Mittwoch, 23. Juni 2010

Damals … in der Tätärä

Ost-Ennerich (VSE)
22. 6. 2010 Di

Eine komische Sprache ist lustig; kann aber auch auf den Geist gehen. Worre ?! Unfreiwillig komische Sprüche sind es noch mehr. Vor allem dann, wenn die beabsichtigte Originalität bzw. Deutlichkeit durch die real gebrauchten Worte nicht erreicht, sondern relativ bis absolut verfehlt wird. Wie damals in der Volkskammer der Tätärä, als Mielke seinen ominösen Auftritt hatte, nachdem die Verhältnisse stark ins Rutschen geraten waren, und er meinte, sich mit unglaubwürdigen, ja kindlichen, eindeutig regressiven Worten (aus dem Munde eines bis zum Anschlag repressiven, also hartgesottenen Menschen) rechtfertigen zu können - Aber, ich liebe doch die Menschen … ich liebe sie … ich liebe Euch doch alle ! Da erntete er nur Gelächter und erstaunte Blicke; und konnte es so gar nicht fassen. Macht macht eben blind und Machtverlust öffnet die Augen auch erst in Etappen. Ach ja, Stilblüten sind bei Kindern und wenig gebildeten Menschen oftmals überaus lustig, aber bei Vertretern der schreibenden Zunft erst recht immer einen Lacher wert. Und dazu paßt wie angegossen ein alter Spruch von meiner Großmutter.

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~* 61. *~

E gescheut Hingkel leet aach emoe neewersch Nest.

Für die, die eine Übersetzung brauchen, bitte:
Ein gescheites Huhn legt auch einmal neben das Nest.

Während ein blindes Huhn gelegentlich sogar mal ein Korn findet. Das sei ihm von Herzen gegönnt. Wenn nur nicht so viele blinde Hühner herumliefen und es mit Krähen versuchten ...


Und wo wir schon bei den Hühnern sind, paßt valleicht dieser Verweis.

... Musikspur: Gustav Holst - Saturn / Die Planeten ...

Sonntag, 20. Juni 2010

Lob der Zickigkeit

Ost-Ennerich (VSE)
19. 6. 2010 Sa

Können Männer eigentlich zickig sein ? Nun, wenn ihnen etwas nicht paßt oder generell gegen den Strich geht, werden sie leicht bockig. Das ist nur zu wahr. In eim solchen Fall ist dann auch mit Gewalt nicht mehr viel auszurichten weder bei den Männern und erst recht nicht bei den Zicken. So hat es mir meine Großmutter als kleiner Bub schon verklickert, und noch heute erinnere ich mich gern ihrer Worte ‘Met Gewalt hebt mer’n Gaaß henne rim’ Also, mit Gewalt kann man allenfalls eine Ziege kurzzeitig hinten herumheben. Damit ist der eigenen Sache aber nur wenig gedient, denn die Ziege macht alsbald doch wieder was sie will. Ich bin so satt, ich mag kein Blatt, mäh mäh mäh. Aber Ziegen dürfen das, die sehen lustig aus, sind dabei eindeutig intelligent und haben dahero ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein, was sie dann ja auch wieder interessant macht und so sehr abhebt von den belämmerten Schafen, die immer so dösig dreinschauen und so kugel-, nein tonnenrund erscheinen mit ihrem dicken Wollmantel; sind auch stets mit Mampfen beschäftigt... Die scheren sich nur ums Fressen, bis sie dann selber geschoren werden; überlassen ihren Mist einfach anderen Leuten und blöken ansonsten nur blöde herum. Da lob ich mir doch die Zickigkeit, auch wenn sie nicht immer leicht zu ertragen ist. Launen muß ma sich erlauben können; das heißt schon was, denn sie sind ein ausdrücklicher Nachweis von Privilegiertheit und lassen auf ein besonderes Wesen schließen, das mit Intensität und Kreativität begabt nicht so langweilig wie die Herde gern den eigenen Launen folgt. Capriziös eben und damit für Capriccios gut. Nichts für Meßdiener im Gegenlicht.



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(/ 60. \)

Eines schickt sich nicht für alle!
Sehe jeder, wie er's treibe,
sehe jeder, wo er bleibe,
und wer steht, daß er nicht falle!

Johann Wohlklang von Goethe

Denn Leben kann gefährlic sein. Siehe hier.

... Musikspur: Al Stewart - On the border / The Year of the Cat ...

Donnerstag, 17. Juni 2010

Mistverständnisse

Ost-Ennerich (VSE)
16. 6. 2010, Miretwoch

)*!*(


Eine Replik auf eigenem Platz

Manche Leute haben echt eine Art drauf, die ist gelinde gesagt nicht mehr feierlich. Erlebt man ja hin und wieder, nichtiwahr ? Beißen und ätzen herum wie ein Willrich, stets aufs neue beseelt und angetrieben von ihrem ’Ceterum censeo’, daß es sogar dem Gutwilligsten irgendwann zuviel wird. Sie teilen fortwährend aus und halten dies auch noch für Stärke, aber sind nicht mehr befähigt, unbefangen und unvoreingenommen eine Widerrede anzuhören, weil sie so sehr fixiert, ja verbohrt sind. Sie tun das mit Inbrunst, als hätten sie allein den Adlerhorst der Metatheorie erklommen und tun so, als wären sie zudem mit dem superscharfen und superschnellen Adlerblick ausgestattet. Diese Rolle scheint ihnen auf den Leib geschrieben, halten sich gerne für eine Art modernen Ardjuna, der nicht bloß in weiter Ferne den Vogel erspäht, sondern demselben ins Auge blickt. Kein Wunder, daß dabei Heroismus aufkeimt, verstehen sie sich doch als der einsame Künder, der späte Recke, der nur ein Ziel kennt und der aber auf den geringen Zuspruch mit einer sich stets steigernder Unduldsamkeit und Unerbittlichkeit, also zunehmender Verhärtung reagiert. Du, laß dich nicht verhärten, kann ma nur da mit Wolf Biermann raten … Arroganz und Häme als deren erste Ableitung an falscher Stelle und an falschem Ort zur Schau getragen, zahlen sich selten aus, dafür kosten sie viel mehr, Sympathie zB. und damit vor allem Interesse. Wer Mißverständnisse zum Anlaß nimmt, um sein eigenes Mistverständnis in aller Herablassung zu zelebrieren, zeigt damit nur, daß er tief in seim Herzen nur ein Schulfuchs ist, der immer gern den Rotstift zückt, doch keinesfalls der Überflieger, den er zu sein vorgibt.


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] 59. [

Ohne Licht
sieht ma nüscht


Halt mal wieder ein Spruch der anderen Art. Hätte da noch einen Verweis auf einen herben Kalender-Spruch von 2008, der so langsam zu greifen beginnt.


...Musikspur: Wolf Biermann - Du laß dich nicht verhärten...



Donnerstag, 10. Juni 2010

Castros Kasbah

Hier mal ein Bild von
eo,
freestyle-philosoph



)*!*(


Ost-Ennerich (VSE)
9. 6. 2010 - Miretwoch

Ob dies heuer ein Sommer wie 1439 wird ? Anhaltend warm und unbeschwert, aber doch mit wenig erquicklichen Ahnungen getrübt ? Nun, bis zum nächsten Maximum sind es wohl noch zwei Jahre hin; aber trotzdem, die neuen und alten Konflikte beginnen sich gerade wieder aufs neue aufzuheizen, seien sie nun geschürt oder durch die steigende Hitze vor Ort zum Brodeln gebracht. Nur um den Eyafiallajökul auf Island ist es mittlerweile ziemlich ruhig geworden. Doch das kann sich abrupt ändern, denn Vulkane sind echte Schlingel, also ziemlich unberechenbar. Sagt ma das nicht auch von der Geschichte ? Daß sie sich impulsiv und dann ebenfalls des öfteren implosiv verhalte ? Oder läuft es nach eim Masterplan ? Gleichviel ob nun à la Weltgeist, Illuminati oder à la Alla. Da streiten bekanntlich nicht nur die Gelehrten sondern vor allem die jeweiligen Anhänger; und das heftig mit handfesten, also mit harten, scharfen und spitzen und schmerzhaften Argumenten. Wer mag das entscheiden ? Geschichte ereignet sich oft ganz anders, als sie dann später überliefert, gelehrt und gedeutet wird. Alle möglichen Tricks und Intrigen gehören natürlich seit jeher zum politischen Geschäft. Beim Kampf um die Macht gibt es nur sehr wenig Regeln und in kritischen Momenten scheint so ziemlich alles erlaubt. Socialismo o Muerte hieß die Parole aus Castros Kasbah; und heißt sie wohl immer noch.

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° 58. °

Die bemerkenswerten Ereignisse der Geschichte
sind die sichtbaren Wirkungen
der unsichtbaren Veränderungen
des menschlichen Denkens.

Gustave le Bon

…Musikspur: Sun is shining - Bob Marley / Kaya…

Im Apho-Blogg (noch recht frisch) paar Anmerkungen zum Sehen.

Mittwoch, 2. Juni 2010

Gärtnernde Böcke

Ost-Ennerich (VSE)
1. 6. 2010 Di

Nun, es ist diese Lust am Schreiben, die mich dann wieder schwankend macht.
In dieser schiefgewickelten und immer mehr falsch gepolten Zeit, wo gärtnernde Böcke und ebensolche Ziegen sonder Zahl die Kulturpflege an sich gerissen haben, stellt sich im Garten ein ziemlicher Wildwuchs ein und allerhand Spontanvegetation beginnt sich breitzumachen. Statt die schlimmsten Auswüchse zurückzuschneiden, düngen sie die verwilderten Bereiche auch noch kräftig, obwohl manche Ecken, schon so sehr zugewuchert sind, daß sie mit ihrem grünen Gartenwägelchen gar nicht mehr durchkommen. Wachsen tut da längst nichts mehr als stachliges Gestrüpp und mannshohe Brennesseln. Aber die fortschrittlichen Ökogärtner finden’s trotzdem schön, weil eben so anders, so ursprünglich und so durchsetzungsstark, daß sie das Zurückweichen der zuvor gehegten Kulturpflanzen und Blumen ohne große Wehmut in Kauf nehmen. Ist halt so. Sind denn nicht alle Pflanzen gleich ? Und wem stünde es an, die eine vor einer anderen zu bevorzugen ? Sie schöner als andere zu finden, wo Schönheit, wie sie meinen, immer nur vom Blickwinkel abhängt, nicht wahr ?! Muß man denn nicht dem Garten selbst auch ein Mitgestaltungsrecht einräumen, halt auf die Art, indem man am besten alles wachsen läßt, was will und gerade hier Wurzeln schlägt. Ob der Garten dann am Ende noch wie ein Garten aussieht, interessiert doch nicht. Irgendwas wird schon dort wachsen und selbst wenn er irgendwann Wüste werden sollte, bleibt er noch immer ein spannendes Biotop …. Kargheit hat auch etwas und läßt zuweilen aberwitzige Gedankengebäude mit universalem Anspruch wie eine Fata Morgana urplötzlich entstehen. Ganz so wie die Fieberträume eines Verdurstenden.

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)( 57. )(

Wenn man einmal kapiert hat,
was wirklich gespielt wird,
kann ma sich nur noch
mit Grausen abwenden


Seit gestern auch wieder ein neuer Beitrag im Raucher-Club, und zwar darüber, was der Rauch in Sachen Metaphorik alles zu bieten hat und daß er für manches Sinnbild gut und teuer ist.

...Musikspur. Gimme Shelter - Rolling Stones / Let it bleed...