von oben, der rationalen Steuerungszentrale, die heutzutage voller Arroganz fast immer das Kommando führt und am liebsten alles unter ihre Kontrolle bringen würde. Aber eine Krankheit ist eigentlich mehr die Sache des Körpers als die des Arztes. Der Körper heilt und zwar sich selbst; und der Arzt verhilft dazu, daß der Körper im Kampf gegen die viralen Eindringlinge in das eigene System und seinen Funktionszusammenhang gestärkt wird und den Kampf besser und schneller besteht. Im Falle eines grippalen Infekts lautet das apothekenunabhängige Rezept schlicht und einfach: Ruhe, schlafen und nochmals Ruhe, nichts machen wollen oder müssen, dahindämmern und das Virus ausschwitzen, es ausschwemmen und somit so schnell wie möglich wieder außerhalb des Systems zu befördern. Den Körper also machen lassen. Das ist die beste Garantie wieder gesund zu werden. Denn der Körper ist wohl um ein Vielfaches länger im Geschäft und weil er nun mal unmittelbar die Folgen unangemessenen oder törichten Verhaltens schmerzhaft zu spüren bekommt, auch viel realistischer in der Beurteilung, was wirkliche und nur eingebildete Krankheiten sind, als die neue Steuerungsinstanz namens Vernunft, die am liebsten alles bestimmen will wie auch ständig immer alles besser weiß. Tja, wenn ich nun Arzt wäre, würde ich mich höchstwahrscheinlich zu dieser Diagnose entschließen, nämlich klipp und klar zu sagen, was das Ethos gebietet -Deutschland ist krank ! Und mir dann Gedanken um eine angemessene Therapie machen. Da ich nun aber kein Arzt bin, kann ich dieser Diagnose nur eine Frage, die sich förmlich aufdrängt, hinterherschicken und dann lautet das Ganze etwas so: Deutschland ist krank ! - aber wer ….. es ?
Habe (nun ach…) bei der kurzen Frage leider ein Wort übertünchen müssen - wegen verdächtig viel verdächtiger Buchstaben oder wie man seit E. H. oft hört oder sagt wegen zuviel Autobahn. Nehmen Sie es also als ein arg zusammengestutztes Kreuzworträtsel. Noch immer ein weit verbreitetes Medium, mit dem sich die Leute die Zeit vertreiben und kleine Erfolgserlebnisse einheimsen.

Als Satz zum Merken oder Weitererzählen heute mal wieder ein Kalenderspruch (der Juli-Spruch aus: Kalender-Sprüche 2007 von Eo Scheinder)


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/ 16 \


Wenn die Probleme zu groß werden,
braucht es schon Katastrophen,
um sie zu lösen.

…Musikspur: Le Bourgeois gentilhomme / Lully (Die siebte Saite)…

Dienstag, 16. Juni 2009

...Schlag auf Schlag


Ost-Ennerich (VSE)
15. 6. 09 - Mo

Heute mal etwas Altes aus dem Quisquilien-Buch.

Im Grunde ist das Leben auch heute noch ein Märchen, insbesondere bei denen, die ein abwechslungsreiches und abenteuerliches Leben haben. Und wenn man genauer hinschaut, passieren im Märchen auch nicht dauernd wunderliche und wundersame Sachen. Für lange passiert da nämlich gar nichts oder nicht viel oder stets dasselbe; aber dann auf einmal geht es dann Schlag auf Schlag. Und plötzlich ist alles anders - eine Verwandlung, eine Besinnung oder eine Bestimmung hat von dem Helden Besitz ergriffen. Nur dies wird ausführlich geschildert, alles andere davor und danach bloß mit wenigen Strichen skizziert. Ist es denn im wahren Leben soviel anders ? Die magisch-märchenhafte Sichtweise wird also zunehmen und mehr Menschen leiten.

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←15→

Der Schatten des Ruhms.
Oder wenn Madonna heute vom Pferd fällt,
weiß es morgen die halbe Welt.
...Musikspur: Hesperion XX - Tanz aus Neapel....

Montag, 15. Juni 2009

...das Rätsel zu lösen...

Ost-Ennerich (VSE)
14. 6. 09 So

Leben heißt auf der menschlichen Stufe unter anderem auch über 'Leben' nachzudenken. Über das Leben, was jeder für sich hat und für sich führen muß und natürlich über das Leben als Phänomen im Ganzen, mit seinen Rhythmen und Zyklen und seinen vielfältigen Variationen und unterschiedlichen Konzepten, die von eim wachen Menschen praktisch auf jeder Stufe wahrgenommen werden können. Es mag ja stimmen, daß wir in (relativ) aufgeklärten Zeiten leben, aber was heißt das anderes, als daß die Menschen sich klüger wähnen und für aufgeklärter halten, als sie es tatsächlich sind. Was wissen wir denn trotz aller Wissenschaft über die eigentliche Beschaffenheit der Welt ? Und auch ob ein höherer bzw. tieferer Sinn diesem Weltganzen zugrundeliegt ? Die einen, das sind die Materialisten und Atheisten halten es für besonders clever und quasi für der Weisheit letzten Schluß, keinen zu vermuten oder vorauszusetzen. Und daß alles durch mechanische Abläufe und Beeinflussungen von den kleinsten atomaren und subatomaren Ebenen aufwärts bis in den uns vertrauten Mesokosmos, durch das fortwährende Wabern der Materie bewegt und in Gang gehalten werde und daß dies eine Eigenschaft der Materie sei, sich zu strukturieren und auf die Umgebung zu reagieren. Das Leben und der Formenreichtum der Natur eine Folge dieser Prozesse und durch die langen Zeiträume sowie den Faktor Zufall unvermeidlich. Während die anderen, die die stupide Zählerei der Wissenschaft im Grunde ihres Wesens verachten, einen Gott oder auch mehr, einen Creator oder weniger personal gedacht, ein geistiges, allumspannendes Prinzip für das zwischen Chaos und Ordnung treibende Geschehen ob hier auf Erden oder im unvorstellbar großen Kosmos ringsum annehmen oder besser voraussetzen. Zumindest als eine Art Urstimulus, der die ganze 'Maschine' in Gang gesetzt hat. An diesem Punkt kommen sich die konträren Standpunkte gefährlich nahe. Was der eine mit Gott assoziiert, nennt sein Widersacher Urknall. Wie man sieht, eine ziemlich verwickelte Sache - nichts genaues weiß man nicht; trotz der üppigen Förderung von staatswegen und der großen Anstrengungen, die die Wissenschaft in den letzten 100 Jahren unternommen hat. Die Welt ist und bleibt ein Rätsel und birgt auch heute noch Geheimnisse sonder Zahl. Die Vernüchterung und Verzifferung, wie sie die Wissenschaft populär und unabdingbar gemacht hat, ist sicher nicht der richtige und zielführende Weg, denn soviel läßt sich inzwischen zur Moderne und ihren Verirrungen, Verwerfungen und Verwachsungen sagen, das Rätsel zu lösen und dabei auch weiterhin im Leben ein Mysterium zu erfahren. Um wirkliche Geheimnisse zu schauen, helfen die feinsten Meßinstrumente nur wenig, denn dorthin reicht allein die intuitive Schau. Aber sie ist launisch und eben nicht auf Kommando zu haben. Damit auch für sich ein Geheimnis, das sich einstellt, sobald die Zeit günstig ist und eine besondere Qualität angenommen hat. Spürbar daran, daß die Intensität zunimmt und sich eine Verbindung herstellt, die über einen selbst weit hinaus geht.


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Worauf es ankommt:
Die Zeichen deuten, die Zeichen lesen lernen;
denn nur das bringt Erkenntnis.

…Musikspur: Ave, generosa - Hildegard von Bingen / Ensemble für Frühe Musik, Augsburg…