Mittwoch, 26. Januar 2011

Autoritätsverlust


Ost-Ennerich (VSE)
25. 1. 2011 - Di

Der Mensch ist geschmäcklerisch.
Und das von Natur aus - wenn er kann und günstige Möglichkeiten vorfindet.

Er mag das eine mehr
als das andere und manches verschmäht er oder verabscheut es voll und ganz. So lernt er es von kleinauf schon im zarten Babyalter über die Geschmacksnerven.

Die ersten Urteile
über Aspekte und Eigenschaften der Welt werden unmittelbar im Mund gefällt. Ziemlich eindeutig und zwar so, daß es die Umgebung unverstellt mitbekommt.

Aber wählen kann ma nur dann,
wenn tatsächlich ein Angebot besteht, aus dem man seine Auswahl treffen kann. Andernfalls bleibt nur das, was gerade da ist.

Jaja, in der Not frißt der Teufel Fliegen,
sagt Volksmund; und, Hunger ist der beste Koch. Wie auch anstrengende Arbeit ein guter Appetitmacher ist, wenn nicht der beste, den es gibt.

Natürlich, das Essen schmeckt immer dann
besonders gut, wenn ma besonders hungrig ist. Und so ist es bei vielem …



Hätte auch heute Lust,
einen alten Spruch von Ulrich von Hutten anzuhängen. Und das nicht bloß aus Daffke. Denn obwohl so alt ist (knapp 500 Jahre), klingt er ziemlich aktuell.

Aber das ist nicht weiter verwunderlich,
da die Zeit damals der unsrigen in einigen wesentlichen Punkten sehr ähnlich ist. Sage nur mal Medienrevolution dank Johann Gensfleisch genannt Gutenberg; die erste Globalisierung - 1492 und die Folgen; und dann noch der Ansehens- und Autoritätsverlust der Kirche, dh. der verordneten Meinung und des von oben verordneten Denkens.

Genug der Analogien erst mal.
Jedenfalls wird man bei Hutten, dem gelehrten Ritter, richtig gut fündig und hat Spaß dabei.

Könnte mir vorstellen,
öfters etwas von dem Reichsritter hier einfließen zu lassen, zum einen weil er über einen scharfen Blick und große Ausdruckskraft verfügt und zum anderen, weil er die Zwänge und ebenso die Typen aufs Korn nimmt, die sich im Umkreis der Macht ergeben wie auch tummeln.

Was heute auch nicht
so viel anders ist. Nur soviel. Demnächst mal etwas über die Freiheit eines Hofmanns. (Hieß damals so, heute meint das vor allem Politiker und Journalisten)


--------------ж--------------

¦¦ 97. ¦¦

Nam ut in tranquillo navim quilibet facile gubernat,
ita in isto otio, unam quamquam rem strenue laudamus
vel vituperamus, aut utrumque facimus,
et consilia damus,
ac de rebus maximis acutissime interdum disputamus,
verbis abunde instructi, re penitus inutiles,
et ad omne opus, nisi exerceamur prius, inepti.

Denn wie man leicht auf ruhiger See
ein Schiff steuern kann,
so loben wir in jener Muße jede einzelne Sache,
tadeln sie oder tun beides, und verteilen Ratschläge
und diskutieren über die wichtigesten Fragen
bisweilen aufs heftigste,
zwar mit den treffenden Worten,
aber an der Sache vorbei und zu jeder Tat ungeeignet,
falls wir nicht vorher Erfahrung sammeln.


Und hier noch etwas anderes aus der Kategorie 'Alt, aber gut'.

... Musikspur: Händel - Giulio Cesare / Se piéta (Aria) ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen