Sonntag, 3. Oktober 2010

Terminus democraticus

Ost-Ennerich (VSE)
2. 10. 2010, Sa

Gestern zur Abwechslung
mal wieder ein neues Wort ‘erfunden’. Nein, nicht Gumschen (und auch nicht Mihigru), das ist schon älter und hat sicher den einen oder die andere ein wenig perplex gemacht. Aber valleicht war das kurze Zitat ja hilfreich.

Wer so redet
oder schreibt, ist garantiert unter die Gumschen zu zählen. Wer noch immer keine ID hat, soll mal gugeln; kleiner Tip, mit der Schweiz hat es nichts zu tun. Doch nun zurück zu dem neuerfundenen Wort.

Erfunden ist allerdings
nicht ganz korrekt, besser wäre verbacken oder zusammengefügt, denn das Wort bzw. die Wörter gibt es bereits. Es geht auf das Mittelalter zurück, in die Zeit also als die Städte alle mit einer dicken, hohen Mauer umfaßt waren, das sich aber in unseren postmodernen, postnationalen Zeiten überaus großer Beliebtheit erfreut, vor allem wenn die demokratischen Herren mit dem Volk, nein heute sagte ma ja Bevölkerung, in Kontakt treten und wenn sie ihre Politik verkaufen wollen, wie vor den Wahlen, und sich ins Zeug legen, wie engagiert und selbstlos sie doch alles nur zum Wohle und im Sinne … nun, wer kann da gemeint sein ?

Das Stimmvieh ?!
Richtig. Aber das sagen sie nicht, sondern sie sprechen dann hochtrabend, nein mehr ratternd wie eine Pflichtübung von den BÜRGERINNENUNDBÜRGERN. Ich weiß, das schreibt man für gewöhnlich auseinander als drei (einzelne) Wörter. Nur sind diese drei Wörtchen mittlerweile so fest verkoppelt und verkuppelt, weil irgendwelche verbiesterten Emanzen das so haben wollten, und werden inzwischen so schnell wie ein Wort gesprochen, bei dem oft schon mal ein Silbchen untern Tisch fällt.

Und dann noch der echohafte Klang
durch die dämliche Verdoppelung., die jeden vernünftigen Menschen mit ein wenig Sprachgefühl schon nach kurzer Zeit ungemein nerven tut. Dies sowie die schon stark verbreitete sprachliche Praxis des vorhin aufgespießten Rattatong scheinen mir Grund genug, diesem Terminus democraticus auch ein anderes Schriftbild zu gönnen, ihn also als ein (langes) Wort zu schreiben.

Zugegeben, es sieht reichlich komisch
wenn nicht albern aus, aber das ist das Gebahren derjenigen ja auch, die so reden und peinlichst darauf achten, daß weder die Bürgerinnen noch die Lehrerinnen, die Autofahrerinnen und erst recht nicht die Soldatinnen vergessen werden (nein sogar an erster Stelle stehen müssen), wenn sie von Bürgern, Lehrern, Autofahrern oder Soldaten sprechen. Komisch, albern, anpasserisch und noch so einiges mehr.

Aber klar, man sollte da Verständnis haben,
die sind eben vorsichtig und wollen es nur vermeiden ihrer Karriere zu schaden. Denn irgendwer paßt immer auf, irgendeiner Frauenbeauftragten fällt so ein Lapsus beim Morgenkaffee ins Auge und die wird dann aktiv. Denke mal, daß die geschlechtergerechte Sprache auch mit in deren Ressort fällt. So nervig diese redundanten neuen Sprachvorschriften sind, sie haben auch etwas gutes, oder anders ausgedrückt, der Umgang damit ist sehr aufschlußreich, denn ma sieht bzw. hört alsbald, mit wem man es tun hat.

Und wenn er sich sklavisch dran hält
und ständig Wegegeld gibt, weiß ich eben Bescheid. Apropos, der politische Altenteiler Hans-Jochen Vogel hat mal in eim Morgeninterview im DLF, als es um den beklagenswerten Zustand seiner Partei ging, als er von oder zu den Mitgliedern seiner Partei sprach, keinesfalls die Mitgliederinnen vergessen wollen und sie daher in eim Atemzug genannt.

Ach, was ist das inzwischen
für eine Wohltat, wenn einer mal statt Studierende Studenten sagt. Glaube inzwischen, daß diese Idiotismen sehr viel mit Idiologie zu tun haben. Anders ist der Zustand der Zeit nicht mehr zu erklären. Wir sind eben, wie es schon Sebastian Brant vor 500 Jahren gemutmaßt hat, (mal wieder) auf eim Narrenschiff unterwegs und geraten nun langsam in stürmische See.



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~ 74. ~


Deutschland
ist kein Land für
unkonventionelle Ansichten.

Soviel kann ich zumindest
aus eigener Erfahrung sagen.

Zum Klimawandel geht's hier.



... Musikspur: Hans Albers - Jawoll, meine Herrn ...

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