Freitag, 26. November 2010

Mit allen Tricks

Ost-Ennerich (VSE)
25. 11. 2010 - Do

Zu später Stunde ist es oft gute Musik,
zum Ausklang des Tages, die für die Welt oder besser für die oft als drückend empfundenen Unzulänglichkeiten in derselben entschädigt. Zum Glück vermag die Musik - wie auch manche Getränke und andere Animationen - die Stimmung positiv zu verändern, damit man den Mühlstein mit Namen ‘Unschöne Realität’ und ‘Fatale Entwicklung’ nicht immerfort spürt, der auf dieser Zeit lastet.

Die Realität ist derzeit ein ziemlich verquerer
und aberwitziger Zustand, der sich vor allem dadurch auszeichnet, daß ma leicht genau denen ins Netz gehen kann, die einem nicht sonderlich wohl gesonnen sind, weil diese eben mit allen Tricks arbeiten, und man erst im Laufe der Zeit dahinter kommt, was so gespielt wird, da ma ja viel zulange den wohlklingenden Phrasen Glauben geschenkt hat.


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-= 84. =-

Immer wenn

Frieda Freude Eierkuchen buk,
kamen alle von nah und fern
und ließen es sich wohlsein.


Ist mal wieder eine Geschichte in einem Satz.
Tja, in dieser Zeit komm ich mir oft genug vor wie im falschen Film; und zwar in eim schlechten Film, nein, in eim grottenschlechten..


... Musikspur: Dragonfly - Fleetwood Mac ...

Mittwoch, 24. November 2010

Nur Gewäsch + Geschwätz

Ost-Ennerich (VSE)
23. 11. 2010 - Di

Heute hier den neuen Apho-Brief,
der vor Tagen losgeschickt wurde, mit der Einladung zur nächsten Lesung im LI-LA Literatur-Laden.


Bei all dem Gewäsch und Geschwätz,
das ständig über die verschiedenen Kanäle einströmt, kann es einem schon zuviel werden bzw. man kann leicht einen zuviel kriegen. Propaganda in Permanenz kann ich nun mal nicht ertragen, da schalt ich lieber ab, denn dafür ist mir die Zeit zu schade; und schlechte Laune hat der November eh zur Genüge im Gepäck.

Aber das scheint mir mehr ein Markenzeichen
dieser Zeit zu sein und dürfte dereinst wohl zum Leitfossil avancieren, wenn es darum geht, diese unsere Epoche in ihrem Hang zur Besserwisserei in Kombination mit idiologischer Gängelung und reichlich Gutmichelei
zu charakterisieren, nämlich diese vernutzte und verhunzte Sprache, diese totgerittenen Begriffe, verquaste Formeln, umständliche Begrifflichkeiten, dies politisch-korrekte Gesülze, Brabbeldeutsch, die verenglischte Jugend- und Werbesprache, die sprachlichen Verrenkungen und ebensolche Verkleisterungen in Medien und Politik und was einem sonst noch so alles Tag für Tag vor die Augen kommt und in die Ohren dringt.

Während man
früher vor allem
darauf achtete, daß die Kinder sich einer gewählten Ausdrucksweise befleißigen sollten, und man ihnen die Verwendung von zuviel Jargon und von obszönen Wörtern übelnahm, sind es heute zur Hauptsache die Erwachsenen, die man mit sprachpädagogischen Maßnahmen traktiert, damit sie lernen, wie ma gewisse Gruppen, bestimmte politische Sachverhalte, gravierende gesellschaftlichen Probleme oder sonstige Streitfragen richtig benennt ohne dabei zu diskriminieren oder damit zu polarisieren.

Nun, Lavieren und Herumeiern
gilt dieser Tage als große Tugend, nur nennt sich das anders und außerdem kommt es mit eim trendigen Mäntelchen versehen als kultursensible bzw. gerechte, ja geschlechtergerechte Sprache daher. Vor Jahren wurde denn auch das altehrwürdige, sogenannte Buch der Bücher modernisiert, also sprachlich auf den neuesten Stand gebracht und unter dem programmatischen, allzu selbstgerechten Titel Die Bibel in gerechter Sprache neu herausgegeben.

Gleich und gerecht
als die Heilsworte dieser Zeit, die in keiner Verlautbarung fehlen dürfen. Aber daß ma sich in theologischen Kreisen heute so sehr auf diese utopische Zielsetzung kapriziert, mutet schon ein wenig seltsam an, sintemal die Gerechten im NT alles andere als gut weckkommen.

Auf dem direkten Weg,
soviel scheint sicher, ist dem hehren Ziele nicht wirklich beizukommen. Gleich und gerecht fungieren dabei als die Honigworte, denen die Leute auf den Leim gehen sollen. Aber gleichgerichtet wenn nicht gleichgeschaltet schaut dann das Ergebnis aus.

Bei all den Zumutungen
in sprachlicher Gestalt, die für diese Zeit und erst recht für den Zeitgeist so charakteristisch
geworden sind, tut es gut, sich zum Ausgleich mit unverfälschter Sprache einzulassen und einem Autor zu lauschen, der sich der deutschen Sprache auf kraftvolle und bildreiche Art zu bedienen weiß.

Ein wahrhafter Dichter,
der mit seiner Zeit und dh. vor allem wegen der Ignoranz und Kulturlosigkeit der Zeitgenossen aufs höchste unzufrieden war und dies
in bestechenden Versen zum Ausdruck brachte.

Denn auch damals
gab es anläßlich
der allgemeinen Entwicklung Grund genug für eine wohlartikulierte Klage.

Am Freitag,
den 26. Nov. 2010
um 20.15 Uhr
im LI-LA Literatur-Laden



Friedrich Hölderlin – ‚An die Deutschen‘


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]| 83. |[

Die Daten stammen
von der englischen Großbank
Ejtsch Es Bie Sie

(DLF Nachrichten vom 1. 2. 10)

... Musikspur: Rammstein - We’re all living in America ...

Donnerstag, 18. November 2010

Ein Wechselbalg

Ost-Ennerich (VSE)
17. 11. 10 - Mi


Hier ein Text, der schon etliche Wochen auf Halde lag … (111010)

Frag mich manchmal,
ob denn der Herbst, dieser Wechselbalg, nun wirklich eine eigene, ja eigenständige Jahreszeit darstellt. Sicher ist der Herbst kein Sommer mehr; die kurzen Hosen liegen längst wieder im Schrank.

Die Temperaturen sind aber noch erträglich,
es ist zwar merklich kühler, doch keineswegs kalt. Diese Phase kommt schließlich noch und die fällt ebenso unter Herbst. Irgendwann im späten November oder auch schon früher ist es dann soweit und es wird so richtig ungemütlich. Nicht allein mit Regen, Trüb- und fühe Finsternis sondern zumeist schon als ein deutlicher Vorgeschmack auf Winter mit Schnee und Eis und Frost.

Halt eben ein Wechselbalg
diese Jahreszeit, Abgesang und Ausklang der vorhergehenden und dann Auftakt der kommenden. Rechnete man nicht früher in diesen Breiten mit bloß drei Jahreszeiten ? Frühling, Sommer und Winter - jeweils zu vier Monaten, ef ég hef ekki rangt fyrir mér ...

Nach dieser Einteilung würde der Winter
von November bis Februar reichen, der Frühling von März bis Juni und der Sommer von Juli bis Oktober. Das Modell scheint gerade für den Winter recht passend, denn ab März ist immer schon ein Flirren in der Luft, das die Menschen in eine Aufbruchstimmung versetzt, weil es nun langsam wieder losgehen wird und der ganze Zyklus wieder von vorn beginnt; und alles ja noch unverbraucht vor einem liegt.

Der Frühling ist’s,
der die Trendwende bringt, die Natur zum Blühen treibt und alle in Erregung versetzt, sicher nicht immer pünktlich wie auch stets von Rückschlägen begleitet. Aber dies in steigender Tendenz als Wegbereiter des Sommers, der denselben in seiner Spätphase, also im Juni schon mal vorwecknimmt. Auf diesem Niveau setzt dann der Sommer an, vermag es zu halten und meist auch zu übertreffen, um dann gemächlich abzuschwellen und mit dem Fall der Blätter zu enden.

Neubeginn und Aufblühen,
dann die Phase des Reifens und Erntens und schließlich das Verlöschen, dh. der regenerative Schlaf bis zum nächsten Neubeginn. Könnte man wohl auch so einteilen, oder ?



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Sein oder Nichtsein ?
Eher beides. Unsere Scheinwelt wird
von der Rückseite eines Spiegels beobachtet.
Dieser Spiegel ist die Zeitmauer.

Ernst Jünger
(aus: Siebzig verweht V)


Und hier noch eine ältere November-Impression.


... Musikspur: Marlene Dietrich - Marie, Marie ...

Dienstag, 16. November 2010

- nichts neues unter der Sonne

Ost-Ennerich (VSE)
15. 11. 2010 - Mo

So was wie Hyksos
hat es schon vor 4000 Jahren gegeben und in Conans Tagen, den geschichtlich nicht überlieferten Zeiten, war es sicher ebenfalls kein unbekanntes Phänomen, eher in gewissen Abständen immer mal an der Tagesordnung.

Daß wir heute wieder
damit konfrontiert werden, hat also mit dem Lauf der Geschichte zu tun, dh. mit Dummheit, Dekadenz usw. wie auch mit Strategien und Erobererlust. Von daher muß ma wohl mit dem schlimmsten rechnen.

Es ist, als wollte die Natur
wegen großen Ungehorsams Rache nehmen. Und um es uns so richtig zu zeigen, schickt sie uns ihre primitivsten Schergen, damit wir wieder lernen, was Zusammenhalt ist und Fruchtbarkeit und Durchsetzungskraft. Als eine gar heftige und schmerzhafte Lektion, die sich auf längere, womöglich für lange Zeit hinziehen kann.

Vielleicht ist das Planungszentrum
aber auch einige Stufen niedriger anzusiedeln ? Wer wejß ? In dieser Richtung gibt es schließlich auch einige schillernde Theorien. Nun, wo die Wahrheit nicht zweifelsfrei geschaut werden kann … und die Klarheit dem Nebel weicht, beginnt das Feld der Spekulation.

Oder ist es eine Art von natürlicher Erschöpfung,
weil auch Kulturen altern und vergehen wie Oswald Spengler wortgewaltig in seim geschichtsphilosophischen Epos ‘Der Untergang des Abendlandes’ diagnostizierte. Überstehen wirklich keine Kulturen und damit auch keine Völker jenen ominösen von ihm gesetzten Zeitrahmen von 800 bis 1000 Jahren, ohne ihre Identität einzubüßen und ihre Überlieferung größtenteils über Bord zu werfen, wäre hier die Frage.

Oder doch eine gezielt
ins Werk gesetzte Maßnahme, eine Infizierung mit schädlichen Keimen bei gleichzeitiger Lähmung des Immunsystems ?

Auch wenn die Frage
heute nicht beantwortet werden kann, zukünftige Jahrhunderte werden es wissen. Wenn sie denn dann noch derlei Fragen nachgehen.

Und ansonsten gilt - nichts neues unter der Sonne also.

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:: 81. ::

Je moderner die Welt wird,
umso mehr wird sie auch wieder
zur Wildnis.


In den Raucherclub lohnt es sich auch mal wieder zu klicken.

Denn da gibt es einen ziemlich geharnischten Text mit dem Titel:
Raubrittermethoden.



... Musikspur: Saturn - Holst / Die Planeten (London Phil.) ...