Dienstag, 2. Juni 2009

Großstadtnomade


Ost-Ennerich (VSE)
1. 6. 09 MoPf
Es müßte auch mal kürzer gehen. Ich versuche es immer wieder, aber es gelingt nicht. Nur einen Spruch hinknallen und gleich wieder weck, fällt mir schwer. Dabei wäre es wirklich viel leichter. Ein wenig im Sprüche-Depot gestöbert, entschlossen zugegriffen und fertig. Geht nicht. Mag auch kein Fast Food. Auf der Straße essen und aus eim Deckelbecher Kaffee trinken - was soll das ?! Sind wir denn beim Marathon ? Oder so von den Trieben gesteuert, daß uns Ambiente und Atmosphäre ganz egal sind ? Scheint zuweilen so. Und auch das Dönerfuttern habe ich mir schon lange abgewöhnt, zehn Jahre sind’s bestimmt, wenn nicht mehr. Nicht einfach so, sondern mehr bewuß; Gründe gab’s dafür ja reichlich. Neben dem ästhetischen (zwischen den Passanten auf archaische Art mit weitgeöffnetem Mund sein Freßpaket zu vertilgen), gab und gibt es noch eine ganz Latte weiterer, ob es nun die Hände waren, die lange noch unangenehm nachdünsteten, oder die Qualität des Fleisches, was oft genug schon in den Schlagzeilen war, oder die Gefahr von unschönen Flecken durch herabtropfende weiße Soße oder weil man von eim Tag auf den anderen Dönerspieß und langes Dönermesser nicht mehr sehen mochte... Aber der moderne Großstadtnomade liebt es mehr ohne Umschweife, ohne groß Aufhebens zu machen, so nebenbei und unterwegs, gleich in medias res und das Fressen im direkten Zugriff, weil in der Hand. Unästhetisch, ja unschön die Entwicklung.


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Ξ 13. Ξ

Das Leben besteht
aus Verträglichkeiten und Unverträglichkeiten;
darauf muß man sich einstellen
und von Fall zu Fall reagieren.

….Musikspur. Lionard Cohen - Passing through / Livesongs...

Mittwoch, 27. Mai 2009

...Sprüche zählen...

Ost-Ennerich (VSE)
26. 5. 09 Di

Sprüche gibt es viele; so viele, daß niemand sie zählen kann. Wäre überdies eine unsinnige Tätigkeit, da tagtäglich ein ganzer Haufen neuer dazukommt. Aber vielleicht findet die Wissenschaft eine Methode, wie diesem Probilemium beizukommen wäre. Die Astronomen an ihren Fernrohren und Computers sind schließlich auch noch immer unermüdlich am Kartieren und Erfassen ferner Sterne und Galaxien. Doch halt, mit konkreten Zahlen geben die sich gar nicht ab, sie rechnen mehr in Größenordnungen, die für kleine Erdenbewohner schier unbegreiflich sind, und pflegen somit einen inflationären Zahlenbegriff, der in Zehnerpotenzen nur so schwelgt und bei dem Milliarden durchaus gängige Münzen sind. Egal ob Alter und Masse von bzw. Entfernung zwischen Sternen - als erstes rumpeln immer die Millionen und Milliarden heran und machen uns Menschen in unserer alltäglichen Welt des Kleinen 1 x 1 erst mal ein wenig verlegen. Da ist man nun für sehr lange in der Menschheitsgeschichte ganz ohne die großen Zahlen ausgekommen; oft ließ sich wichtiges an einer Hand abzählen oder es blieb überschaubar im zweistelligen Bereich mit der Hundert als einer besonderen Schallmauer. Erinnere da nur an den Bibelvers - Unser Leben währet 70 Jahre und wenn es hochkommt, so sind es 80 Jahre … Und damit Schluß. So gesehen kommen wir eigentlich aus einer relativ überschaubaren Welt mit überschaubaren Zahlen. Aber nicht nur die Astronomie und Astrophysik pflegt den Kult der übergroßen Zahl, die Gesellschaft in ihren unterschiedlichen Segmenten und Spielarten tut dies nicht weniger - man braucht nur die Radionachrichten einzuschalten und schon ergießen sich die großen Zahlen über den kopfschüttelnden Zeitgenossen, Milliardenverluste durch die Bankenkrise, Milliardenlöcher in den Bundesfinanzen, Millionen-Transfers in der Bundesliga, Millionen-Gewinner bei Quizsendung usw. Darunter tun die’s heute nicht mehr, würde meine Großmutter sagen. Könnte jetzt noch etwas von wirklich großen Zahlen reden, von solchen, die man gar nicht mehr konventionell als Zahlen schreiben kann; von Googols, (die beginnen bei etwa 10 hoch 100), dem Googolplex, dem Googolmaxiplex, dem Googolsupermaxiplex und zum Ende hin dann noch dem GOL, aber das versteht eh keiner. Sprüche zu zählen ist Quatsch; viel besser sie zu sammeln und parat zu halten. Sprüche wollen auch nicht gezählt sondern vor allem (weiter) erzählt werden Nur so entfalten sie ihr Bouquet.

Trotzdem werde ich die Sprüche hier natürlich auch weiterhin numerieren, denn Zahlen sind immer ein guter Ansporn. Als Spruch für heute ein Kürzest-Geschichte in eim Satz.

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گ .21 ے
Es sprach der Gastronom zum Astronom -
wieviel Sterne sind in meiner Suppe ?

Dienstag, 26. Mai 2009

das richtige Feeling im Frühling

(Das Wort zum Mondtag sollte ganz unten stehen, tut es aber nicht)


Ost-Ennerich (VSE)
25. 5. 09 Mo

Das Wetter ist viel zu gut im Moment, um ständig in die Problemkiste zu greifen. Dann lieber ‘Wie schön blüht uns der Maien …’ singen - ein einfaches, aber wunderschönes Lied, das wie Fliederduft daherkommt, berauschend und voller Sehnsucht und stiller Erwartung. Ein altes Volkslied. Heute sicher weithin vergessen und unbekannt; vor allem bei den jungen Leuten, wie ich angesichts der Räp-Dominanz bei Jugendlichen kurzerhand mal annehme. Dabei vermag dieses Mai-Lied ein ungemein starkes Feeling zu transportieren, ja Feeling, denn Gefühl wäre in diesem Zusammenhang (und Zusammenklang) zu schwach, zu gewöhnlich und auch zu sperrig, <aber nicht doch, Frühlingsgefühle ist doch ein trefflicher Ausdruck und über den Frühling hinaus verwendbar. Der Korrektor> eben das richtige Feeling im Frühling, das man wirklich nur dann hat und zutiefst in sich spürt, wenn die Natur ringsum in schwelgerischen Farben erblüht. Ein Bild von mythischer Kraft. Kein Zweifel, das Warten hat ein Ende, die Göttin ist wieder zurück. Und mit ihr all die Annehmlichkeiten, die sie im Gefolge hat. Wie schnell schwindet dann die Erinnerung an frostige Tage und kalte Füße; das ist jedes Jahr stets aufs neue phänomenal. Genau diesen Zauber des wonnigen Übergangs fängt das kleine Liedchen ein. Daß jetzt die schönste Zeit im ganzen Jahr ist; und das ist sie ja auch, wenn alles Schöne noch vor einem liegt…

Aber so schön der Frühling ist verbunden mit dem richtigen Feeling, die Rechnungen laufen weiter, der Ärger ebenfalls und die herben Sprüche sowieso. Merke: Je reifer die Zeit, um so herber und herbstlicher die Sprüche. Wär schon fast der Spruch, doch hab ich da noch das Wort zum Mondtag, das schon mal im Ladenfenster hing und als Karte oder Schild im Postkartenformat zu haben ist. Hört sich an wie Physik, gilt jedoch viel umfassender und heute ganz besonders. Alla dann.


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R 11 Я
Die Trägheit der Masse
resultiert
aus ihrer massiven Trägheit.






























Donnerstag, 21. Mai 2009

Revolutionäre Umwälzungen


Ost-Ennerich (VSE)
20. 5. 09 Mi


Wenn man mich fragt, wird die Wissenschaft heute einfach, nein vielfach überschätzt,sowohl in ihren Methoden wie auch in ihren Zielen. Denn um zu tieferen Einsichten zu kommen, darf man nicht allzu einseitig vorgehen und sich nicht allein aufs Messen und Zählen verlassen, wie die Wissenschaft das mit Vorliebe tut. Was außerhalb des Meßbereichs und der Meßbarkeit liegt, kann nicht berücksichtigt werden und wird daher der Einfachkeit halber als für nicht existent angesehen. Oder wie es der Physiker Hans Peter Duerr einmal formulierte, so fein das Netz der Wissenschaft auch gestrickt sein mag, wird es doch immer noch winzige Teilchen geben, die wie die kleinen Fische durch die Maschen schlüpfen. Die Wissenschaft ist sozusagen auf eim Auge blind und damit einäugig, obschon das verbliebene Auge sich nach Kräften bemüht und stets an Schärfe dazugewonnen hat. Aber es ist allein auf das ausgerichtet, was als Materie im Raum repräsentiert ist und was man (bei Licht) auch sehen kann. Die Materie als das einzig Reale, weil grundlegende Bedingung für alles was ist wurde so zum maßgeblichen Gegenstand der Wissenschaft. Im Mittelpunkt daher die Materie, der dann die Schaftler des Wissens allein mittels des kausalen Nexus´, dem Prinzip von Ursache und Wirkung, auf die Schliche zu kommen trachteten. Dieser Ansatz also, nach einer eindeutigen Kausalität zu fahnden, galt solange unangefochten, bis sich schließlich die Atomphysiker in subatomare Sphären hineinwagten, pardon -dachten und erstaunliche, höchst widersprüchliche Entdeckungen auf der Quantenebene machten, die den Gesetzen einer ‘klassischen’ Physik geradezu hohnsprechen. Und plötzlich ist doch alles im Grunde ganz anders; oder das als sicher Geglaubte wird relativiert, mit der Folge, daß die bislang gemachten Erkenntnisse auf einen begrenzten Geltungsbereich eingeschränkt werden. Warum soll es der Wissenschaft besser ergehen ? Ihre Erklärungsmodelle sind immer als vorläufig zu betrachten und können quasi über Nacht überholt sein, wie ja das ein und andere Mal schon geschehen. Wie alle anderen Bereiche des Lebens so ist auch die Wissenschaft vor gelegentlichen Erschütterungen nicht gefeit und bleibt von Revolutionen oder schwarzrappig ausgedrückt von revolutionären Umwälzungen nicht verschont. Da diese nun zumeist nicht sehr blutig verlaufen, wiewohl doch sehr verbissen gekämpft und gestritten wird, nennt man dergleichen abrupte Wandel im Weltbild zumeist etwas vornehmer Paradigmenwechsel.


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10.

Die Strategien und Methoden des Aufruhrs
entstammen den alten und neuen Eiterherden der Weltpolitik.

…Musikspur: Libertango, Astor Piazzolla / Libertango….

Dienstag, 19. Mai 2009

Komplexitätsmonster


Ost-Ennerich (VSE)
Mo 18. 5. 09

Genauer betrachtet ist die Welt ein ziemliches Komplexitätsmonster, an der sich die Wissenschaft mit immer größeren, monsterhaften Anlagen wie etwa das CERN bei Genf abzuarbeiten versucht. Und zwar wie die gigantischen Dimensionen verraten auf eine ausgesprochen brachiale Weise - nämlich durch eine gezielt ins Werk gesetzte Zertrümmerung der Materieteilchen und -subteilchen. Um dann die Spur des Verlöschens derselben zu interpretieren und daraus neue Erkenntnisse über den Aufbau der Welt und ihrer kleinsten ‘Bausteine’, der Materie zu erzielen. Ob dieser Weg nun wirklich der Weisheit letzter Schluß ist, darf bezweifelt werden. Und überhaupt ist die Wissenschaft, wie hier bei uns im Abendlande über lange Jahrhunderte praktiziert und hochgehalten, keineswegs zu eim geringen Anteil (eher mehr als weniger) dem Spieltrieb vermögender und vielseitiger Männer im nachleidenschaftlichen Alter geschuldet, die unter einer wohlklingenden und respekteinflößenden Fragestellung ihrer Experimentierlust wie auch der Lust am Zerlegen, Zergliedern und Zertrümmern freien Lauf lassen konnten. Die Gegenstände und ebenso die Sachverhalte sind komplexer und komplizierter geworden, keine Frage, doch die Methode, also die Vorgehensweise ist vom Muster her stets die gleiche geblieben. Schon die kleinen Jungs lassen ja mit Vorliebe auf ihrer Modellbahnanlage zwei Loks aufeinanderprallen; nur geben sie sich im Vergleich mit akademischen Spielbuben schon mit eim Schienenkreis im Durchmesser von 1,20 m zufrieden, während die anderen nach dem zehntausendfachen gieren. Ja, manchmal weiß man nicht, ob man lachen oder ob man weinen soll. Wie ich darauf komme ?! War ein interessantes Thema im Anschluß an die Germania-Lesung aus Tacitus letzten Freitag im LI-LA Literatur-Laden.
Und als Spruch auch wieder etwas halbwegs Ätzendes, das sich zum einen auf die erste Zeile und den Titel bezieht und zum anderen die potenzielle Gefährlichkeit auf eine plakative Art wieder in Erinnerung ruft. Der Spruch stand auch schon mal als November-Spruch in den KALENDER-SPRÜCHEN 2007.

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ξ 9. ζ
Die Welt
ist ein vielköpfiges Monster,
das man beständig im Auge behalten muß !

…Musikspur: Lucifer, Allan Parsons Project….

Montag, 18. Mai 2009

Das Wort zum Mondtag

Ost-Ennerich (VSE)
So 17. 5. 09


Vielleicht könnte man den letzten Spruch noch ein wenig modifizieren und ihn quasi mit eim Boden ausstatten, etwa dergestalt: Der Boden der Wirklichkeit ist mit Intrigen unterkellert. Und dies wahrscheinlich schon vom Anfang der Geschichte. Geheime Absprachen im Schutze der Dunkelheit oder an verborgenen Orten hat es seit Urzeiten gegeben. Auslöser ist immer eine Idee, die sich dann in einen erst losen dann festeren Plan konkretisiert und so nach und nach Gestalt annimmt, bzw. in einzelnen Menschen eine Art von Wirksamkeit entfaltet. Und jedes vertrauliche Gespräch, jeder intensive Gedankenaustausch kann potenziell der Ausgangspunkt für eine zu verfolgende Strategie sein, die um Erfolg zu haben, nicht ganz auf Intrigen verzichten kann. Auf das Helle und Klare folgt stets das Dunkle und Schlechteinsehbare wie am Wechsel vom Tag zur Nacht schon früh jedes Kind als wiederkehrenden Rhythmus erfährt. Neben der einen Ebene gibt es immer noch eine andere Ebene und die folgt unterschiedlichen, da eigenen Gesetzen. Über die andere, die zweite Ebene valleicht ein andermal mehr…
Aber schließen soll es auch heute nicht ohne Spruch; in ganz anderer Form, sozusagen eine neue Rubrik mit dem Titel Das Wort zum Mondtag
.

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≤ 8· ≥

Halbbildung
ist auch nicht viel besser
als Dummheit.
Aber wesentlich
gefährlicher !




…Musikspur: Running away, Bob Marley/Kaya….

Donnerstag, 14. Mai 2009

Vom Suchen zum Finden


Ost-Ennerich (VSE)
13. 5. 09 Mi

Das zielstrebige Suchen habe ich ganz bewußt deutlich zurückgefahren; abgesehen von Büchern im Regal und in der Bibliothek und gewünschten Produkten im Supermarkt, nach denen ich Ausschau halte. Das Suchen als solches ist ja ein eher nerviger Vorgang, der umso nerviger wird, je weniger er von Erfolg gekrönt ist oder je knapper die Zeit wird. Eine kreative Suchoperation, wie sie heute mit Gugel und anderen Suchmaschinen im Inet möglich ist, möchte ich allerdings ausnehmen. Denn dort kann man auf die vielfältigste und zuweilen auf eine gar erhellende Art fündig werden. Aber dafür darf man nicht zu sehr zielfixiert vorgehen sondern sollte versuchen, eim Gedanken, einer besonderen Verknüpfung auch wirklich nachzuspüren und vielversprechende Seiten ausgiebiger zu betrachten. Gerade auf diesem Wege habe ich doch einige fulminante Treffer erzielt; und die kamen zumeist so schön unerwartet, wie eine besondere Begegnung, die für länger haften bleibt. Wichtiger als alles Suchen ist immer das Finden, denn nur das Finden löst die kribbelige Spannung, die vom aktiven, hektischen Suchen ausgeht. Ihr zu entgehen gibt es gleichwohl einen Weg - statt zu suchen, sich gleich auf das Finden einzulassen und die Augen sowohl offen wie auch beweglich halten - um dann zu finden ohne zuvor groß gesucht zu haben.


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Ξ 7. Ξ

Die Wirklichkeit
ist mit Intrigen unterkellert.


….Musikspur: Toccata und Fuge, d-moll, BWV 565.…………………….