Mittwoch, 9. Dezember 2009

ein Täschchen in Tschechien


Ost-Ennerich (VSE),
den 8. 12. 09 Di
Wer schreibt, der bleibt - hieß es einmal. Doch die Zeiten sind lange schon vorbei, zu sehr ist man von Gedrucktem und Geschriebenem umgeben und wird damit überhäuft, als daß man diesem Umstand noch eine besondere Relevanz beimessen könnte. Auch Sprüche veralten; und irgendwann kommt immer der Punkt, daß sie keiner mehr hören mag, wenn und weil sie zu oft eingespielt und heruntergeleiert wurden. Gilt im besonderen Maße für die blöden, äh hohlen Sprüche in Politik und Medien, wenn zB. von Hausaufgaben die Rede ist, die nicht oder noch gemacht werden müssen, von den Menschen im Land oder in Form dieser unsäglichen, aufgeblähten, der Intention nach vorurteilsmindernden Ausdrucksweise, nein Formel wie ‘mit Migrationshintergrund’ und ‘ohne Migrationshintergrund’, dann wenn man die Deutschen von den Ausländern unterscheiden, die Alteingesessenen gegenüber den Neuankömmlingen statistisch abgrenzen will. In meinen Ohren ein ziemlich albernes und zudem schlechtgemachtes Wortgeklingel, das an skurile DDR-Wortschöpfungen wie geflügelte Jahresendfigur oder Winkelemente erinnert. Aber trotzdem seinen Sinn hat - nämlich, um bestimmte Denk- und Ausdrucksweisen zu installieren und damit die Böcke von den Schafen zu scheiden; keine Frage, das sind die modernen Mini-Geßlerhüte des Alltags. Und wehe, es sagt einer Tschechei ! Denn das klingt verdächtig nach Autobahn. Immer wieder schön unterwegs im spontan sich ergebenden Gespräch zu erleben. Die Leute achten in der Regel doch sehr auf die Worte, die sie wählen - gerade bei brisanten Themen und schwierigem Terrain. Gut, dann sagt man eben Tschechien, die Medien machen’s ja durchgängig vor - und hat gleich einen lustigen Reim. Das mit dem Koffer in Berlin ist längst sprichwörtlich, aber Prag mit seinen vielen alten, zauberhaften Türmen ist gewiß auch nicht schlecht. Soviel kann ich sagen. Und dort etwas haben bzw. deponieren, das einen immer wieder hinzieht, warum eigentlich nicht ? So ließe sich sagen, ich hab noch ein Täschchen in Tschechien. Im Zweifelfalle hilft immer Humor; selbst wenn es nur zu Galgenhumor reichen sollte. Und wenn man die Dinge, ich meine den Irrsinn der Zeit, nicht ändern kann, so kann man sich doch darüber hinwecksetzen und ihn ganz gezielt und gepflegt auf die lustige Art nehmen. Ungefähr so, jedenfalls mit aus diesem Beweggrund heraus entstand vor ein paar Jahren das Kürzel Mihigru. (Ist von Eo.) Hat sich erfreulicherweise längst rumgesprochen. Demnächst auch ein spezieller Beitrag dazu mit Chronologie, erste Nachweise usw. auf eos-o-ton. Die Sprache ist der Schlüssel - aber da haben zum Glück auch noch die Dichter ein Wörtchen mitzureden. Die anderen sind, wie man immer wieder feststellen muß, im besten Falle doch nur Kunsthandwerker.


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√ 34.


Die Lage ist hoffnungslos,
aber (noch) nicht ernst !
... Musikspur: Astor Piazolla - Libertango ...

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