Mittwoch, 21. Juli 2010

Wenn der Alte Fritz ...

Ost-Ennerich (VSE)
20 Juli 2010 - Di

Wenn der Alte Fritz noch einmal käme und mit Dreispitz durch Berlin reiten würde, käme er sicher aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nach einer gründlichen Inspektion aller Stadtbezirke würde er dann vielleicht (in eine zeitgemäße Diktion übersetzt) sagen:

1. Ihr seid bekloppt. Wie konntet ihr euch nur im eigenen Haus so zur Schnecke machen lassen.
2. Aber wen wunderts. Das kommt eben davon, wenn man Amateure und andere charakterschwache Personen ganz nach oben kommen läßt; und die machen dann ‘Politik‘.
3. Immerhin, man hat mich noch nicht ganz vergessen. Das ehrt die Berliner
4. Da haben sie sich also für das volle, das verschärfte Programm entschieden, anders werden sie wohl nicht mehr wach und wendig.
5. Wenn sie es nicht begreifen, daß sie zusammengehören und zusammenstehen müssen, so werden es ihnen die anderen schon begreiflich machen. Und zwar durch ihr Vorbild und durch den damit einhergehenden Erfolg.


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)| 64. |(

Wir nähern uns immer mehr dem Punkt,
wo die Verantwortlichen, die Entscheider also,
an den falschen Vorgaben
allmählich irre werden

Wer noch was lesen will ... Hier der Verweis: Wer nicht hören will.


...Musikspur: Johann Sebastian Bach - Air...


Montag, 19. Juli 2010

Nacht- und Nebelaktion


Ost-Ennerich (VSE)
18. Juli 2010, So

Muß wohl in der späten DDR-Zeit geschehen sein, wie mir Venator einmal sehr glaubhaft versicherte, als der Opa-Diktator auf seine alten Tage seinen Frieden mit dem alten Preußen machen wollte und das prächtige Reiterstandbild von Friedrich dem Großen wieder an seim alten Platz Unter den Linden aufstellen ließ. In einer Nacht- und Nebelaktion war da nämlich ein beherzter Mensch auf den Plan getreten und hatte um den Sockel ein gut sichtbares Spruchband befestigt, worauf zu lesen war:

KÖNIG FRIEDRICH STEIG HERNIEDER
UND REGIERE DEINE PREUSSEN WIEDER !

Eine kreative und höchst wirksame Art des Protestes, für einen Moment wenigstens mit eim originellen Spruch das fehlende Einverständnis mit den herrschenden Zuständen und der dafür verantwortlichen Politik nach außen zu tragen. Hut ab ! Sollte man sich beherzigen. Wie lange es hängen blieb und was mit dem oder den Iniziatoren in der Folge geschah, ist mir leider nicht bekannt. Dürfte aber einiges an Wellen geschlagen haben, obwohl der Corpus delicti sicher recht bald sichergestellt und entfernt wurde und alle Berichterstattung darüber alsbald unterdrückt. Einen anderen großen Skandal gab es unter dem Vorgänger mit der Fiestelstimme. Da war es der Druckfehlerteufel (oder wer sonst gerade in diese Rolle geschlüpft war), der den Obergenossen aus dem Politbüro (komische Namen hatten die damals. Aber klar, destowegen hieß der Scheff vom Laden ja auch Generalsekretär [der säzzer]) einen üblen Streich gespielt hatte. Denn statt dem wohlvertrauten ‘Das ZK der SED faßte Beschluß usw.’ las man auf der ersten Seite des NEUEN DEUTSCHLAND in großen Lettern die Überschrift ‘Das KZ der SED…’ Dürfte einigen Herren im volkseigenen Verlag die Stelle gekostet haben, wenn ich nicht irre; die Politbürokraten jedenfalls waren nicht gerade als besonders humorvoll im Land bekannt. Ein Dreckfuhler der Extraklasse. Ob es nun eine bloße Unachtsamkeit des Setzers oder ein quasi absichtliches Vergreifen war (nach zweidrei Schnäpsen oder so), wird ma wohl nicht erfahren, obwohl anzunehmen ist, daß es die ewig mißtrauische Führung genauer wissen wollte und mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln Nachforschungen anstellen ließ. Mit dem Opa-Diktator ist natürlich Honni gemeint, den von Udo Lindenberg heiß besungenen (…hab ein Fläschchen Cognac dabei, das schmeckt sehr lecker, das trink ich mit dem Erich Honecker…) Staatsschrat, äh Staatsratsvorsitzenden, der schon eher gemütlich wirkte und aussah wie ein Opa, aber doch bis fast ganz zum Schluß das große Sagen hatte trotz langwieriger Krankheit, also der Diktator war, wenn auch von Moskaus Gnaden.


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%| 63. |%

Wenn wir in den notwendigen Dingen die Einheit,
in den nicht notwendigen die Freiheit,
in beiden die Liebe bewahren würden,
stünde es um unsere Angelegenheiten
sicherlich zum besten.

Peter Meiderlein



Noch Lust was anderes Freestyle-Philosophisches zu lesen ?!
Hier geht's zu den Rauchenden Colts.


...Musikspur: May be a Price to pay - Alan Parsons Project / Turn of a friendly Card...

Mittwoch, 7. Juli 2010

Zukunft verstehen

Ost-Ennerich (VSE)
6. 7. 2010 Di

Hab mich letztens etwas zu sehr mit irgendwelchen komischen Vögeln aufgehalten, so mehr aus dem elitären, literären oder libertären Spektrum. Denen sei gesagt, die kochen auch nur mit Wasser und zumeist auch noch mit kälterem als ... Aber lassen wir das. Auch das Leiden an der Zeit kann irgendwann zur Masche werden, da sollte ma gefälligst aufpassen; weiß schließlich wovon ich rede.

Gute Musik ist oft wie ein Zug, in den man einsteigt und der alsogleich losfährt, sobald der erste Takt auch nur anhebt. So ähnlich ergeht es mir zumindest bei wirklich starken Stücken, also solchen, die ma immer wieder aufs neue hören kann, zB. jenen alten Sommerhit mit brasilianischem Flair und Nonchalance, der so gut in die Hitze dieser Tage paßt. Nein, nicht Astrud Gilberto mit ihrem ‘Girl from Ipamena’ ist hier gemeint sondern ’Lambada’ von Kaoma, dies so angenehm heranbrandende und von unverwüstlicher Lebensfreude sprühende Strand- und Ferienlied. Und nicht bloß die von Congas und Bandoneon dominierte Musik und die warme Stimme der schwarzen Sängerin sind bezaubernd, da sie wie durch Zauberhand schlechte Laune oder Langeweile zu vertreiben vermag, auch das Video dazu ist allerliebst, wenn auch etwas ambivalent und dabei bittersüß. Aber so ist das Leben eben. Alles dient mehreren Zwecken; und niemand ist eine Insel usw. Die Welt ist groß und sie wird zunehmend global oder besser systematisch globalisiert; was das nun bedeutet, darüber streiten die Gelehrten, aber wie es sich auswirkt, erfahren die Leute nun mehr und mehr direkt und aus erster Hand, alles ist im Wandel und das betrifft logischerweise vor allem die Zukunft, denn die verschwimmt ziemlich im Nebel, zeigt sich indifferent, von vielen widerstreitenden Szenarien geschüttelt, eben ungewiß. Aber das ist eigentlich ganz normal; und sobald eine Entscheidung ansteht, muß ma sich positionieren. Dazu ist es besser, man weiß, worum es geht und wer letztlich jeweils für was steht, bzw. einsteht.
Huch, da sind meine Gedanken doch unversehens vom Zug in die Achterbahn umgestiegen. Muß wohl an der intensiven Sonne liegen; die verleitet zu Tagträumen, wenn ma nur für einen Momemt die Augen schließt. Um Zukunft zu verstehen, dh. zukünftige Optionen und Szenarien sich vor Augen zu führen, ist nichts grundlegender und zielführender als ein Blick in die Vergangenheit Aber es darf nicht irgendein Blick sein, sondern einer von analytischer Schärfe, der zudem noch mit Intuition und analogischem Gespür gepaart ist. Und einen solichen habe ich letztens aufgetan und war wie elektrisiert.
Davon handelt nun die nächste Lesung.



Die nächste Lesung im LI-LA Literatur-Laden
am Freitag, den 9. Juli 2010 um 20.15:



Ivar Lissner – 'Orient und Okzident'

Die erhellenden Ansichten wie auch Einsichten
eines großen Reisenden des vergangenen Jahrhunderts,
der das Ohr am Pulsschlag der Völker hatte,
über Aufstieg und Verfall der Kulturen.
Fesselnd geschildert, brillant formuliert
und mit Voraussagen gespickt,
die regelrecht frappieren.

Eo Scheinder liest Ivar Lissner -


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)( 62. )(

Es wird niemals so viel gelogen
wie vor der Wahl,
während des Krieges
und nach der Jagd.

Otto von Bismarck



Raucher aufgepaßt ! Hier geht's zu Jogis Zigaretten

... Musikspur: Kaoma - Lambada ...


Mittwoch, 23. Juni 2010

Damals … in der Tätärä

Ost-Ennerich (VSE)
22. 6. 2010 Di

Eine komische Sprache ist lustig; kann aber auch auf den Geist gehen. Worre ?! Unfreiwillig komische Sprüche sind es noch mehr. Vor allem dann, wenn die beabsichtigte Originalität bzw. Deutlichkeit durch die real gebrauchten Worte nicht erreicht, sondern relativ bis absolut verfehlt wird. Wie damals in der Volkskammer der Tätärä, als Mielke seinen ominösen Auftritt hatte, nachdem die Verhältnisse stark ins Rutschen geraten waren, und er meinte, sich mit unglaubwürdigen, ja kindlichen, eindeutig regressiven Worten (aus dem Munde eines bis zum Anschlag repressiven, also hartgesottenen Menschen) rechtfertigen zu können - Aber, ich liebe doch die Menschen … ich liebe sie … ich liebe Euch doch alle ! Da erntete er nur Gelächter und erstaunte Blicke; und konnte es so gar nicht fassen. Macht macht eben blind und Machtverlust öffnet die Augen auch erst in Etappen. Ach ja, Stilblüten sind bei Kindern und wenig gebildeten Menschen oftmals überaus lustig, aber bei Vertretern der schreibenden Zunft erst recht immer einen Lacher wert. Und dazu paßt wie angegossen ein alter Spruch von meiner Großmutter.

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~* 61. *~

E gescheut Hingkel leet aach emoe neewersch Nest.

Für die, die eine Übersetzung brauchen, bitte:
Ein gescheites Huhn legt auch einmal neben das Nest.

Während ein blindes Huhn gelegentlich sogar mal ein Korn findet. Das sei ihm von Herzen gegönnt. Wenn nur nicht so viele blinde Hühner herumliefen und es mit Krähen versuchten ...


Und wo wir schon bei den Hühnern sind, paßt valleicht dieser Verweis.

... Musikspur: Gustav Holst - Saturn / Die Planeten ...

Sonntag, 20. Juni 2010

Lob der Zickigkeit

Ost-Ennerich (VSE)
19. 6. 2010 Sa

Können Männer eigentlich zickig sein ? Nun, wenn ihnen etwas nicht paßt oder generell gegen den Strich geht, werden sie leicht bockig. Das ist nur zu wahr. In eim solchen Fall ist dann auch mit Gewalt nicht mehr viel auszurichten weder bei den Männern und erst recht nicht bei den Zicken. So hat es mir meine Großmutter als kleiner Bub schon verklickert, und noch heute erinnere ich mich gern ihrer Worte ‘Met Gewalt hebt mer’n Gaaß henne rim’ Also, mit Gewalt kann man allenfalls eine Ziege kurzzeitig hinten herumheben. Damit ist der eigenen Sache aber nur wenig gedient, denn die Ziege macht alsbald doch wieder was sie will. Ich bin so satt, ich mag kein Blatt, mäh mäh mäh. Aber Ziegen dürfen das, die sehen lustig aus, sind dabei eindeutig intelligent und haben dahero ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein, was sie dann ja auch wieder interessant macht und so sehr abhebt von den belämmerten Schafen, die immer so dösig dreinschauen und so kugel-, nein tonnenrund erscheinen mit ihrem dicken Wollmantel; sind auch stets mit Mampfen beschäftigt... Die scheren sich nur ums Fressen, bis sie dann selber geschoren werden; überlassen ihren Mist einfach anderen Leuten und blöken ansonsten nur blöde herum. Da lob ich mir doch die Zickigkeit, auch wenn sie nicht immer leicht zu ertragen ist. Launen muß ma sich erlauben können; das heißt schon was, denn sie sind ein ausdrücklicher Nachweis von Privilegiertheit und lassen auf ein besonderes Wesen schließen, das mit Intensität und Kreativität begabt nicht so langweilig wie die Herde gern den eigenen Launen folgt. Capriziös eben und damit für Capriccios gut. Nichts für Meßdiener im Gegenlicht.



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(/ 60. \)

Eines schickt sich nicht für alle!
Sehe jeder, wie er's treibe,
sehe jeder, wo er bleibe,
und wer steht, daß er nicht falle!

Johann Wohlklang von Goethe

Denn Leben kann gefährlic sein. Siehe hier.

... Musikspur: Al Stewart - On the border / The Year of the Cat ...

Donnerstag, 17. Juni 2010

Mistverständnisse

Ost-Ennerich (VSE)
16. 6. 2010, Miretwoch

)*!*(


Eine Replik auf eigenem Platz

Manche Leute haben echt eine Art drauf, die ist gelinde gesagt nicht mehr feierlich. Erlebt man ja hin und wieder, nichtiwahr ? Beißen und ätzen herum wie ein Willrich, stets aufs neue beseelt und angetrieben von ihrem ’Ceterum censeo’, daß es sogar dem Gutwilligsten irgendwann zuviel wird. Sie teilen fortwährend aus und halten dies auch noch für Stärke, aber sind nicht mehr befähigt, unbefangen und unvoreingenommen eine Widerrede anzuhören, weil sie so sehr fixiert, ja verbohrt sind. Sie tun das mit Inbrunst, als hätten sie allein den Adlerhorst der Metatheorie erklommen und tun so, als wären sie zudem mit dem superscharfen und superschnellen Adlerblick ausgestattet. Diese Rolle scheint ihnen auf den Leib geschrieben, halten sich gerne für eine Art modernen Ardjuna, der nicht bloß in weiter Ferne den Vogel erspäht, sondern demselben ins Auge blickt. Kein Wunder, daß dabei Heroismus aufkeimt, verstehen sie sich doch als der einsame Künder, der späte Recke, der nur ein Ziel kennt und der aber auf den geringen Zuspruch mit einer sich stets steigernder Unduldsamkeit und Unerbittlichkeit, also zunehmender Verhärtung reagiert. Du, laß dich nicht verhärten, kann ma nur da mit Wolf Biermann raten … Arroganz und Häme als deren erste Ableitung an falscher Stelle und an falschem Ort zur Schau getragen, zahlen sich selten aus, dafür kosten sie viel mehr, Sympathie zB. und damit vor allem Interesse. Wer Mißverständnisse zum Anlaß nimmt, um sein eigenes Mistverständnis in aller Herablassung zu zelebrieren, zeigt damit nur, daß er tief in seim Herzen nur ein Schulfuchs ist, der immer gern den Rotstift zückt, doch keinesfalls der Überflieger, den er zu sein vorgibt.


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] 59. [

Ohne Licht
sieht ma nüscht


Halt mal wieder ein Spruch der anderen Art. Hätte da noch einen Verweis auf einen herben Kalender-Spruch von 2008, der so langsam zu greifen beginnt.


...Musikspur: Wolf Biermann - Du laß dich nicht verhärten...



Donnerstag, 10. Juni 2010

Castros Kasbah

Hier mal ein Bild von
eo,
freestyle-philosoph



)*!*(


Ost-Ennerich (VSE)
9. 6. 2010 - Miretwoch

Ob dies heuer ein Sommer wie 1439 wird ? Anhaltend warm und unbeschwert, aber doch mit wenig erquicklichen Ahnungen getrübt ? Nun, bis zum nächsten Maximum sind es wohl noch zwei Jahre hin; aber trotzdem, die neuen und alten Konflikte beginnen sich gerade wieder aufs neue aufzuheizen, seien sie nun geschürt oder durch die steigende Hitze vor Ort zum Brodeln gebracht. Nur um den Eyafiallajökul auf Island ist es mittlerweile ziemlich ruhig geworden. Doch das kann sich abrupt ändern, denn Vulkane sind echte Schlingel, also ziemlich unberechenbar. Sagt ma das nicht auch von der Geschichte ? Daß sie sich impulsiv und dann ebenfalls des öfteren implosiv verhalte ? Oder läuft es nach eim Masterplan ? Gleichviel ob nun à la Weltgeist, Illuminati oder à la Alla. Da streiten bekanntlich nicht nur die Gelehrten sondern vor allem die jeweiligen Anhänger; und das heftig mit handfesten, also mit harten, scharfen und spitzen und schmerzhaften Argumenten. Wer mag das entscheiden ? Geschichte ereignet sich oft ganz anders, als sie dann später überliefert, gelehrt und gedeutet wird. Alle möglichen Tricks und Intrigen gehören natürlich seit jeher zum politischen Geschäft. Beim Kampf um die Macht gibt es nur sehr wenig Regeln und in kritischen Momenten scheint so ziemlich alles erlaubt. Socialismo o Muerte hieß die Parole aus Castros Kasbah; und heißt sie wohl immer noch.

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° 58. °

Die bemerkenswerten Ereignisse der Geschichte
sind die sichtbaren Wirkungen
der unsichtbaren Veränderungen
des menschlichen Denkens.

Gustave le Bon

…Musikspur: Sun is shining - Bob Marley / Kaya…

Im Apho-Blogg (noch recht frisch) paar Anmerkungen zum Sehen.