Mittwoch, 18. August 2010

Häßlich ist nicht schön


... ein früher Picasso ...

Ost-Ennerich (VSE)
17. 8. 2010, Di


Irgendwo stößt mich ja auch die Häßlichkeit bei denen ab. Huch, da mach ich erst mal einen Punkt und schau mich um.

Über Häßlichkeit zu reden, ist immer heikel. Gleichviel ob man über einzelne oder bestimmte Gruppen spricht. Wer wird schon gern als häßlich angesehen und beschrieben ? Ja, soviel ist klar, häßlich sein ist nicht schön, denn das ist so wie mit Pickeln im Gesicht herumzulaufen oder mit einer auffallend großen Warze nahe am Mund oder auf der Nase bestückt zu sein. Pickel oder besser Mitesser und Akne, wie diese seltsamen Auswüchse im Fachjargon heißen, stellen sich zum Leidwesen der zumeist jugendlichen Betroffenen ziemlich ungerufen ein und verschandeln das gesamte Antlitz; mit dem Effekt, daß der Anblick jeden Betrachter sogleich denken läßt, ach der Ärmste, wieviel schöner wär er ohne diese Flecken, Narben und Ausbuchtungen.

Ja, häßlich ist nicht schön; und Pickel machen häßlich, aber nicht nur die allein. Auch Gedanken vermögen dies und die beherrschenden Einstellungen wie natürlich in summa auch der Lebenswandel. Und auch nicht zu vergessen, das was ein jeder für sich mitbringt, also mitbekommen hat von den Ahnen, von dem Volk usw. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Oder wie Peter Rühmkorf es so anschaulich in eine lyrische Zeile gegossen hat:

Was dir dein Vater schuldet, du vererbst es !

Häßlichkeit stellt, was soll all das Drumherum-Reden, eine ziemliche Hypothek dar, aber trotzdem ist damit nicht gesagt, daß die Häßlichkeit letzthinnig auch zum Schicksal werden muß. Sie kann natürlich markant, in einer gewissen Drastik des Ausdrucks frappierend oder eben originell sein, durch den Kontrast zu den faden Normalos oder durch durchgeistigtes Streben mit den Jahren abgemildert und zum Teil schon ins Gegenteil umgeschlagen sein, so daß man schon längst nicht mehr sagt häßlich sondern mehr anerkennend hübsch-häßlich bei sich denkt.

Das Leben jedenfalls reicht zu den verschiedensten Metamorphosen die Hand. Ma muß nur zugreifen und darf sich nicht irre machen lassen.

Ach ja, seit ich denken kann und sicher noch davor, habe ich die Leute zunächst (aber nicht nur) ihrem Gesicht nach beurteilt, also in sympathisch oder unsympathisch, interessant oder langweilig, schön oder häßlich, vertrauenswürdig oder falsch, friedlich oder aggressiv, harmlos oder gefährlich und was derlei Unterscheidungen mehr sind, ‘eingeteilt’.

Eigentlich ja mehr automatische Prozesse des phylogenetischen Zentralrechners im Kopf, der dem Ich Berichte in Form von Gedanken und Gefühlen liefert, die ausnahmslos auf einer Skala zwischen zwei gegensätzlichen Punkten angesiedelt sind. Entweder null Ausschlag oder voll oder irgendwo dazwischen. Der Kontrast ist also vorgesehen, ist somit Naturgesetz und so wahr wie die Tatsache, daß neben dem Schönen das Häßliche immer ein schlechtes Ständing haben wird, gestern, heute, morgen - ja bis in alle Ewigkeit.

Soll mir niemand erzählen, daß Schönheit kulturell bedingt und vom Epochengeschmack abhängig sei. Marginal spielt da schon etwas rein, geschenkt, doch die Grundaussage ist bayerisch gesprochen nur ein Schmarrn. Denn Schönheit scheint mir - von Wirken und Wirkung bestätigt - mehr eine universelle Konstante zu sein, eben ein Formungsprinzip, das auf die Prozesse des Lebens und des Gestaltwandels einwirkt. Wenn man es läßt.


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._ 67 _.

Es ist zu sehen am Nest,

was für ein Vogel drin gewest



Wer noch Lust auf ein´ anderen Text hat, kann sich ja hier im Apho-Blogg mal umsehen.

...Musikspur: Wolfgang Amadeus Mozart, Rondo alla turca KV 331...

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