Donnerstag, 4. Februar 2010

Supersapiens Homo

Ost-Ennerich (VSE)
3. 2. 2010 Mi

Der Supersapiens Homo hält bekanntlich viel von den eigenen Geistesfähigkeiten und wähnt sich qua Geisteskraft, Wissenschaft und angemaßter Sapientia allen anderen Geschöpfen auf dem Globus für haushoch, nein turmhoch überlegen, weil er sich mittels seiner Verstandesfähigkeit (ansatzweise) einen Begriff (und manchmal sogar einen Reim) auf bzw. von den Dingen und Vorgängen um ihn herum machen kann. Sicher, soviel ist Fakt, die Tiere machen dies nicht, zumindest nicht in einer Form, die uns sprachgewohnten Menschen ohne Intuition verständlich und zugänglich wäre. Aber ob der Mensch am Ende trotz der vielen Begriffe und Vorstellungen wirklich etwas von dem begreift, was in ihm und um ihn (alles so) vor sich geht, ja ob er wirklich schnallt, worum es eigentlich geht hier auf Erden in diesem seltsamen Großen Spiel, das da Welt und Leben heißt, gleichviel ob es nun die eigene Epoche oder das eigene Leben betrifft, und was seine Aufgabe, seine Rolle und letztlich sein Weg ist oder auch sein könnte, darf angesichts der Ziellosigkeit, Zukunftsblindheit und Gedankenfaulheit, die längst zu Leitfossilien und damit zum Markenzeichen dieser Spätzeit geworden sind, ernsthaft bezweifelt werden. Der Supersapiens Homo ist inzwischen so klug, so wissend und weise geworden, daß ihm die Zukunft ziemlich egal ist. Denn das Denken in jenen Kategorien, wie es für die Alten so selbstverständlich und konstitutiv war, scheint inzwischen weitgehend abhanden gekommen zu sein; umso mehr noch das Tun und beherzte Handeln, was früher Zukunftssicherung für die nachfolgenden Generationen der Familie und des Stammes zum Inhalt hatte, gänzlich aus der Mode gekommen ist. Tiere denken ganz gewiß nicht an die Zukunft, erst recht nicht an die Erhaltung der eigenen Art, aber, und das ist der entscheidende Unterschied, sie handeln danach, als wüßten sie um so vieles besser als der wissende und intelligente Mensch der Moderne, wo denn nun ihr Platz in der Welt und was in bestimmten Phasen ihre vordringliche Aufgabe sei. Irgendetwas Essenzielles, nämlich jener Teil der Lebenskraft, der in die Zukunft gerichtet ist und dem Leben der eigenen Art Dauer verleiht, muß bei der rasanten Entwicklung, die der Westen in den letzten zweihundert Jahren genommen hat, stark in Mitleidenschaft gezogen worden sein, anders ist es nicht zu erklären, und wurde von anderen, leicht entfachten aber kurzlebigen Trieben überlagert und zurückgedrängt und dadurch entscheidend geschwächt. Und unter dieser vitalen Schwäche leiden wir, gleichviel ob nun bewußt oder ob mehr unbewußt.
Gut möglich, daß dabei die (für meine Begriffe) zu sehr ins Kraut geschossene Rationalität nicht ganz unbeteiligt war. Ein aktuelles Beispiel zu diesem ungesunden Trend im Raucherclub.


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Δ 41.

Krise ist dann,
wenn die Zukunft zum Problem wird.



...Musikspur - Gustav Holst - Neptun / Die Planeten (London Phil. Orch.)…


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