Montag, 19. Juli 2010

Nacht- und Nebelaktion


Ost-Ennerich (VSE)
18. Juli 2010, So

Muß wohl in der späten DDR-Zeit geschehen sein, wie mir Venator einmal sehr glaubhaft versicherte, als der Opa-Diktator auf seine alten Tage seinen Frieden mit dem alten Preußen machen wollte und das prächtige Reiterstandbild von Friedrich dem Großen wieder an seim alten Platz Unter den Linden aufstellen ließ. In einer Nacht- und Nebelaktion war da nämlich ein beherzter Mensch auf den Plan getreten und hatte um den Sockel ein gut sichtbares Spruchband befestigt, worauf zu lesen war:

KÖNIG FRIEDRICH STEIG HERNIEDER
UND REGIERE DEINE PREUSSEN WIEDER !

Eine kreative und höchst wirksame Art des Protestes, für einen Moment wenigstens mit eim originellen Spruch das fehlende Einverständnis mit den herrschenden Zuständen und der dafür verantwortlichen Politik nach außen zu tragen. Hut ab ! Sollte man sich beherzigen. Wie lange es hängen blieb und was mit dem oder den Iniziatoren in der Folge geschah, ist mir leider nicht bekannt. Dürfte aber einiges an Wellen geschlagen haben, obwohl der Corpus delicti sicher recht bald sichergestellt und entfernt wurde und alle Berichterstattung darüber alsbald unterdrückt. Einen anderen großen Skandal gab es unter dem Vorgänger mit der Fiestelstimme. Da war es der Druckfehlerteufel (oder wer sonst gerade in diese Rolle geschlüpft war), der den Obergenossen aus dem Politbüro (komische Namen hatten die damals. Aber klar, destowegen hieß der Scheff vom Laden ja auch Generalsekretär [der säzzer]) einen üblen Streich gespielt hatte. Denn statt dem wohlvertrauten ‘Das ZK der SED faßte Beschluß usw.’ las man auf der ersten Seite des NEUEN DEUTSCHLAND in großen Lettern die Überschrift ‘Das KZ der SED…’ Dürfte einigen Herren im volkseigenen Verlag die Stelle gekostet haben, wenn ich nicht irre; die Politbürokraten jedenfalls waren nicht gerade als besonders humorvoll im Land bekannt. Ein Dreckfuhler der Extraklasse. Ob es nun eine bloße Unachtsamkeit des Setzers oder ein quasi absichtliches Vergreifen war (nach zweidrei Schnäpsen oder so), wird ma wohl nicht erfahren, obwohl anzunehmen ist, daß es die ewig mißtrauische Führung genauer wissen wollte und mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln Nachforschungen anstellen ließ. Mit dem Opa-Diktator ist natürlich Honni gemeint, den von Udo Lindenberg heiß besungenen (…hab ein Fläschchen Cognac dabei, das schmeckt sehr lecker, das trink ich mit dem Erich Honecker…) Staatsschrat, äh Staatsratsvorsitzenden, der schon eher gemütlich wirkte und aussah wie ein Opa, aber doch bis fast ganz zum Schluß das große Sagen hatte trotz langwieriger Krankheit, also der Diktator war, wenn auch von Moskaus Gnaden.


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Wenn wir in den notwendigen Dingen die Einheit,
in den nicht notwendigen die Freiheit,
in beiden die Liebe bewahren würden,
stünde es um unsere Angelegenheiten
sicherlich zum besten.

Peter Meiderlein



Noch Lust was anderes Freestyle-Philosophisches zu lesen ?!
Hier geht's zu den Rauchenden Colts.


...Musikspur: May be a Price to pay - Alan Parsons Project / Turn of a friendly Card...

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