Montag, 31. Mai 2010

... nicht der Hannjer

Ost-Ennerich (VSE)
30. 5. 2010 So

Manchmal frag ich mich, warum ich nicht öfter was hier reinsetze. Doch dann sag ich mir meistens - wozu ? Den Lesern geht es halt am Arsch vorbei, außerdem sind die sowieso alle überfüttert, also keine Perlen vor die Säue. Schätze mal, daß die meisten eh nicht mitkommen und weitere einfach nicht mitgehen wollen. Nun gut, dann geh ich eben allein; und zwar nur dann, wenn es mir gefällt. Kann ich schließlich halten wie ein Dachdecker und ist mir auch egal wie 88 oder wie es so schön heißt, ein Handkees stinkt von allen Seiten, wird aber trotzdem von den Frankfurtern gerne gegessen. Und wenn er dann vertilgt ist, sagen sie, jetz is de Kees gesse. Aber ma muß ja nicht, wie Oscar Wilde sagt, einen Käse zur Gänze aufessen, um zu wissen wie er schmeckt. Sintemal der Geschmackssinn von elementarer Bedeutung ist und ein Grundraster vorgibt, das sich alle anderen Sinne zunutze machen, wenn nicht in so vielen Bewertungsfragen regelrecht darauf aufbauen. Hoch interessantes Thema, keine Frage, hätte diesbezüglich sogar noch etwas Detailliertes anzubieten; müßte ich aber erst suchen. Dann beim nächsten Mal. Oder wie es früher so schön hieß: Demnächst in diesem Theater. Valleicht. Schaunmerma. Es treiben sich ja doch nur Stummfische hier herum. Und was ich von denen so denke, steht auf eim annern Blatt. Wo ?! Bitte selber suchen. Ich bin schließlich nicht der Hannjer.


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<| 56. |>


Nicht bloß
ein lustiger Spruch
-

Auch schlechte Zeiten
haben ihre guten Seiten.

(Septemberspruch aus:
KALENDER-SPRÜCHE 07)

.. .Musikspur: Marin Marais - Pièce de Viole / Jordi Savall ...

Donnerstag, 20. Mai 2010

Alles so schön bunt hier

Ost-Ennerich (VSE)
19. 5. 2010, Mi

Den originellen Denker erkennt man an den originellen Gedanken; und ebenso den konventionellen Schwätzer an den konventionellen Sprüchen. Nicht viel anders sagt es ja Jesus - an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Und ganz ähnlich sah es wohl auch der Buddha-Kanzler, als er die etwas verunglückte Metapher prägte - entscheidend ist, was hinten rauskommt. Zumeist halt doch was anderes, als man oben reingesteckt hat. Aber diese Vorgänge, um der falschen Metapher noch ein wenig zu folgen, nennt ma sonst Stoffwechsel; und dem unterliegt soweit alles, was hier auf Erden kreucht und fleucht. Nur war dies gerade nicht gemeint, sondern ob etwas, gleichviel ob eine Sache, eine Person, ein Programm, eine Strategie oder was auch immer, den Erwartungen entspricht oder anhand der Realität jämmerlich versagt. Mit anderen Worten, ob es letztlich die Realitätsprobe besteht. Und wer zu lange mit abgeschmackten Sprüchen und angepaßten Gedanken unterwegs ist, wird irgendwann auf höhnische und extrem abfällige Kommentare treffen - wie die zwei affektierten Adeligen in Cartouche, der Bandit (mit Belmondo und einer hinreißenden Claudia Cardinale), die auf ihre entrüsteten Fragen im anbrechenden Chaos ‘Wißt ihr nicht, wer wir sind ?!’ ein hämisches ‘sehr wohl Messieurs, zwei fette, aufgeblasene Nichtsnutze’ zur Antwort erhielten. Diesen Film gab es damals, wenn ich mich recht besinne, exklusiv zum Start des Bunt-Fernsehens, wie ma damals 1967 noch gerne zum Farbfernsehen sagte. Alles so schön bunt hier; und so war es ja auch, denn die meisten hatten an der Flimmerkiste kräftig Farbe eingestellt und so kamen die Gesichter stets ziemlich rosa oder stark gerötet ins Bild, ganz so als wären sie zuvor in der Maske in einen Farbeimer gefallen.

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: 55. :

Glaube, wir sind mittlerweile an dem Punkt angelangt,
wo nicht mehr nur allein die Rechten
rechte Sprüche machen.

Noch ein kleiner Verweis gefällig ?


...Musikspur: Ave generosa - Hildegard von Bingen / Ens. für frühe Musik Augsburg...


Mittwoch, 12. Mai 2010

Wohin steuert unser Schiff ?



Ost-Ennerich (VSE)
11. Mai 2010 Di

Sobald ma merkt, daß das Schiff, auf dem man Passagier ist, einen ganz anderen Kurs einschlägt als angekündigt, dürfte wohl ein jeder als erstes ein gar mulmiges Gefühl bekommen und wird alsbald denken - Bin ich denn jetzt auf dem falschen Dampfer gelandet ? Und wo fahren die stattdessen nun hin ? In einer solchen Situation macht ma sich zurecht Sorgen. Zu einer Reise ins Ungewisse sind ja bloß die allerwenigsten aufgelegt. Wohin steuert unser Schiff ? Derlei Fragen beschäftigten mich nun schon eine geraume Zeit, nachdem mir endgültig aufgegangen war, daß der Kurs nach allerlei Manövern schrittweise und schleichend ziemlich drastisch verändert worden war und mit Sicherheit in unruhige Gewässer führen würde. Allerlei Stürme und manche Hydra, die unversehens zuschnappt, standen dem Schiff und den Passagieren erst bevor und auch der Schiffbruch schien nicht ganz ausgeschlossen. Das Meer der Illusionen konnte nämlich sehr tückisch sein und eine heitere, sonnenbeschienene Stimmung, ein sanfter Himmel von vollendeter Bläue etwa vermochte sich blitzschnell, fast ohne Vorwarnung, in eim Unwetter von gespenstischer Schwärze entladen. Und Passagiere und Besatzung für lange schreckliche und bange Stunden um ihr Leben fürchten lassen. Wenn dann noch inkompetente Steuerleute am Ruder waren, konnte es schnell hochgefährlich werden. Aber nicht allein heftige Stürme, Vulkanausbrüche , Eisberge und Seeungeheuer waren zu fürchten; ebenso wilde, und skrupellose Piraten, die lange im stillen lauern, bis sie in eim günstigen Moment das Schiff kapern und in brutaler Entschlossenheit versuchen, es unter ihre Kontrolle zu bringen.


Heute mal kein kluger Spruch, mehr ein Beispielsatz aus dem Sprachlehrbuch, um die Umlaute als Besonderheit der deutschen Sprache kenntlich zu machen.



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\ 54. /

Der Verräter kam später,
der Lügner aber früher
und nur der Mörder tötete
zur ausgemachten Zeit.



Über Ennerweh ein ander Mal. Wer letztens die Meldung gelesen hat, daß die Neandertaler* doch nicht ganz ausgestorben sind und zu eim gewissen Prozentsatz (zwischen 3 - 7 %) in unseren Genen weiterleben, kann im Apho-Blogg einen interessanten Beitrag lesen über die Theorie, daß die kräftigen Burschen aus dem Neandertal mit den Riesen aus den Mythen identisch sein dürften … (Ist enthalten auch in den Apho-Briefen und kann ma als Buch für 8 Euro + VK bei mir bestellen.) Und wo ich dabei bin, hier noch ein Werbespruch in eigener Sache:

Wenn Sie mir mal etwas gutes tun wollen, kaufen Sie meine Bücher.
Und wenn Sie sich selbst etwas gutes tun wollen, dann lesen Sie meine Bücher.

Und Karten mit guten Sprüchen hat’s schließlich auch genug,
die wo ma bestellen kann.
Bin nun mal kein Beamter
und auch nicht so’n bekannter - Autor und halt mehr
ein Freestyle-Philosoph mit kleinem Laden und
von daher schon ein wenig darauf angewiesen.


* wenn der Joachim Neander das noch erlebt hätte, da hätt er sich sicher gefreut…


…Musikspur: Aus Holbergs Zeit / Edvard Grieg…

Samstag, 8. Mai 2010

mutatis mutandis

Ost-Ennerich (VSE)
8. 5. 2010 Sa
Tempora mutantur, was salopp übersetzt heißt in diesen Zeiten ist ganz schön was los oder vielleicht auch bald sind wir alle Mutanten. (Oder etwas anderes was mit M anfängt). Geschieht erst schleichend und dann abrupt, sozusagen mutatis mutandis. Was soll denn das nun wieder heißen, etwa Mutti hat viele Mutanten ? Nein, glaub ich nicht, eine Mutti kannten die alten Latriner noch nicht, denn die hielten es mehr mit der Mamma. Die rufen sie, also deren Nachfahren, doch bei jeder Gelegenheit an, besonders wenn es um ein Haar ins Auge gegangen wäre. Mamma mia, war das knapp ! Aber die Zeiten sind halt so, die ändern sich nicht bloß selbst, sondern schaffen auch viele Veränderte - nos et mutamur in illis. Und mit den Zeiten schwinden parallel die Illusionen, die man sich von seiner Zeit gemacht hat, nein, sie gehen ihnen immer ein wenig voraus, die schwindenden Illusionen, weshalb dann die Zeiten irgendwann zu Ende gehen und dann wieder eine neue Zeit beginnt, weil niemand mehr den dummen Langweilerparolen und den dreisten Propagandalügen Glauben schenken will, die vielen falschen und gefährlichen idiologischen Verblasenheiten nicht mehr hören kann und sich nach klaren, drastischen und ungeschönten Beschreibungen der Lage sehnt. So jedenfalls ging es vor jetzt bald 21 Jahren, also praktisch vor einer Generation in der DDR, als das über Jahrzehnte eingeschüchterte Volk nach zögerlichem Beginn feststellte, daß es durchaus eine Macht sein konnte. Und diese Erkenntnis dann als das Mantra der Revolution unüberhörbar artikulierte: WIR SIND DAS VOLK ! Da haben die alten Bonzen aber geschluckt, als ihnen so der Boden unter den Füßen weckgezogen wurde und ihr Anspruch eben das Volk selbst zu sein und es an der höchsten Spitze zu repräsentieren, als pure Anmaßung durchschaut und als schändlicher Betrug diesen vor die Füße geknallt wurde. Damals gewann die Tempomutante rasch an Fahrt und Honecker als der oberste Gefängnisaufseher und der oberste Jäger in Personalunion wurde in kurzer Zeit dann selbst ein Gejagter … Ja, so kann’s gehen - sic transit gloria mundi. Aber er kam doch eigentlich noch recht glimpflich davon; er verduftete nach zweidrei Zwischenstationen wie manch anderer in diesem Jahrhundert eben nach Südamerika. Jaja, so in dieser Art läuft es eigentlich immer - wenn die Zeiten sich ändern, tun sie das damit, daß eine bestimmte Zeit endet, also zum Abschluß kommt und eine neue, eine ganz andere beginnt. Geschieht gerne dann, wenn die Lüge zu groß, die Manipulation zu offensichtlich und die Indoktrination zu unerträglich werden. Steigt dazu noch der Unmut durch gewisse Ereignisse ins unermeßliche, braucht es nur noch eine Parole, die die Leute erreicht und verbindet. Und die sich wie ein Technostaccato dröhnend anstimmen läßt. Am besten so griffig und deutlich in der Aussage (an den Adressaten gerichtet) wie WIR SIND DAS VOLK. Das müßte doch zu machen sein, eben eine einfache Botschaft, die den Zeitgeist auf dem falschen Fuß erwischt, vielleicht in vier knappen Worten: WIR SIND NICHT DOOF. So als Grundtenor und dazwischen geschoben ein paar klare Ansagen zB. KEINE LÜGEN MEHR, und WIR HABEN’S SATT mit gerade mal vier Silben. Wo die uns sonst doch immer gerne mit veritablen Achtsilblern traktieren Marke Vergangenheitsbew….

Als ein renommierter Autor damals den richtigen Riecher hatte, was wurde er vor versammelter Runde gescholten und im nachhinein als ein Schwadroneur verhöhnt.




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~ 53. ~

Wer das Denken nicht angreifen kann,
attackiert den Denkenden.
André Heller

...Musikspur: Komm, Heller komm, du mußt dich arrangieren ... / Neue Lieder (glaub ich)...