Dienstag, 24. August 2010

Gestern ist gestern ...

Ost-Ennerich (VSE)
23. 8. 2010, Mo

Geschichte wird eigentlich nie langweilig,
auch wenn sich vieles auf eine ziemlich neurotische Art ständig wiederholt.Denn täglich stellt sich NEUES ein und gestern ist gestern und vorbeigezogen und fällt damit schon fast der Geschichte anheim.
Die Geschichte ist zum einen abgeschlossen, zum anderen geht sie aber weiter und zum dritten wird sie je nach Abstand und je nach Generation immer wieder anders und in so manchen Aspekten neu und damit in einzelnen, zuweilen wichtigen Punkten ziemlich gegensätzlich zur bisher beherrschenden Sichtweise gedeutet.
Das ist nun einmal der Lauf der Welt. Niemand kann sich auf Dauer oben halten. Da sei die auf einer goldenen Kugel tanzende Göttin Fortuna vor. Oder das Gesetz des Wandels. Die Sieger von gestern sind die Verlierer von morgen und umgekehrt.
Die einen macht die Not wendig und rührig, wenn die Dinge nicht allzu hoffnungslos stehen und die anderen macht der Erfolg übermütig und bald auch dekadent. So ungefähr reguliert sich das.
Alle hunnert Joahr hängt de Beelsack o ner annern Hausdier, sagte schon die Oma, wenn es um solche Themen ging. Da scheint jedenfalls etwas dran zu sein. Solange der Hunger noch größer und wirksamer ist als die Sattheit und der Überdruß, geht es weiter aufwärts. Wenn aber letzteren Befindlichkeiten beherrschend geworden sind, geht es unaufhaltsam abwärts.
Klar, können ja nicht gleichzeitig immer alle oben auf der luxusgesättigten Spitze verweilen, denn dann wäre ja die Hierarchie abgeschafft und kein Oben und Unten mehr und jede Art von Differenzierung weitgehend eim faden, grauen Einheitsbrei gewichen.
Soll gar nicht so wenige geben, die von eim solchen Endzustand der totalen Lebensgerechtigkeit träumen; und wenn valleicht doch nicht, zumindest den Weg dahin gutheißen und nach Kräften unterstützen.(Damit ist aber nicht Gottfried Benn mit seim Gedicht 'O, daß wir unsere Ururahnen wären - ein Klümpchen Schleim in einem warmen Moor...'
) gemeint.

Der Beitrag wie zumeist nicht tagesaktuell, lag schon paar Tage herum, dafür aber heute der Spruch, (der aber ebenso - und das noch viel länger - schon auf Halde liegt).

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)s( 68. )s(

Die Zeit schreit nach Erneuerung
und nach einer Trend-,
ja besser noch nach einer
Kehrtwende



Zum Schluß noch ein Verweis auf einen Text in eim annern Blogg, Marke ‘Der Mythos lebt


...Musikspur: Gustav Holst - Die Planeten / Saturn (London Phil.)….

Mittwoch, 18. August 2010

Häßlich ist nicht schön


... ein früher Picasso ...

Ost-Ennerich (VSE)
17. 8. 2010, Di


Irgendwo stößt mich ja auch die Häßlichkeit bei denen ab. Huch, da mach ich erst mal einen Punkt und schau mich um.

Über Häßlichkeit zu reden, ist immer heikel. Gleichviel ob man über einzelne oder bestimmte Gruppen spricht. Wer wird schon gern als häßlich angesehen und beschrieben ? Ja, soviel ist klar, häßlich sein ist nicht schön, denn das ist so wie mit Pickeln im Gesicht herumzulaufen oder mit einer auffallend großen Warze nahe am Mund oder auf der Nase bestückt zu sein. Pickel oder besser Mitesser und Akne, wie diese seltsamen Auswüchse im Fachjargon heißen, stellen sich zum Leidwesen der zumeist jugendlichen Betroffenen ziemlich ungerufen ein und verschandeln das gesamte Antlitz; mit dem Effekt, daß der Anblick jeden Betrachter sogleich denken läßt, ach der Ärmste, wieviel schöner wär er ohne diese Flecken, Narben und Ausbuchtungen.

Ja, häßlich ist nicht schön; und Pickel machen häßlich, aber nicht nur die allein. Auch Gedanken vermögen dies und die beherrschenden Einstellungen wie natürlich in summa auch der Lebenswandel. Und auch nicht zu vergessen, das was ein jeder für sich mitbringt, also mitbekommen hat von den Ahnen, von dem Volk usw. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Oder wie Peter Rühmkorf es so anschaulich in eine lyrische Zeile gegossen hat:

Was dir dein Vater schuldet, du vererbst es !

Häßlichkeit stellt, was soll all das Drumherum-Reden, eine ziemliche Hypothek dar, aber trotzdem ist damit nicht gesagt, daß die Häßlichkeit letzthinnig auch zum Schicksal werden muß. Sie kann natürlich markant, in einer gewissen Drastik des Ausdrucks frappierend oder eben originell sein, durch den Kontrast zu den faden Normalos oder durch durchgeistigtes Streben mit den Jahren abgemildert und zum Teil schon ins Gegenteil umgeschlagen sein, so daß man schon längst nicht mehr sagt häßlich sondern mehr anerkennend hübsch-häßlich bei sich denkt.

Das Leben jedenfalls reicht zu den verschiedensten Metamorphosen die Hand. Ma muß nur zugreifen und darf sich nicht irre machen lassen.

Ach ja, seit ich denken kann und sicher noch davor, habe ich die Leute zunächst (aber nicht nur) ihrem Gesicht nach beurteilt, also in sympathisch oder unsympathisch, interessant oder langweilig, schön oder häßlich, vertrauenswürdig oder falsch, friedlich oder aggressiv, harmlos oder gefährlich und was derlei Unterscheidungen mehr sind, ‘eingeteilt’.

Eigentlich ja mehr automatische Prozesse des phylogenetischen Zentralrechners im Kopf, der dem Ich Berichte in Form von Gedanken und Gefühlen liefert, die ausnahmslos auf einer Skala zwischen zwei gegensätzlichen Punkten angesiedelt sind. Entweder null Ausschlag oder voll oder irgendwo dazwischen. Der Kontrast ist also vorgesehen, ist somit Naturgesetz und so wahr wie die Tatsache, daß neben dem Schönen das Häßliche immer ein schlechtes Ständing haben wird, gestern, heute, morgen - ja bis in alle Ewigkeit.

Soll mir niemand erzählen, daß Schönheit kulturell bedingt und vom Epochengeschmack abhängig sei. Marginal spielt da schon etwas rein, geschenkt, doch die Grundaussage ist bayerisch gesprochen nur ein Schmarrn. Denn Schönheit scheint mir - von Wirken und Wirkung bestätigt - mehr eine universelle Konstante zu sein, eben ein Formungsprinzip, das auf die Prozesse des Lebens und des Gestaltwandels einwirkt. Wenn man es läßt.


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Es ist zu sehen am Nest,

was für ein Vogel drin gewest



Wer noch Lust auf ein´ anderen Text hat, kann sich ja hier im Apho-Blogg mal umsehen.

...Musikspur: Wolfgang Amadeus Mozart, Rondo alla turca KV 331...

Donnerstag, 12. August 2010

Jünger-Jünger

Ost-Ennerich (VSE)
11. 8. 2010, Mi

Immer wieder passiert’s auch, daß Beiträge (obschon soweit fertig) einfach liegenbleiben und noch ein wenig ruhen. Wenn ma sie dann später hervorkramt, ist das Referenzthema mit all den Verzweigungen und Ableitungen schon vorbeigerauscht, aber noch gut in Erinnerung. Vor eim Monat, ja, so lang ist das jetzt her, waren die WM und auch die vielen Fähnchen mit schwarzrotgold noch ein aktuelles Thema, das für einige Kontroversen sorgte…
Also, Zeitsprung, war damals ziemlich geharnischt drauf.


Die metapolitisierten Jünger-Jünger sind bestenfalls Epigonen; ihnen fehlt es an allem, was den Meister ausgemacht hat - an Unerschrockenheit, an Intuition und auch an praktischer Schläue; vom stereoskopischen Blick einmal ganz zu schweigen. Agieren geschäftig in ihren Nischen und grummeln fast den ganzen Tag, sind um Sprüche und Themen nicht verlegen, aber es fehlt weiterhin an Zuwachs und an Wahrnehmung außerhalb des eigenen Zirkels.
Die Schwere der dräuenden Probleme hat sie ganz steif gemacht, und so fehlt es an Leichtigkeit, an spielerischer Leichtigkeit vor allem, eben den Dingen trotz trüber Aussichten dennoch ihren Reiz zu lassen und sich für einen kurzen Moment einmal mit den vielen anderen mit den schwarzrotgoldenen Fähnchen am Autofenster gemein zu machen; und nicht gleich wieder beckmersserisch die Begeisterung der Massen allein als ein geschickt gelenktes Manöver der Mediengewaltigen und deren Auftraggeber hinzustellen und damit abzutun.
Natürlich wurden bei all den Kampagnen etliche Zwanziger-Botschaften allzu plakativ, ja schon gehörig mit dem Holzhammer inszeniert, aber die Lust der Kinder an den Farben Schwarzrotgold ist wirklich echt.
War immer schön zu beobachten, für die Kinder genau so selbstverständlich wie es früher für viele Erwachsene problematisch war. Wer da nicht mal für einen Moment wenigstens gerührt ist, der ist in meinen Augen ein Fliegenfranz Natürlich sieht die Welt anders aus, da ist nicht stille Idylle, und wenn ma daran denkt, in welche Welt sie erst hineinwachsen müssen, kriegt man schon Beklemmungen, wenn nicht schlimmeres.
Was man ihnen da für eine Konkurrenz an den Hals gehetzt hat, spottet jeder Beschreibung; denn sie sind auch im besonderen Maße gerade diejenigen, die diese Bedrängnis am eigenen Körper auf Schritt und Tritt erfahren und erleiden müssen. Ob dies nicht auch ein Grund für die Kleinen ist, sicher mehr eine instinktive Regung, so eifrig zu den deutschen Fähnchen zu greifen ? Kinder sind ja bekanntlich nicht blöd, vor allem wenn sie blöde, also unangenehme und unschöne Erfahrungen machen.
Die Eltern sind natürlich ab eim gewissen sozialen Status ziemlich um den Nachwuchs besorgt und statten schon die Allerkleinsten mit monströsen Fahrradhelmen und dergleichen aus. Aber jenseits der Technik endet ihr Horizont, denn sie vermögen nicht wirklich die eigentlichen Zusammenhänge zu erkennen und danach dann zu handeln, was so viel heißt wie Prioritäten setzen. Mit anderen Worten endlich politischer werden und politisch denken, politisch handeln, zB. was das Einkaufen angeht, sich somit dem Ernst der Zeit stellen und begreifen, das Einsatz gefordert ist.
Für metaphysische Naturen - dem Ruf des Engels Folge leisten. Die Zeit ist da. Und der Akzent muß jetzt auf dem Verbindendem liegen; und nicht auf dem Trennenden. Aber dazu sind die Kleinkarierten und die anderen Pedanten nicht fähig und nicht willens, dazu bräuchte es eine andere Qualität, die nach außen ausstrahlt und zündet, nämlich die Große Präsenz, eben Charisma. Und genau daran fehlt es gerade. Mit Hochnäsigkeit und elitärer Unduldsamkeit ist es leider nicht getan. Es ist auch ein ernstes Warnzeichen, wenn der Humor bzw. das, was Humor sein soll, nur noch als Sarkasmus rüberkommt.


( Kann mir ein ironisches Lächeln jetzt nicht verkneifen, gerade bei diesem Gedanken - Wenn die bloß wüßten, wann ich Geburtstag habe … Für die Bibelkenner ein kleiner Tipp - ‘s ist gerade der Tag, als Jahwe (oder war es Enlil ?) beschloß, die Schleusen des Himmels zu öffnen; und das nicht einfach so, sondern wegen der großen Sündhaftigkeit und dem übermäßigen Lärm, den die Erdlinge unablässig mit Vorsatz machen. Daß ohrenbetäubender Krach nervtötend sein kann, hat ma in diesen Breiten während der WM in Südafrika ja live erleben können.)


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: 66. :

Was jetzt kommt
sind Jahre der Entscheidung –
im großen wie im ganzen wie im kleinen



Und hier noch ein starker Beitrag zu einer Entscheidung, die vor einigen Wochen in Bayern gefallen ist.



...Musikspur: Jigue - M.A.S.S. / Tribute to Alan Parsons Project...

Dienstag, 10. August 2010

… über das Niveau …wo …wo

Ost-Ennerich (VSE)
9. 8. 2010 - Mo

Nun gut, was der Alte Fritz heute angesichts der schlechten Politik und der Riesenprobleme sagen würde, ist natürlich Spekulation, aber daß er nicht gerade in Freudensprünge ausbrechen würde, schon allein wegen Mediokrität und Zukunftsblindheit seiner demokratischen Nachfolger, scheint gewiß; und den Ausspruch mit den Moschen würde er wohl auch nicht mehr tätigen.
Eine kleine Kostprobe seines Denkens in Gestalt praktischer Ratschläge an einen Prinzen ist am Ende angefügt. Klare Diktion, kritischer Geist und ein gesundes Mißtrauen - was will ma mehr !
Aber der eigentliche Grund warum ich noch mal auf den großen Preußenkönig zurückkomme, der damals auch den jungen Jowo Goethe faszinierte (“Wir waren alle fritzisch gesonnen …” D+W), ist ein ganz bestimmter.
Suche nämlich schon seit langem einen ganz speziellen kurzen, sehr pointierten Text, den ich mal vor Jahren, ja Jahrzehnten im Radio gehört habe. Leider weiß ich nicht mehr den Titel und auch nicht gewiß, von wem er stammt, obwohl ich diesen hellen Kopf und König (siehe oben) doch sehr in Verdacht habe.
Also, worum geht es, da beklagt sich ein alter König ziemlich resigniert über das Niveau, über die geringe geistige Kompetenz und den fehlenden Esprit seiner Zeitgenossen und rechnet dann vor bzw. macht im folgenden eine ziemlich detaillierte Rechnung auf.
Er beginnt mit der Einwohnerzahl seines Königreichs, das mögen vielleicht 10 Millionen gewesen sein, sagt ganz schnoddrig etwa so, die Hälfte davon sind Frauen, also schon mal weck, dann der Anteil der Kinder und Greise, kann auch gleich weck, dann die Bauern, Handwerker usw., ebenfalls weck, und so geht er weiter die anderen gesellschaftlichen Gruppen durch bis zum Adel und zu den hohen Würdenträgern und macht im selben Stil weiter seine Abstriche, bis er am Ende dem verwunderten Gesprächspartner sarkastisch das Ergebnis mitteilt, daß in seim gesamten Königreich mit etwa 10 Millionen Einwohnern allenfalls eine Zahl verständiger Leute aufzufinden sei, die man an zwei Händen abzählen könne.
Kann eigentlich nur vom Alten Fritzen stammen, aber ich habe es bislang noch nicht aufspüren können. Wenn da jemand einen Tip hat und mir Titel und Autor nennen könnte, würde ich wieder ein wenig an das Inet glauben …


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¦ 65. ¦


Eine Krone ist ein Hut,
in den es hinein regnet.*

Friedrich II.



Hier der oben angekündigte Ausschnitt:

Es ist gewiß, daß jedermann die Augen auf das erste Hervortreten eines Mannes richtet, der ein hohes Amt auf sich nimmt; und gewöhnlich bestimmen gerade die ersten Handlungen das Urteil der Öffentlichkeit. Legen Sie zuvörderst den Grund zu allgemeiner Achtung, so werden Sie das Vertrauen der Öffentlichkeit gewinnen, wonach meines Erachtens ein Fürst vor allem trachten sollte.

Überall werden Sie Personen finden, die Ihnen schmeicheln und nur beflissen sind, Ihr Vertrauen zu erwerben, um Ihre Gunst zu mißbrauchen und Sie selbst zu beherrschen. Sie werden auch, hauptsächlich unter den Verwaltungsbeamten, noch eine andere Art Leute finden; die sind gesonnen, Ihnen die Kenntnis der Geschäfte sorgsam vorzuenthalten, um sie nach eigenem Gefallen zu leiten. Um Sie von der Arbeit abzuschrecken, werden sie dafür sorgen, daß die leichtesten Dinge Ihnen Schwierigkeiten bereiten. In ihnen allen werden Sie die wohlüberlegte Absicht finden, Sie dauernd unter Vormundschaft zu halten, und zwar unter Wahrung der schönsten Formen, auf eine Weise, die für Sie noch höchst schmeichelhaft zu sein scheint.

Sie werden fragen: was soll ich dagegen tun? Sie müssen sich mit allen Finanzangelegenheiten vertraut machen, einen Sekretär aussuchen, der als kleiner oder mittlerer Beamter in dem Fach gearbeitet hat, und müssen ihm gute Belohnung dafür versprechen, daß er Sie in allem, was Sie berührt, unterweise. Die Finanzen sind der Nerv des Landes; wissen Sie darüber genau Bescheid, so werden Sie mit dem übrigen jederzeit fertig werden.

Friedrich II.


* Den Spruch gibt’s als Karte im LI-LA Literatur-Laden.
Apropos, wenn Sie schon immer mal einen Anlaß
gesucht haben, mit dem Autor in Kontakt zu treten,
dann bestellen Sie doch einmal paar Karten.


Lesenswert auch dieser Text über Wegegeld im Apho-Blogg



...Musikspur: Tannhäuser - Ouvertüre / Wagner...

Mittwoch, 21. Juli 2010

Wenn der Alte Fritz ...

Ost-Ennerich (VSE)
20 Juli 2010 - Di

Wenn der Alte Fritz noch einmal käme und mit Dreispitz durch Berlin reiten würde, käme er sicher aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nach einer gründlichen Inspektion aller Stadtbezirke würde er dann vielleicht (in eine zeitgemäße Diktion übersetzt) sagen:

1. Ihr seid bekloppt. Wie konntet ihr euch nur im eigenen Haus so zur Schnecke machen lassen.
2. Aber wen wunderts. Das kommt eben davon, wenn man Amateure und andere charakterschwache Personen ganz nach oben kommen läßt; und die machen dann ‘Politik‘.
3. Immerhin, man hat mich noch nicht ganz vergessen. Das ehrt die Berliner
4. Da haben sie sich also für das volle, das verschärfte Programm entschieden, anders werden sie wohl nicht mehr wach und wendig.
5. Wenn sie es nicht begreifen, daß sie zusammengehören und zusammenstehen müssen, so werden es ihnen die anderen schon begreiflich machen. Und zwar durch ihr Vorbild und durch den damit einhergehenden Erfolg.


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)| 64. |(

Wir nähern uns immer mehr dem Punkt,
wo die Verantwortlichen, die Entscheider also,
an den falschen Vorgaben
allmählich irre werden

Wer noch was lesen will ... Hier der Verweis: Wer nicht hören will.


...Musikspur: Johann Sebastian Bach - Air...


Montag, 19. Juli 2010

Nacht- und Nebelaktion


Ost-Ennerich (VSE)
18. Juli 2010, So

Muß wohl in der späten DDR-Zeit geschehen sein, wie mir Venator einmal sehr glaubhaft versicherte, als der Opa-Diktator auf seine alten Tage seinen Frieden mit dem alten Preußen machen wollte und das prächtige Reiterstandbild von Friedrich dem Großen wieder an seim alten Platz Unter den Linden aufstellen ließ. In einer Nacht- und Nebelaktion war da nämlich ein beherzter Mensch auf den Plan getreten und hatte um den Sockel ein gut sichtbares Spruchband befestigt, worauf zu lesen war:

KÖNIG FRIEDRICH STEIG HERNIEDER
UND REGIERE DEINE PREUSSEN WIEDER !

Eine kreative und höchst wirksame Art des Protestes, für einen Moment wenigstens mit eim originellen Spruch das fehlende Einverständnis mit den herrschenden Zuständen und der dafür verantwortlichen Politik nach außen zu tragen. Hut ab ! Sollte man sich beherzigen. Wie lange es hängen blieb und was mit dem oder den Iniziatoren in der Folge geschah, ist mir leider nicht bekannt. Dürfte aber einiges an Wellen geschlagen haben, obwohl der Corpus delicti sicher recht bald sichergestellt und entfernt wurde und alle Berichterstattung darüber alsbald unterdrückt. Einen anderen großen Skandal gab es unter dem Vorgänger mit der Fiestelstimme. Da war es der Druckfehlerteufel (oder wer sonst gerade in diese Rolle geschlüpft war), der den Obergenossen aus dem Politbüro (komische Namen hatten die damals. Aber klar, destowegen hieß der Scheff vom Laden ja auch Generalsekretär [der säzzer]) einen üblen Streich gespielt hatte. Denn statt dem wohlvertrauten ‘Das ZK der SED faßte Beschluß usw.’ las man auf der ersten Seite des NEUEN DEUTSCHLAND in großen Lettern die Überschrift ‘Das KZ der SED…’ Dürfte einigen Herren im volkseigenen Verlag die Stelle gekostet haben, wenn ich nicht irre; die Politbürokraten jedenfalls waren nicht gerade als besonders humorvoll im Land bekannt. Ein Dreckfuhler der Extraklasse. Ob es nun eine bloße Unachtsamkeit des Setzers oder ein quasi absichtliches Vergreifen war (nach zweidrei Schnäpsen oder so), wird ma wohl nicht erfahren, obwohl anzunehmen ist, daß es die ewig mißtrauische Führung genauer wissen wollte und mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln Nachforschungen anstellen ließ. Mit dem Opa-Diktator ist natürlich Honni gemeint, den von Udo Lindenberg heiß besungenen (…hab ein Fläschchen Cognac dabei, das schmeckt sehr lecker, das trink ich mit dem Erich Honecker…) Staatsschrat, äh Staatsratsvorsitzenden, der schon eher gemütlich wirkte und aussah wie ein Opa, aber doch bis fast ganz zum Schluß das große Sagen hatte trotz langwieriger Krankheit, also der Diktator war, wenn auch von Moskaus Gnaden.


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%| 63. |%

Wenn wir in den notwendigen Dingen die Einheit,
in den nicht notwendigen die Freiheit,
in beiden die Liebe bewahren würden,
stünde es um unsere Angelegenheiten
sicherlich zum besten.

Peter Meiderlein



Noch Lust was anderes Freestyle-Philosophisches zu lesen ?!
Hier geht's zu den Rauchenden Colts.


...Musikspur: May be a Price to pay - Alan Parsons Project / Turn of a friendly Card...

Mittwoch, 7. Juli 2010

Zukunft verstehen

Ost-Ennerich (VSE)
6. 7. 2010 Di

Hab mich letztens etwas zu sehr mit irgendwelchen komischen Vögeln aufgehalten, so mehr aus dem elitären, literären oder libertären Spektrum. Denen sei gesagt, die kochen auch nur mit Wasser und zumeist auch noch mit kälterem als ... Aber lassen wir das. Auch das Leiden an der Zeit kann irgendwann zur Masche werden, da sollte ma gefälligst aufpassen; weiß schließlich wovon ich rede.

Gute Musik ist oft wie ein Zug, in den man einsteigt und der alsogleich losfährt, sobald der erste Takt auch nur anhebt. So ähnlich ergeht es mir zumindest bei wirklich starken Stücken, also solchen, die ma immer wieder aufs neue hören kann, zB. jenen alten Sommerhit mit brasilianischem Flair und Nonchalance, der so gut in die Hitze dieser Tage paßt. Nein, nicht Astrud Gilberto mit ihrem ‘Girl from Ipamena’ ist hier gemeint sondern ’Lambada’ von Kaoma, dies so angenehm heranbrandende und von unverwüstlicher Lebensfreude sprühende Strand- und Ferienlied. Und nicht bloß die von Congas und Bandoneon dominierte Musik und die warme Stimme der schwarzen Sängerin sind bezaubernd, da sie wie durch Zauberhand schlechte Laune oder Langeweile zu vertreiben vermag, auch das Video dazu ist allerliebst, wenn auch etwas ambivalent und dabei bittersüß. Aber so ist das Leben eben. Alles dient mehreren Zwecken; und niemand ist eine Insel usw. Die Welt ist groß und sie wird zunehmend global oder besser systematisch globalisiert; was das nun bedeutet, darüber streiten die Gelehrten, aber wie es sich auswirkt, erfahren die Leute nun mehr und mehr direkt und aus erster Hand, alles ist im Wandel und das betrifft logischerweise vor allem die Zukunft, denn die verschwimmt ziemlich im Nebel, zeigt sich indifferent, von vielen widerstreitenden Szenarien geschüttelt, eben ungewiß. Aber das ist eigentlich ganz normal; und sobald eine Entscheidung ansteht, muß ma sich positionieren. Dazu ist es besser, man weiß, worum es geht und wer letztlich jeweils für was steht, bzw. einsteht.
Huch, da sind meine Gedanken doch unversehens vom Zug in die Achterbahn umgestiegen. Muß wohl an der intensiven Sonne liegen; die verleitet zu Tagträumen, wenn ma nur für einen Momemt die Augen schließt. Um Zukunft zu verstehen, dh. zukünftige Optionen und Szenarien sich vor Augen zu führen, ist nichts grundlegender und zielführender als ein Blick in die Vergangenheit Aber es darf nicht irgendein Blick sein, sondern einer von analytischer Schärfe, der zudem noch mit Intuition und analogischem Gespür gepaart ist. Und einen solichen habe ich letztens aufgetan und war wie elektrisiert.
Davon handelt nun die nächste Lesung.



Die nächste Lesung im LI-LA Literatur-Laden
am Freitag, den 9. Juli 2010 um 20.15:



Ivar Lissner – 'Orient und Okzident'

Die erhellenden Ansichten wie auch Einsichten
eines großen Reisenden des vergangenen Jahrhunderts,
der das Ohr am Pulsschlag der Völker hatte,
über Aufstieg und Verfall der Kulturen.
Fesselnd geschildert, brillant formuliert
und mit Voraussagen gespickt,
die regelrecht frappieren.

Eo Scheinder liest Ivar Lissner -


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)( 62. )(

Es wird niemals so viel gelogen
wie vor der Wahl,
während des Krieges
und nach der Jagd.

Otto von Bismarck



Raucher aufgepaßt ! Hier geht's zu Jogis Zigaretten

... Musikspur: Kaoma - Lambada ...