Ost-Ennerich (VSE)
9. 8. 2010 - Mo
9. 8. 2010 - Mo
Nun gut, was der Alte Fritz heute angesichts der schlechten Politik und der Riesenprobleme sagen würde, ist natürlich Spekulation, aber daß er nicht gerade in Freudensprünge ausbrechen würde, schon allein wegen Mediokrität und Zukunftsblindheit seiner demokratischen Nachfolger, scheint gewiß; und den Ausspruch mit den Moschen würde er wohl auch nicht mehr tätigen.
Eine kleine Kostprobe seines Denkens in Gestalt praktischer Ratschläge an einen Prinzen ist am Ende angefügt. Klare Diktion, kritischer Geist und ein gesundes Mißtrauen - was will ma mehr !
Aber der eigentliche Grund warum ich noch mal auf den großen Preußenkönig zurückkomme, der damals auch den jungen Jowo Goethe faszinierte (“Wir waren alle fritzisch gesonnen …” D+W), ist ein ganz bestimmter. Suche nämlich schon seit langem einen ganz speziellen kurzen, sehr pointierten Text, den ich mal vor Jahren, ja Jahrzehnten im Radio gehört habe. Leider weiß ich nicht mehr den Titel und auch nicht gewiß, von wem er stammt, obwohl ich diesen hellen Kopf und König (siehe oben) doch sehr in Verdacht habe.
Also, worum geht es, da beklagt sich ein alter König ziemlich resigniert über das Niveau, über die geringe geistige Kompetenz und den fehlenden Esprit seiner Zeitgenossen und rechnet dann vor bzw. macht im folgenden eine ziemlich detaillierte Rechnung auf.
Er beginnt mit der Einwohnerzahl seines Königreichs, das mögen vielleicht 10 Millionen gewesen sein, sagt ganz schnoddrig etwa so, die Hälfte davon sind Frauen, also schon mal weck, dann der Anteil der Kinder und Greise, kann auch gleich weck, dann die Bauern, Handwerker usw., ebenfalls weck, und so geht er weiter die anderen gesellschaftlichen Gruppen durch bis zum Adel und zu den hohen Würdenträgern und macht im selben Stil weiter seine Abstriche, bis er am Ende dem verwunderten Gesprächspartner sarkastisch das Ergebnis mitteilt, daß in seim gesamten Königreich mit etwa 10 Millionen Einwohnern allenfalls eine Zahl verständiger Leute aufzufinden sei, die man an zwei Händen abzählen könne.
Kann eigentlich nur vom Alten Fritzen stammen, aber ich habe es bislang noch nicht aufspüren können. Wenn da jemand einen Tip hat und mir Titel und Autor nennen könnte, würde ich wieder ein wenig an das Inet glauben …
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¦ 65. ¦Eine Krone ist ein Hut,
in den es hinein regnet.*
in den es hinein regnet.*
Friedrich II.
Hier der oben angekündigte Ausschnitt:
Es ist gewiß, daß jedermann die Augen auf das erste Hervortreten eines Mannes richtet, der ein hohes Amt auf sich nimmt; und gewöhnlich bestimmen gerade die ersten Handlungen das Urteil der Öffentlichkeit. Legen Sie zuvörderst den Grund zu allgemeiner Achtung, so werden Sie das Vertrauen der Öffentlichkeit gewinnen, wonach meines Erachtens ein Fürst vor allem trachten sollte.
Überall werden Sie Personen finden, die Ihnen schmeicheln und nur beflissen sind, Ihr Vertrauen zu erwerben, um Ihre Gunst zu mißbrauchen und Sie selbst zu beherrschen. Sie werden auch, hauptsächlich unter den Verwaltungsbeamten, noch eine andere Art Leute finden; die sind gesonnen, Ihnen die Kenntnis der Geschäfte sorgsam vorzuenthalten, um sie nach eigenem Gefallen zu leiten. Um Sie von der Arbeit abzuschrecken, werden sie dafür sorgen, daß die leichtesten Dinge Ihnen Schwierigkeiten bereiten. In ihnen allen werden Sie die wohlüberlegte Absicht finden, Sie dauernd unter Vormundschaft zu halten, und zwar unter Wahrung der schönsten Formen, auf eine Weise, die für Sie noch höchst schmeichelhaft zu sein scheint.
Sie werden fragen: was soll ich dagegen tun? Sie müssen sich mit allen Finanzangelegenheiten vertraut machen, einen Sekretär aussuchen, der als kleiner oder mittlerer Beamter in dem Fach gearbeitet hat, und müssen ihm gute Belohnung dafür versprechen, daß er Sie in allem, was Sie berührt, unterweise. Die Finanzen sind der Nerv des Landes; wissen Sie darüber genau Bescheid, so werden Sie mit dem übrigen jederzeit fertig werden.
Friedrich II.
* Den Spruch gibt’s als Karte im LI-LA Literatur-Laden.
Apropos, wenn Sie schon immer mal einen Anlaß
gesucht haben, mit dem Autor in Kontakt zu treten,
dann bestellen Sie doch einmal paar Karten.
Lesenswert auch dieser Text über Wegegeld im Apho-Blogg
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...Musikspur: Tannhäuser - Ouvertüre / Wagner...
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